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Kreativwerkstatt „O Pismeneh“ beleuchtet die Entwicklung der Schrift und der Buchstaben

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Foto: persönliches Archiv

Sollte jemand sich noch wundern, ob „die Maus das Buch auffrisst“, sprich ob das Interesse an Büchern und ihrer Aufgabe, Weisheit durch die Jahrhunderte zu tragen, eines Tages versiegen wird, dann ist die Antwort auf diese Frage ein klares „Nein“. Bücher werden niemals durch einen Computer ersetzt werden, solange unter uns „Ritter des Schrifttums“ weilen. Sie kennen die Geschichte der Buchstaben und die uralten Wurzeln des Schrifttums und sehen den Akt des Schreibens als Kunst an.

Der Künstler Dijan Pawlow aus Plewen hat sein gesamtes Schaffen und Tun den Buchstaben und Büchern gewidmet, denn sie speichern das Wissen der Menschheit. Ohne selbst ein Historiker, Kunsthistoriker, Museumskurator oder Lehrer zu sein, hat er eine dokumentarische Performance geschaffen und weiß gekonnt und spannend historische Fakten rund um die Entstehung und Entwicklung Buchstaben zu erzählen.


In seiner Heimatstadt Plewen hat er einen wahren Tempel der Buchstaben errichtet - die Kreativwerkstatt „O Pismeneh“. Dort kann man echte Papyri, Pergamente, Tontafeln, Hieroglyphen, Runen, glagolitische Zeichen und Alphabete sehen und bestaunen. Es gibt sogar einen hölzernen Wassertrog, in dem jeder versuchen kann, selbst handgemachtes Papier zu fertigen. Und in der Mitte der Kreativwerkstatt steht eine funktionierende Druckerpresse. Alles ist aus natürlichen Materilaien hergestellt und ist das Ergebnis der Bemühungen und Fähigkeiten von Dijan Pawlow.

Begonnen hat alles mit seiner Liebe zur Schrift und seinem ersten Beruf als Buchstabenkünstler vor 1989, als er Werbeposter gestaltete.


„Jetzt gibt es ein ganzes Meer von Schriften und Informationen über sie. Das, was ich mit meiner Kreativwerkstatt mache, ist wie von selbst, wie durch einen göttlichen Funke entstanden und stößt seit nunmehr 8-9 Jahren auf großes Interesse“, sagte Dijan Pawlow und weiter:

„In der Kreativwerkstatt „O Pismeneh“ biete ich eine One-Man-Show an, die zweieinhalb Stunden dauert und worin ich chronologisch den Ursprung von Schriften, die Mittel, Wege und Materialien zum Schreiben über die Jahrtausende hinweg, vom alten China über Ägypten, Hellas, Rom bis ins Mittelalter nachverfolge. Und wir kommen zu jenem für die Menschheit revolutionären Moment, als Johannes Gutenberg die Druckerpresse schuf. Ich demonstriere live, wie der Buchdruck begonnen hat. In meiner Performance drucke ich einen Beispieltext mit dem Nachbau einer Gutenberg-Presse, die ich ebenfalls selbst gemacht habe. Der andere Moment der Performance ist die Herstellung von handgemachtem Papier nach der Methode des Chinesen Tsai Lun. Im Jahr 105 n. Chr. entdeckte er eine Methode zur Herstellung von Papier aus natürlichen Materialien.“


Und während sich der erste Teil der Performance um die Erfindungen dreht, handelt der zweite Teil, „Die Schule“ genannt, von den Bulgaren von Khan Asparuch, die sich hier niederließen und ihre Schriftzeichen - die Runen - mitbrachten. In ihrem Bestreben, mit den Nachbarländern zu kommunizieren, gerieten die Runen jedoch schnell in Vergessenheit. In der Verwaltung des Khans wurden die Runen durch griechische und lateinische Buchstaben ersetzt, weiß Dijan Pawlow zu berichten.


„Die Geschichte geht mit dem Werk der heiligen Brüder Kyrill und Method - dem glagolitischen Alphabet - weiter, gefolgt vom  kyrillischen Alphabet -  dem Werk ihrer Schüler, das nicht nur in der bulgarischen, sondern auch in der europäischen Geschichte seine Spuren hinterlassen hat. Das größte Verdienst der Brüder Kyrill und Method ist die Überwindung des Dreisprachen-Dogmas. Sie konnten durchsetzen, dass die Gottesdienste in den griechisch-orthodoxen Kirchen in bulgarischer Sprache abgehalten werden, die wir oft als Kirchenslawisch bezeichnen, bei der es sich aber um einen rein bulgarischen Dialekt handelt. Und diese Errungenschaft hat Bestand bis auf den heutigen Tag. Ein besonderes Verdienst ist das Alphabet der Schüler von Kyrill und Method, das wir bis heute verwenden - das kyrillische Alphabet und ich denke sogar, dass wir es das bulgarische Alphabet nennen sollten. Dann fahre ich mit dem „Büchlein“ fort, das Paisij Hilendarski mit viel Schmerz und gleichzeitig mit viel Liebe für das bulgarische Volk geschrieben hat. Und wir kommen zu der anderen „bulgarischen Bibel“, der „Fischfibel“ von Dr. Petar Beron. Sie wurde zum Handbuch für die Gründung der ersten bulgarischen weltlichen Schule in der Stadt Gabrowo. Am Vorabend des 24. Mai, dem Fest unserer Schrift und Kultur, stellte ich meine Performance in Weliki Preslaw vor, der alten bulgarischen Hauptstadt. Ich bin in verschiedene Städte und Dörfer eingeladen. Eine Einladung kam auch von der Nationalbibliothek in Sofia, für die ich auch eine Nachbildung der Gutenberg-Presse angefertigt habe. Sie kann im Raum für Buchgeschichte in der Bibliothek besichtigt werden“, sagte Dijan Pawlow abschließend.

Übersetzung: Rossiza Radulowa

Fotos: persönliches Archiv


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