Dr. Diko Patrownow ist diplomierter Forstwirt, Forscher mit Leib und Seele und einer der bedeutendsten Verfechter des Naturschutzes im Strandscha-Gebirge. Dort, im Südosten des Landes, nennt man ihn „der Vater des Naturparks Strandscha“.
Die Geschichte des Naturparks Strandscha begann vor etwa 80 Jahren, als auf dem Territorium des heutigen Schutzgebietes das erste Reservat in Bulgarien gegründet wurde – Silkossija. Diese Tatsache bedeutet, dass die bulgarischen Naturschützer zu den Pionieren der neuen Bewegung in Europa gehören, die in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts ansetzte. 1995 wurden die einzelnen Reservate im Strandscha-Gebirge zu einem Naturpark vereint. Welche Bedeutung hatte diese Entscheidung, die Dr. Diko Patronow damals mitgetragen hat?
„Die streng geschützten Gebiete sind für Menschen unzugänglich und die Natur kann nachhaltig geschützt werden“, sagt er einleitend. „Um jedoch eine Harmonie zwischen Mensch und Natur herzustellen, mussten wir einen Schritt weiter gehen. Nach einer langen öffentlichen Debatte und mit der Teilnahme von vielen Spezialisten haben wir im Januar 1995 die damalige Regierung überzeugt, dass im Strandscha-Gebirge ein Naturpark eingerichtet werden muss“, erinnert sich Dr. Patronow.
Die Gründung des Naturparks ist ein wichtiger Schritt in der Entwicklung dieses Grenzgebietes. Leider sterben jedoch die Dörfer ab und die jungen Menschen verlassen das Gebirge im Südosten, obwohl der Naturpark der einzige in Bulgarien ist, das besiedelt ist. Traditionell ist die Landwirtschaft der wichtigste Broterwerb im Strandscha-Gebirge. In den letzten Jahren entwickelt sich der Weinanbau mit der Hoffnung, dass er das wirtschaftliche Rückgrat der Region bildet. „Die hohe Arbeitslosigkeit vertreibt jedoch die jungen Menschen aus dem Grenzgebiet zur Türkei ins Landesinnere“, stellt Diko Patronow traurig fest.
„Das Strandscha-Gebirge ist immer noch ein vergessenes Territorium in Bulgarien, das am Rande Europas, an der Grenze zwischen zwei Kontinenten liegt“, erzählt Dr. Patronow weiter. „Über 20 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer ist der Grenzzaun zwischen Bulgarien und der benachbarten Türkei immer noch nicht abmontiert. An manchen Stellen verläuft er bis zu 10 km ins Landesinnere, d.h. in das Territorium des Naturparks. Hinter dem Grenzzaun befindet sich ein Viertel des Gebiets vom Naturpark, einschließlich zwei der wichtigsten Reservate – Uzunbudschak und Witanowo. Die wirtschaftliche Entwicklung dieses Gebiets kommt nicht voran und darunter leidet die Bevölkerung. Die Infrastruktur ist sehr schlecht, was für einen Naturpark, der gesehen werden will, sehr nachteilig ist“, kommentiert Diko Patronow.
Die Parkverwaltung bemüht sich, den Naturpark populärer zu machen, und zwar nicht nur den Küstenabschnitt, sondern auch das Innere des Gebirges. Seine wunderschöne Natur soll von mehr Menschen gesehen werden. Steht das aber nicht im Widerspruch zum Naturschutz?
„Unsere erste Sorge sind die Menschen, die im Naturpark leben“, antwortet Dr. Patronow. „Wir gründeten damals den Park, um einerseits die Natur zu schützen und die hiesige Kultur zu pflegen, aber andererseits, um zur wirtschaftlichen Belebung des Gebiets beizutragen. Diese drei verschiedene Ziele sind miteinander verbunden. Denn was werden die Besucher erleben, die ins Strandscha-Gebirge kommen? Nur die stille Pracht der Natur reicht nicht aus. Wichtig ist auch, dass hier zufriedene Menschen leben. Und wenn sie zufrieden sind, dann werden sie ihre Umwelt schützen“, ist Dr. Patronow überzeugt.
In jedem Schutzgebiet gelten bestimmte Einschränkungen, und wenn sie eingehalten werden, dann sei die Natur nicht gefährdet, behauptet der erfahrene Naturschützer. Außerdem seien die wertvollsten Pflanzenarten des Strandscha-Parks in den Reservaten, wo keine menschliche Tätigkeit erlaubt ist. Die Sorgen von Diko Patronow sind ganz anderer Natur:
„Unsere größte Sorge ist die verschwindende Bevölkerung“, sagt Dr. Patronow. „Im ganzen Strandscha-Park, das sich auf 116.000 Hektar erstreckt, ist die landwirtschaftlich genutzte Fläche weniger als einen Hektar. Weniger als 10.000 Tiere werden hier gehalten. Darauf ist keine Landwirtschaft aufzubauen. Von der Einwohnerzahl ganz zu schweigen – die Menschen sind sicherlich weniger, als die Tiere. Dabei verdienst das wunderschöne Strandscha-Gebirge mehr Aufmerksamkeit. Die Begeisterung von der wilden Natur reicht längst nicht mehr aus. Es muss gehandelt werden“, fordert Dr. Diko Patronow.
По публикацията работи: Vessela Vladkova
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