Sendung auf Deutsch
Textgröße
Bulgarischer Nationaler Rundfunk © 2024 Alle Rechte vorbehalten

Griechisch-bulgarische „Aristoteles“-Gesellschaft verleiht ersten Ehrenpreis für Literaturübersetzer

БНР Новини
Nikolaos Vlachakis

Wir übersetzen nicht die Worte, sondern interpretieren den Sinn. Unsere Aufgabe ist es, Wissen und Botschaften zu vermitteln und die Menschen geistig zusammenzuführen“. Das sagte Sdrawka Michajlowa, eine der besten Übersetzerinnen aus und ins Griechische, die zu den Mitbegründern des intellektuellen Kreises „Aristoteles“ zählt.

Die „Aristoteles“-Gesellschaft schlägt kulturelle Brücken zwischen Bulgarien und Griechenland. Unlängst wurde unter der Schirmherrschaft der griechischen Botschaft in Sofia ein Ehrenpreis für Literaturübersetzter ins Leben gerufen, der nach Georgi Kufow benannt wurde. Georgi Kufow ist ein bekannter bulgarischer Übersetzter der Werke von Nikos Kazantzakis, der sich oft auf das „gemeinsame Blut der Balkanvölker“ berufen hat. Mit dem ersten Georgi-Kufow-Preis wurde Dragomira Waltschewa geehrt, die „Neugriechische Philologie“ und „Theorie der Übersetzung“ an der Sofioter Universität „Hl. Kliment von Ohrid“ unterrichtet und unlängst die „Asketik“ von Nikos Kazantzakis ins Bulgarische übersetzt hat.

Dragomira Waltschewa, Sdrawka Michajlowa und Hristo Kufow, der Sohn von Georgi KufowIn den Romanen von Kazantzakis gibt es viele Klippen für die Übersetzter“, kommentiert Dragomira Waltschewa. „Die „Asketik“ ist ein kurzes Werk und hat mir dank meiner Kenntnisse in Altgriechisch und in mittelalterlichem Griechisch lexikalisch keine besonderen Schwierigkeiten bereitet. Die Herausforderung für mich war es, den Rhythmus dieses Werkes wiederzugeben, diesen „herzzerreißenden Schrei“, wie ihn der Schriftsteller selbst nannte, der mit dem Rhythmus seines Herzens korrespondiert und seine Regungen spiegelt.“

Das festliche Event stand im Zeichen von Nikos Kazantzakis, da in diesem Jahr 60 Jahre seit seinem Tod begangen werden und 2017 zum Jahr von Nikos Kazantzakis erklärt wurde – dem meistübersetzten griechischen Schriftsteller. Interessant ist die Seelenverwandtschaft zwischen Kazantzakis und seinem Übersetzter Kufow. Sie stellten Freiheit und wilde Schönheit an die oberste Stelle der Werteskala. Beiden war Korruption auf das tiefste verhasst und beide waren der Ansicht, dass Reisen eine Quelle interessanter Geschichten ist.

Einen Gruß an die griechisch-bulgarische Gemeinschaft richtete der Vertreter des griechischen Generalsekretariats für Informationen und Kommunikationen Nikolaos Vlachakis. Er hat sein Studium in Philologie an der Sofioter Universität absolviert, war Mitarbeiter der griechischen Botschaft in Sofia und hat bei der Einrichtung des Theatersaals „Alma Mater“ in der Universität geholfen, wo das Treffen stattgefunden hat. Nikolaos Vlachakis wurde ebenfalls auf der Insel Kreta geboren. Er kennt auch anderssprachige Übersetzungen der Werke von Nikos Kazantzakis, schätzt die von Georgi Kufow aber besonders hoch ein. Georgi Kufow ist es dank seiner griechischen Wurzeln gelungen, das Flair von Kreta und die spezifische Ausdruckweise des Autors wiederzugeben.

Die Nähe zwischen der bulgarischen und griechischen Sprache basiert auf der ähnlichen Denkweise beider Völker. Wir haben uns an diesem Abend bemüht, mit Hilfe der Werke von Kazantzakis und vor allem durch „Griechische Passion“ eine allgemeinmenschliche Botschaft zu vermitteln. Die Flüchtlingsfrage ist auch heutzutage sehr aktuell und bestimmt die Politiken Europas. Kazantzakis fasst den Flüchtling als „heilige Person“ auf – gemeint ist der altgriechische Begriff „Iketis“, der so viel bedeutet wie „einer, der Zuflucht ersucht“. Die Migranten brauchen unsere Hilfe und wir sollten ihnen mit unseren Taten unsere Anteilnahme und Solidarität bekunden“, meint Nikolaos Vlachakis.

Im Zeichen des griechisch-bulgarischen Kulturaustausches war die letzte Ausgabe der bulgarischen Literaturzeitschrift „Literaturen westnik“ der griechischen Literatur gewidmet. Und am 18. Dezember wird im Amphitheater „Melina Mercouri“ in Thessaloniki die ins Griechische übersetzte Novellensammlung „Balkanlegenden“ von Jordan Jowkow vorgestellt, einem der beliebtesten bulgarischen Schriftsteller zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

Übersetzung: Rossiza Radulowa

Fotos: bereitgestellt von der griechischen Botschaft in Bulgarien



Последвайте ни и в Google News Showcase, за да научите най-важното от деня!

mehr aus dieser Rubrik…

Konzil der Heiligen Apostel

Hristo Zokew - einer der ersten Künstler mit akademischer Ausbildung vor der Befreiung Bulgariens

1847 wurde in der Familie von Christo Iwanow Bankow - einem wachen Mann aus einer alten Familie und einem Meister von Pantoffeln - in einem der Stadtteile von Gabrowo der zweite Sohn - Christo - geboren. Als er erst 12 Jahre alt war, ging der..

veröffentlicht am 01.11.24 um 08:40
Humboldt-Universität zu Berlin

Internationale Konferenz für Bulgaristik wird in Berlin eröffnet

Am 27. und 28. Oktober 2024 findet in Berlin eine internationale Konferenz zum Thema „Bulgaristik im Feld der gegenwärtigen Geisteswissenschaft“ statt. Daran beteiligen sich renommierte Wissenschaftler, Lehrer und Künstler aus Bulgarien und..

veröffentlicht am 27.10.24 um 11:05

Bulgarischer Film über Nessebar gewinnt 4 Preise bei 3 internationalen Filmfestivals

Der Dokumentarfilm „The Spiritual Mirror of Christian Nessebar“ („Der geistliche Spiegel des christlichen Nessebar“) des Bulgarischen Nationalen Fernsehens BNT wurde bei drei renommierten internationalen Filmfestivals in Brasilien, Georgien und..

veröffentlicht am 26.10.24 um 11:35