Der Lazarus-Tag wird von den orthodoxen Bulgaren am Samstag vor Palmsonntag gefeiert. An diesem Tag ist es in unserem Land Brauch, dass Mädchen über 16 Jahren, die Lasarki genannt werden, sich schon am frühen Morgen versammeln und um die Felder und Häuser ziehen, tanzen und Lieder über Liebe und Heirat, für Fruchtbarkeit, Gesundheit und Wohlergehen der Familie singen.
Die Lasarki haben Lieder für jedes Mitglied der Familie, ähnlich der Weihnachtssänger. Denn wie das Weihnachtssingen für die Jungs, so symbolisiert der Lazarus-Tag für die Mädchen den Übergang von der Kindheit zum heiratsfähigen Alter.
„Früher galt ein Mädchen nicht als heiratsfähig, solange es nicht an diesem Ritual teilgenommen hat. Danach aber durfte es sein Haar mit Kränzen und Blumen schmücken, Schmuck tragen, mit den Junggesellen flirten und heiraten. Dieser Brauch war seit je her in ganz Bulgarien verbreitet. Zu sozialistischen Zeiten wurde er von den Schulen organisiert. Dann zogen Mädchen, aber auch Jungen um die Häuser und sangen Lieder für Gesundheit und Wohlergehen. Heutzutage können wir wieder eine solche Organisation des Festes seitens Volkskulturhäusern oder Schulen beobachten. Sie sorgen dafür, dass die Kinder für den Lazarus-Tag typischen Lieder lernen.
Aber das Fest hat seine ursprüngliche Bedeutung verloren - als Übergang von der Kindheit zur jungen Frau. Heutzutage kann ein Mädchen jedes Jahr Lasarka sein. In der volkstümlichen Tradition hingegen darf es nur ein einziges Mal im Leben an diesem Ritual teilnehmen“, erläuterte die Ethnografin Maria Bojanowa vom Institut für Ethnologie und Folklorestudien am Ethnographischen Museum der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften. Und weiter sagte sie:
„Die Hauptidee ist zum einen, den Träumen und Hoffnungen des Mädchens auf eine Heirat Ausdruck zu verleihen, und zum anderen, Fruchtbarkeit heraufzubeschwören. Im Volksglauben ist der Lazarus-Tag auch ein Fest der Felder, Weiden und Wälder. In den Liedern heißt es sogar, dass der Heilige Lazarus mit einer Axt durch die Wälder zieht und Bäume fällt, um Platz für Felder zu schaffen, die die Menschen bewirtschaften können. Der Wunsch ist, dass alles sich vermehren mag - das Vieh, die Ernte und die Familie.“
An diesem Fest tragen die Lasarki viele Blumen in den Kränzen und in den Händen. Der Ethnograph Dimitar Marinow verbindet die Blumen und den Garten als “lebendige Zeugen“ der Träume und Hoffnungen der Mädchen.
„Die junge Frau ist ein Symbol der Jugend, der Frische, der Schönheit, so dass ein solches Fest nicht ohne Blumen auskommen kann. Und der Name des Festes kommt von der Verehrung des Heiligen Lazarus. Wichtig ist die Aufgabe der Lasarki, die durch die Felder ziehen, unterwegs viele Fremde und Reisende treffen und für alle Lieder und Segenswünsche parat haben. Und da die Mädchen am Lazarus-Tag viele Stunden im Freien verbringen, hoffen alle, dass es an diesem Tag nicht regnet und dass das Wetter sonnig und schön ist“, so die Ethnologin Maria Bojanowa abschließend.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
Fotos: Regionales Freilichtmuseum „Etar“
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