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Surwa-Fest in Elowdol

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Foto: Iwo Iwanow

Alle Maskenspiele in Bulgarien haben ihren Ursprung im Weihnachtssingen und die Geburt der Sonne am Weihnachten. Mit der Bekehrung zum Christentum, um den neugeborenen Gott nicht zu entweihen, wurde der Brauch „aufgesplittet“. In Westbulgarien wird Surwa immer noch in der Nacht vom 13. zum 14. Januar begangen. In Ost- und Südbulgarien hingegen laufen die Schembartläufer am Käsefastensonntag, unmittelbar vor Beginn des großen Osterfastens. Andere Regionen des Landes pflegen diesen alten Brauch zu Pfingsten. Was aber alle maskierten Truppen gemeinsam haben, ist, dass es beim Ritual um Gesundheit und Fruchtbarkeit geht. 



Radio Bulgarien ist der Einladung gefolgt, Semen für die Maskenspiele Surwa zu besuchen. Während wir auf den Beginn der Spiele warteten, sprachen wir mit Georgi Dimitrow im Museum der Surwakari im Dorf Elowdol. Die Dorfgruppe der Schembartläufer nimmt jedes Jahr Ende Januar am großen internationalen Festival der Maskenspiele „Surwa“ in Pernik teil, die dieses Jahr vom 24. bis 26. Januar sattfindet.
„Wenn ich mich recht erinnere, fing ich in der ersten Klasse an, mitzumachen. Das war im Jahr 1966. Ich fand es interessant, wie sich mein Vater auf diese Surwa-Spiele vorbereitete. Das hat mich begeistert und seitdem bin auch ich dabei“, erzählt Georgi. 



„Einen Monat vor Beginn der Spiele, die bei uns am 13. und 14. Januar stattfinden, beginnen wir im Dorf mit den Vorbereitungen. Es werden zwei Männer gewählt, die die Gruppe leiten und es müssen solche sein, die schon viele Jahre die Schellen getragen haben und eine Vorstellung von ihrem Gewicht haben. Sie müssen auch den Weg genau kennen. Es muss nämlich eine Strecke zwischen drei und zehn Kilometer zu Fuß zurückgelegt werden, ohne Pause. Es wird bestimmt, welche Männer die Rolle des Popen, der Braut und des Bräutigams übernehmen. In den meisten Fällen wird bei uns eine Hochzeit nachgeahmt. Es werden alle Häuser im Dorf besucht, um die bösen Geister zu vertreiben, Gesundheit und Fruchtbarkeit zu wünschen. Es wird auch ein Surwa-Reigen getanzt“, erklärt Georgi Dimitrow das Ritual. 

Die Braut wird immer von einem Mann gespielt
Während sich vor einem Jahrhundert nur Männer und Jungen verkleideten, tuen es heute auch Frauen und sogar Kinder und laufen mit Masken, Glocken und Surwa-Kleidung herum. 

Während früher der Brauch Surwa nur von Männern ausgeführt wurde, nehmen heute auch Frauen und Kinder daran teil.
Die Teilnehmer an den Surwa-Spielen halten sich während des Tanzes nie an den Händen. Als Verbindung zwischen den Tänzern dienen Holzstöcke, Holzschwerter oder Holzhammer. Einst sorgte die Begegnung zweier Surwakari-Gruppen ohne Verabredung zu Tumulten. 

Die Surwa-Tänzer fassen sich nie an den Händen
„Mein Vater, einer der ältesten Surwakari im Dorf, hat mir erzählt, dass das damals zu Kämpfen geführt hat, wer der stärkere ist und welche Gruppe die besseren Masken hat. Jetzt läuft alles friedlich ab“, versichert Georgi Dimitrow.

Die Surwakari-Gruppen gehen heute friedlich miteinander um
Die Anfertigung der Masken beginnt schon Ende September, Anfang Oktober. Es gibt jemand, der das Gerüst aus Zweigen anfertigt, ein anderer ist der Meister der Masken. Zum Schluss werden die Federn angeklebt, die den ganzen Sommer über auf dem Hühnerhof gesammelt werden und wenn sie nicht reichten auch auf dem der Nachbarn. Die Federn müssen obligatorisch bunt sein - rot, schwarz, weiß, mehrfarbig.
In manchen Dörfern wurden früher für die Maske, die Antlitz genannt wird, anstelle der Federn Heilkräuter verwendet. Nachdem der Spieler die rituelle Maske aufsetzt, verlässt er das Alltägliche und begibt sich in die Welt des Magischen, des Übernatürlichen.

Alte Masken
„Zu unseren Masken gehören Köpfe, die aus Weidenzweigen gefertigt wurden, wahrscheinlich die einzigen in der Gegend, in anderen Dörfern gibt es das nicht“, sagt Georgi und fügt hinzu, dass heute sowohl der Bär als auch der Bärenmann zu sehen sein werden. „Der Bär ist ein wenig nass vom vielen Laufen und der Arbeit, nachdem er aufgewacht ist. Und er ist aufgewacht, um die Hausherren ein wenig in die Mangel zu nehmen, was ihnen Wohlstand und Gesundheit bescheren soll“, erklärt Georgi lächelnd und eilt zum Sammelplatz für den Beginn des Umzugs.

Der Höhepunkt des Surwa-Festes ist das Anzünden des Feuers
Nennen Sie es Magie oder Wahnsinn, aber Surwa ergreift erst die Teilnehmer des Brauchs, dann das Publikum. Die Impulse sind unterschiedlich, aber das Ziel ist ein gemeinsames: alle sollen mitmachen, mit dem Glauben aus der Vergangenheit verschmelzen, mit dem wir die Zyklen der Zeit überdauern und wiedergeboren werden, um auch in der Zukunft da zu sein. 

Elena, die Enkelin von Georgi Dimitrow, ist bei Surwa auch dabei
Nach dem Fest werden die Kostüme und Masken an einem geheimen Ort aufbewahrt, damit sie ihre Kraft nicht verlieren. Die Männer gehen zur Beichte in die Kirche, um sich von der Teilnahme an dem alten heidnischen Ritual zu „reinigen“.

Fotos und Video: Iwo Iwanow
Übersetzung: Georgetta Janewa



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