Die Legende kehrt nach 30 Jahren zurück. Ehrgeizige bulgarische Ingenieure wollen den Markennamen der bulgarischen Computer "Pravez" aus der Zeit des Sozialismus wiederbeleben - sie wollen einen Laptop mit diesem Namen produzieren. Diese Nachricht brachte den bulgarischen virtuellen Raum in Wallung und führte zum Restart des Diskussion über eine bulgarische Silicon Valley.
Viele Bulgaren waren über diese Nachricht verwundert und fragten sich, ob das ein Witz ist. Vor 30 Jahren wurden in Pravez, der Geburtsstadt des bulgarischen Partei- und Staatsführers Todor Schiwkow, die berühmten Pravez-Computer gebaut, die dem amerikanischen Apple 2 ähnlich waren. Der neue Pravez soll auch ein eigenes Betriebssystem Pravez OS haben. Auf dem Computer sollen auch andere Betriebssysteme, wie Android, Windows, Solaris und Chrome OS laufen. Er wird einen Intel-Prozessor, 16 GB RAM und eine 2 TB-Festplatte haben. Vorgesehen ist die Möglichkeit, Komponenten einzubauen, um mobiles Internet zu nutzen. Die Firma hat bereits fertige Prototypen und ließ die ersten Tests laufen. Die Teile, aus denen der neue Laptop in Bulgarien gebaut wird, sollen aus Thailand kommen.
"Diese Idee reift seit drei Jahren", berichtet der Computerfachmann Bojko Wutschew, der den Pravez-Restart initiierte. "Das Markenzeichen ist populär und den Bulgaren bekannt. Ich habe es beim Patentamt angemeldet, weil es seit 1991 frei war. So wurde ich zu seinem neuen Eigentümer. Ich denke, dass die Tradition fortgesetzt werden muss. Ich bin Ingenieur vom Beruf und arbeite mit Pravez-Computern seit 1985."
Die Idee eines bulgarischen tragbaren Computers formierte sich mit der Zeit immer mehr und ein Produzent für die Hardware wurde dafür in Thailand gefunden. Die Software wurde ganz in bulgarischer Sprache von den Fachleuten der bulgarischen Firma entwickelt. Der Preis ist vorerst geheim, aber er solle laut den Initiatoren für Bulgaren erschwinglich sein. Der neue Laptop wird auf dem Markt nach dem Jahreswechsel erwartet.
Die Produktion der berühmten Pravez 8- und Pravez 16-Computer begann in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts. Der Höhepunkt wurde erreicht als Bulgarien 40 Prozent der Computer produzierte, die im sozialistischen Lager eingesetzt wurden. Es waren 60.000 Computer jährlich mit einem Wert von 13 Millionen Dollar. Dadurch kam Bulgarien an den dritten Platz weltweit bei der Produktion von Elektronikgeräten pro Kopf der Bevölkerung. Damit war die Entwicklung der Informationstechnologien bei uns verbunden, die heute die Grundlage einer der profitabelsten Branchen in Bulgarien ist.
Begann mit "Pravez" der Aufstieg der bulgarischen IT-Unternehmen, die heute weltweit angesehen sind?
"Nicht allein mit "Pravez", es wurde auf die EDV-Technik und die Informationstechnologien Wert gelegt - sowohl an den Hochschulen, als auch in den wissenschaftlichen Zentren", erinnert sich der Chef einer internationalen IT-Firma Julian Masljakow. "Bulgarien hat eindeutig Traditionen auf diesem Gebiet. Es fällt mir jedoch schwer zu entscheiden, ob das der Tradition von vor 30 Jahren oder dem großen Boom dieser Technologien weltweit zu verdanken ist. Ich glaube, dass die Erfolge auf diesem Gebiet eher trotz der 30 Jahre Stillstand seit dem Boom der 80er Jahre erreicht wurden. Obwohl der Staat heute diese Branche nicht unterstütz, gibt es Firmen, die auf dem Weltmarkt Erfolg haben."
Wie sieht die Romantik der ersten Computer aus dem Zeitabstand aus?
"Ich machte meine ersten Schritte auf einem Pravez und das war 1985-86. Ich kann nicht vergessen, wie ich mit meinem Bruder ein Programm für das Sortieren der Bücher in der Bibliothek einer Lehranstalt schrieb", erinnert sich Julian Masljankow. "Für eine Arbeit, die man heute mit einem Handy in 10 Minuten erledigen kann, brauchten wir damals rund vier Monate. Wir saßen nachts zusammen, der Computer gab von sich Töne und Blinksignale. Es waren sehr romantische Zeiten. Unsere Entwicklung in den Informationstechnologien begann eindeutig mit dem Pravez-Computer."
Übersetzung: Vladimir Daskalov
По публикацията работи: Tanja Harisanowa
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