Die Kunst der Holzschnitzerei hat sich seit Jahrhunderten in Bulgarien entwickelt. Seine größte Bedeutung erlangte das Handwerk während der bulgarischen Wiedergeburt, als die Holzschnitzerei als Dekoration in die Häuser der Bulgaren einzog. Wir finden sie in komplexen architektonischen Kompositionen und Ikonostasen, aber auch in der Dekoration von Gegenständen.
Die geschnitzte Holzdekoration in vielen bulgarischen Häusern der Wiedergeburtszeit wurde als Maß für den sozialen Status des Hausbesitzers angesehen. So entstanden die Privathäuser in Plowdiw, Kopriwschtiza und Trjawna, die sich in Kunstmuseen verwandelten, in denen noch heute Meisterwerke der Holzschnitzerei alter Meister zu sehen sind. Das Handwerk ist auch im Ethnographischen Freilichtmuseum „Etara“ vertreten, das sich das ganze Jahr über einer großen Besucherzahl erfreut.
Den Forschern des Handwerks zufolge geht die Holzschnitzerei auf das Zweite Bulgarische Königreich (1185-1396) zurück. Sie verkörpert das Streben des Bulgaren nach Perfektion und seinen Wunsch, seinem Leben einen Sinn in Form von Ästhetik und Symbolik zu geben. Und um zu prüfen, ob dieses Handwerk heute noch Anhänger hat, betreten wir in der Hauptstadt des Zweiten Bulgarischen Königreichs - dem heutigen Weliko Tarnowo - das Atelier von Christo Stojtschew. Das Atelier für Holzfiguren und Souvenirs befindet sich im zentralen Teil der Samowodska Tsharschija, der Straße des Handwerks.
Für Christo Stojtschew ist die Herstellung von Souvenirs aus Holz nicht nur ein Lebensunterhalt, sondern auch eine Möglichkeit, sein Können zu zeigen und jemanden glücklich zu machen, der etwas aus der alten bulgarischen Hauptstadt mit nach Hause nimmt. Meistens bleiben Passanten entlang der Samowodska Tscharschija stehen, um zu sehen, wie aus einem einfachen Stück Holz die Figur eines Menschen oder eines Tieres entsteht. „Für alles braucht man außer Fantasie auch viel Geduld“, sagte Christo Stojtschew zu den neugierigen Besuchern:
„Ich habe alles von meinem Vater gelernt“, fuhr er fort. “Von ihm lerne ich alle Feinheiten und alles, was mich interessiert. Das Wichtigste in unserem Handwerk ist es, Geduld zu haben, so dass man, wenn man ein Stück Holz in die Hand nimmt, eine Figur daraus machen kann. Das kann ein Esel, ein Kätzchen, ein Löwe sein... Alle unsere Objekte sind wie unsere Kinder, sagt mein Vater, denn wir haben viel Arbeit, Sorgfalt und Liebe in sie gesteckt. Sogar jetzt kommt er zu mir ins Atelier, um mit mir zu arbeiten. Und seit einem Jahr hilft mir mein Sohn, der vor einem Jahr die Schule beendet hat und ebenfalls Holzschnitzerei lernt, bei meiner Arbeit.Ich hoffe, dass er mein Nachfolger wird und im Holzschnitzatelier „Stojtschewi“ bleibt. Wir bieten keine Produkte im Internet an, nur hier können die Leute uns finden und sogar zusehen, wie Dinge aus Holz hergestellt werden. Wir benutzen keine Maschinen, alles wird von Hand mit traditionellen Werkzeugen gemacht. Wir verwenden auch eine sehr alte Technik, um das Holz weiter zu färben. Wir brennen es mit einem Pyrographen, einem Gerät, das die Oberfläche des Holzes in der von uns gewünschten Weise einbrennt und dann mit Beize auf Wasserbasis überzieht. Das ist eine harmlose Färbetechnik, so dass die Holzfiguren auch als Spielzeug für Kinder verwendet werden können.“
Touristen, die von weit her gekommen sind, betreten das Atelier von Christo Stojtschew. Wir verstehen, dass sie aus den USA kommen. Die Aufmerksamkeit der Gäste ist auf die Souvenirs gerichtet, die die Festung Zarewez und einen Teil der Stadt um sie herum darstellen. Die Souvenirs sind detailliert gefertigt, mit den Symbolen und Farben des alten Weliko Tarnowo. Die Gäste sind beeindruckt von der Handarbeit, die bei Souvenirs immer seltener zu finden ist. Die meisten sind jedoch von den architektonischen Sehenswürdigkeiten in Hristos Heimatstadt Weliko Tarnowo beeindruckt. Deshalb wollen sie ein Stück von diesem Ort mitnehmen und jeden Tag an Bulgarien erinnert werden. Sie möchten, dass der Meister den Namen des Landes und das Jahr, in dem sie es besucht haben, einpyragraphiert. Er führt den Auftrag mit großer Sorgfalt aus und erklärt, dass das Holz, aus dem er die Souvenirs herstellt, bulgarische Linde ist, was das Souvenir für die Touristen noch interessanter macht.
Christo Stojtschew sagte, dass im Jahr 2024 viele Besucher aus den USA das Atelier besuchten, was auch für ihn und die Stadt ein neues Phänomen ist.
Und was beeindruckt Amerikaner, die zum ersten Mal nach Bulgarien kommen, am meisten, fragen wir den Gast, der sich als Mark aus dem Bundesstaat Michigan vorstellt.
„Es gibt einen großen Unterschied zwischen Bulgarien und Amerika. Bulgarien hat eine jahrtausendealte Geschichte und unsere ist nur 300 Jahre alt. Wir kommen mit unseren Freunden aus Plowdiw - die Stadt mit einer tausendjährigen Geschichte. In zehn Tagen haben wir die meisten Orte in Bulgarien besichtigt. Wir begannen in Sofia, dann in Plowdiw, dann besuchten wir das Schwarze Meer, wir waren in Nessebar und jetzt sind wir in Weliko Tarnowo. Ich bin sehr beeindruckt, wie sich hier Kultur und Geschichte vermischen, denn selbst diese tausendjährige Geschichte vermischt sich mit moderner Kultur. Die Traditionen werden bewahrt, und das ist bemerkenswert. Wir haben auch den Berg Schipka bestiegen und sind erstaunt über die Geschichte, die ihr Bulgaren habt und durch die Denkmäler bewahrt. Ich liebe Geschichte“, sagte der Tourist aus Amerika, der unser Land mit seiner Familie - seiner Frau, seinen beiden Töchtern, seinem bulgarischen Schwiegersohn und seinen Eltern - erkundet hat. „Ich bin das erste Mal in Bulgarien und wir lieben das ganze Land!“
Übersetzung: Antonia Iliewa
Redaktion: Rossiza Radulowa
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