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Naturpark „Strandscha“ – Geburtstag mit bitterem Beigeschmack

Vor fast zwei Jahrzehnten wurde das Strandscha-Gebirge im Südosten Bulgariens zu einem Naturpark ausgerufen. Es ist mit einer Fläche von mehr als 116.000 Hektar das größte Schutzgebiet Bulgariens und macht rund 20% der geschützten Territorien des Landes aus. Der Naturpark Strandscha ist außerdem das einzige Naturschutzgebiet in Bulgarien, das zu den fünf bedeutendsten Schutzgebieten in Mittel- und Osteuropa gehört.

Das Besondere an Strandscha ist, dass die Vergletscherung der Eiszeit diese Gebiete nicht erreichte. Aus diesem Grund kann man im Strandscha-Gebirge Pflanzenarten aus dem Tertiär bewundern, also von vor 60 Millionen Jahren, was europaweit einmalig ist. Auch die Fauna des Strandscha-Gebirges hat mit 261 Vogel- und 54 Säugetierarten so einiges zu bieten. Hier verläuft ferner der zweitgrößte Migrationsweg der Zugvögel in Europa - die Via Pontica.

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Der in der Vergangenheit begrenzte Zutritt zu dieser Grenzzone war für den Naturreichtum des Gebirges ein glücklicher Umstand. Die Tatsache, dass sich der Naturpark bis an die Küste erstreckt, lastet jedoch wie ein Fluch über ihm, da das viele Urbanisierungsinteressen anlockt. Zum Stein des Anstoßes wurde der Bebauungsplan der Gemeinde Zarewo am Schwarzen Meer, der nicht nur Umweltschützern ein Dorn im Auge ist. Der Gros der Bulgaren ist gegen die allgemeine Beton-Offensive, die selbst vor Schutzgebieten keinen Halt macht. Die massierten Proteste haben bereits einen Erfolg gebracht: das Ministerium für Regionalentwicklung hat den Bebauungsplan gestoppt, weil er nicht auf der Grundlage des notwendigen ökologischen Gutachtens erstellt worden ist.

Und dennoch werden Umweltschützer den Geburtstag des Naturparks „Strandscha“ mit einer Protestaktion am Dienstag begehen. Noch ist alles in der Schwebe und der Park noch lange nicht gerettet. Die Interessen sind derart groß, dass selbst in höchsten Kreisen die Bau-Lobby ihre Wurzeln geschlagen hat. Es wird vor allem darauf bestanden, die Park-Verordnungen zu lockern, d.h. eine Bebauung der Küste südlich von Zarewo zuzulassen und selbst den Holzeinschlag im Park zu gestatten, denn dort befinden sich noch große, von der Industrie unerschlossene Eichenwälder.

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„Man will von uns, dass wir einen Teil des Schutzgebietes aufgeben, das bebaut werden soll“, erzählt der Umweltschützer Petko Zwetkow von der Stiftung „Biovielfalt“. „Wir unsererseits sind bemüht, dass eine für beide Seiten annehmbare Lösung gefundnen wird, die die nachhaltige Entwicklung der Region nicht behindert, aber auch keine unwiederbringlichen Naturschäden verursacht.“

Der von der Umweltschützern vorgeschlagene Plan sieht vor, dass eine Bebauung sich auf die Ortschaften begrenzen und nicht in den Park auswuchern soll. Die Gemeindeverwaltung von Zarewo sieht das aber anders – sie drängt auf eine vollständige Bebauung des zum Park gehörenden Küstenstreifens, wie auch entlang der zwei Flüsse Weleka und Resowska, die zu den saubersten des Landes gehören.

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„Der Urbanisierungsplan von Zarewo sieht eine 6,5fache Erweiterung der bereits bestehenden bebauten Gebiete, die unmittelbar an der Küste liegen und eine 7fache Erweiterung der Gebiete landeinwärts“, erzählt Toma Belew von der Organisation „Grüner Balkan“. „Wir können uns mit einem derart massiven Eingriff nicht einverstanden erklären. Es soll sechs bis sieben Mal mehr gebaut werden, als der Mensch im Verlauf von 3.000 Jahren an diesem Ort errichtet hat.“

Die massenweise Bebauung ist aber nicht das einzige Problem, das die Naturschützer auf das Gebiet zukommen sehen. Als eine der Begleiterscheinungen werde sich in den Sommermonaten eine Wasserknappheit einstellen. Es wird also notwendig werden, die zwei Flüsse zu stauen, was ihren Unterlauf im Sommer völlig austrocknen würde. Eine dauerhafte Entscheidung wird nicht vom Ministerium erwartet, sondern von Gesetzesänderungen und speziell betreffs der Regionalentwicklung.

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow

Fotos: www.forthenature.org

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