Sendung auf Deutsch
Textgröße
Bulgarischer Nationaler Rundfunk © 2024 Alle Rechte vorbehalten

Аtanas Welitschkow: Der Vorschlag des Europäischen Rates ist der beste für Bulgarien und Nordmazedonien

Trotz der Proteste nimmt die negative Haltung gegenüber der bulgarischen Gemeinschaft nicht zu, behauptet der nordmazedonische Journalist

Foto: EPA/BGNES

Nach einer Woche Straßenproteste in Skopje gegen den französischen Rahmenvorschlag zur Aufnahme von Verhandlungen über den EU-Beitritt Nordmazedoniens stellt sich die Frage, warum die Regierenden in unserem südwestlichen Nachbarland eine Entscheidung diesbezüglich hinauszögern. „Die Regierenden in Nordmazedonien sind überzeugt, dass sie den französischen Vorschlag nicht ablehnen sollten. Aber wegen der Gefahr vor Neuwahlen werden sie versuchen, die Verabschiedung des Beschlusses im Parlament zu verzögern, bis die Intensität der Proteste nachlässt.“ Das sagte Atanas Welitschkow in einem Interview für „Radio Bulgarien“. Er ist Chefredakteur der mazedonischen Website tribuna.mk, auf der die Bulgaren im Lande in der lokalen Sprachform ihren Positionen Ausdruck verleihen.

Auf die Frage, ob die Ablehnung des französischen Vorschlags zu wachsenden interethnischen Spannungen mit den Albanern im Lande führen könnte, äußerte sich der Journalist eher skeptisch:

Atanas Welitschkow

Ich würde nicht derart kühne Behauptungen aufstellen, dass der ethnische Frieden im Lande auf dem Spiel steht. Außenminister Bujar Osmani hat das zwar erwähnt, aber ich glaube, es war sein Hilferuf. Eine Art: Wir sollten es lieber zu Ende bringen, denn es könnte schlimm werden. Aber ich sage noch einmal, ich glaube, die Slawen und die Albaner in Nordmazedonien sind des Kämpfens müde. Ich glaube nicht, dass es zu nennenswerten Zusammenstößen auf ethnischer Basis kommen wird.“

Trotz der Proteste habe die negative Einstellung gegenüber der bulgarischen Gemeinschaft in Nordmazedonien nicht zugenommen, sage Welitschkow und weiter:

Wir sind an die negative Haltung vor allem der offiziellen Behörden hier gewöhnt, an ihre, wie ich sie nenne, systematisierte Sprache des Hasses. Die Stigmatisierung der Bulgaren hier ist allgegenwärtig. Es könnte möglicherweise zu einem Problem kommen, falls ein prominenter Bulgare zu den Protesten erscheint, aber was den Druck angeht - ich habe noch keine Informationen über etwas, das über das hinausgehen würde, was die Leute hier normalerweise ertragen. Es gibt Drohungen in sozialen Netzwerken, aber das ist eine gängige Praxis. Daran sind wir inzwischen gewöhnt.“

Der Journalist bestätigte die Information, dass sich unter den Demonstranten gegen die „Bulgarisierung Nordmazedoniens in der EU“ auch unzufriedene Menschen mit bulgarischen Pässen befinden. Dass viele von ihnen, je nach beruflichen Vorteilen und politischer Lage, sich mal als Bulgaren, mal als antike Mazedonier und mal als Mazedonier aus der Zeit Jugoslawiens ausgeben.

Atanas Welitschkow erwartet nicht, dass es während der neuen tschechischen EU-Präsidentschaft zu Änderungen am französischen Rahmenvorschlag kommt.

Der Präsident des Europäischen Rates, Charles Michel, stellt den französischen Vorschlag in Nordmazedonien vor.

„Ich glaube nicht an eine solche Entwicklung der Dinge und zwar aus dem einfachen Grund, dass Bulgarien im Falle einer Änderung den Prozess sofort rückgängig machen sollte. Was der Europäische Rat über die französische Präsidentschaft als Vorschlag unterbreitet hat, ist das Beste für beide Länder. Wenn es zu einer Änderung kommt, sollte Bulgarien seine Positionen wie bisher konsequent verteidigen, die Verhandlungen sofort wieder von vorne beginnen und, wenn nötig, eine neue Blockade verhängen, meint der Journalist.

Übersetzung: Rossiza Radulowa

Fotos: BGNES, EPA/BGNES



Последвайте ни и в Google News Showcase, за да научите най-важното от деня!

mehr aus dieser Rubrik…

Olaf Scholz, Maroš Šefčovič

Blickpunkt Balkan

Import von Lithium aus Serbien wird der EU helfen, ihre Abhängigkeit von China zu verringern Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz und der für Energie zuständige Vizepräsident der Europäischen Kommission, Maroš Šefčovič, weilen in..

veröffentlicht am 19.07.24 um 15:18
Deniza Satschewa, GERB

Reaktionen im Parlament auf den Vorschlag der PP-DB, die Erteilung eines Kabinettsmandats zu verschieben

Die politischen Kräfte im bulgarischen Parlament kommentierten den Vorschlag der Koalition "Wir setzen die Veränderung fort - Demokratisches Bulgarien" (PP-DB) an den Präsidenten Rumen Radew, die Übergabe des zweiten Mandats für die Regierungsbildung..

veröffentlicht am 16.07.24 um 15:47

Blickpunkt Balkan

Skopje will mit neuer Eisenbahnlinie Fracht aus Europa nach Thessaloniki bringen Der Bau der Eisenbahnlinie entlang des Transportkorridors 10 sei eine Priorität für Nordmazedonien, sagte der mazedonische Verkehrsminister Aleksandar..

veröffentlicht am 12.07.24 um 14:42