Die Kleinstadt Isperich liegt in Nordostbulgarien und nur die wenigsten Bulgaren bringen sie mit dem berühmten thrakischen Grabmal von Sweschtari in Verbindung, obwohl dieses auf dem Gebiet dieser Gemeinde liegt. Hält man sich diese Tatsache vor Augen, verwundert es wenig, dass das dortige Geschichtsmuseum zu jenen Auserwählten gehörte, die mit Leihgaben zur beeindruckenden Ausstellung „Epopöe der thrakischen Könige“ im Louvre beitragen konnte. Wie kam es dazu, fragten wir die Museumsdirektorin Borjana Matewa.
„Das Museum von Isperich wurde wie all die anderen gewählt – es kam eine Kommission des Louvre, die von Experten der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften und der Sofioter Universität begleitet wurde“, erzählt die Museumsdirektorin. „Sie wählten aus, welche Dinge im Louvre ausgestellt werden sollen. Entgegen unseren Erwartungen entschieden sie sich nicht für unsere repräsentativsten Exponate aus Edelmetallen, sondern für eine vollständige Sammlung von Handwerksinstrumenten, die in den Überresten der thrakischen Stadt Hellis entdeckt wurden. Unsere Teilnahme war uns natürlich eine große Ehre, weil unser archäologisches Reservat und das naheliegende königliche thrakische Grabmal hervorragende Beispiele für diese Kultur sind. Wir bekamen die Möglichkeit, im Louvre unser Kulturerbe vorzustellen, das so von mehr Ausländern bewundert werden konnte.“
Das Geschichtsmuseum von Isperich besitzt neben einer ständigen Ausstellung auch eine ethnographische Sammlung, eine Windmühle im nahen Dorf Belintzi und das archäologische Reservat mit dem beeindruckenden thrakischen Grabmal von Sweschtari, benannt nach dem Dorf in der Nähe. Die Gemeinde selbst ist kulturell äußerst aktiv und veranstaltet zu allen Jahreszeiten die verschiedensten Veranstaltungen, angefangen im Mai mit Kunstausstellungen, Bücherpräsentationen und der Teilnahme am Weltmuseumstag und der Nacht der Museen. Borjana Matewa zählte noch mehr auf:
„Die zweite große Gruppe Veranstaltungen nennt sich „Tage des kultur-historischen Erbes der Gemeinde Isperich“ und sie begannen am 28. September“, erzählt uns die Direktorin des dortigen Geschichtsmuseums. „Dieses Kulturforum dauert zwei Wochen und wird am 9. Oktober beendet. Traditionell finden in der ersten Hälfte Vorlesungen, Diskussionsrunden, Präsentationen, verschiedene Werkstätten und eine archäologische Ausstellung statt, die bis Ende des Monats geöffnet hat. In der zweiten Hälfte wird das „Mais-Fest“ begangen, das in diesem Jahr seine 11. Ausgabe erfahren wird. Auch diesmal rechnen wir mit hohen Besucherzahlen. Auf dem Programm stehen Ausstellungen auf den Gebieten Gastronomie und Ethnographie; es stellen aber auch Kinder ihre Arbeiten vor. Und alles hat mit dem Mais etwas zu tun."
Das Geschichtsmuseum organisiert überhaupt sehr viele Veranstaltungen für Schüler und Kinder. Borjana Matewa konkretisiert:
„Wir bereiten gewöhnlich bereits zu Beginn eines jeden Schuljahres ein Programm zur Arbeit mit Schülern vor, das wir allen Schulen unterbreiten“, erzählt die Direktorin des Geschichtsmuseums der Stadt Isperich. „Organisiert werden Vorträge zu den verschiedensten Themen. Außerdem setzen wir viele Initiativen um, darunter Bastelstunden zum 1. März – dem traditionellen Frühlingsbeginn in Bulgarien, wie auch das Bemalen von Ostereiern nach althergebrachter Tradition und Kunstwerkstätten für Arbeiten aus Maisstroh. Zu Neujahr werden dann die traditionellen Segens-Ruten gebastelt.
Man fragt uns oft, warum wir uns so intensiv mit den Kindern beschäftigen. Es klingt unwahrscheinlich, aber unsere meisten Besucher sind Schüler. Die Kinder bekunden ein reges Interesse an der Geschichte und unseren Traditionen. Unsere Teilnahme an den Initiativen läuft auf Freiwilligenbasis und wir zeigen den jungen Museumsbesuchern das Interessanteste aus unseren Sammlungen und freuen uns nicht nur, dass unsere Initiativen glänzend ankommen, sondern dass wir auch über das notwendige Anschauungsmaterial verfügen...“
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
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