Jeder, der zumindest einen Teil des Programms „Master of Art“ verfolgt hat, hatte die Gelegenheit, in den Genuss einiger der weltweit besten Dokumentarfilme zu kommen. Das ist ein Fakt, der dieses Festival zu einem der beliebtesten und meist erwarteten Kulturevents in Bulgarien macht. „Master of Art“ ist eines der wenigen Foren für Dokumentarfilme in der Welt, in deren Fokus die unterschiedlichen Künste stehen. Das Motto der bevorstehenden fünften Ausgabe lautet „Umarme die Kunst“ („Embrace the Art“).
„Und bleib zu Hause“, ergänzt Najo Tizin, der das Festival ins Leben gerufen hat und dessen künstlerischer Leiter er ist. Während einer Online-Pressekonferenz kündigte er an, dass die kommende fünfte Ausgabe in einem „doppelten Format“ stattfindet.
„In kritischen Situationen wie diese, vor die sich die Welt heute gestellt sieht, ist es sehr wichtig, flexibel und innovativ zu sein und neue Ansätze zu finden, um voranzukommen“, sagte Najo Tizin in einem Interview für Radio Bulgarien. „In diesem Jahr wird es zwei Ausgaben geben. Eine Online-Ausgabe im ursprünglich geplanten Zeitraum (vom 9. bis zum 30. April) über die Plattform neterra.tv – einem Internet-TV-Sender für Bulgaren im Ausland. Die vollständige „Analoge Ausgabe“ findet im September statt (vom 1. bis zum 24 September). Dann werden die Filme wie gewohnt in den Kinos und Kunsttheatern in Plowdiw, Sofia und Warna gezeigt. Also – nichts für ungut. Nun können die Liebhaber der Dokumentarfilmkunst über 25 Spielfilme und 14 Kurzfilme sehen. Und im September werden dann über 75 Filme gezeigt. Diejenigen, die das Festival jetzt online verfolgen, brauchen sich also keine Sorgen zu machen! Im September gibt es noch viel zu sehen.
Ich habe dieses Festival ins Leben gerufen, weil ich nicht für mich behalten wollte, was ich in den Weltfilmforen gesehen habe. Ich will vielmehr, dass andere Menschen es auch sehen. In diesem Sinne würde ich mich sehr freuen, wenn sich die Leute jetzt den Film über Jørn Utzon ansehen – den Architekten des Opernhauses in Sidney. Er ist eine äußerst interessante Persönlichkeit. Mit nur 37 Jahren hat er den Wettbewerb mit seinem Projekt gewonnen, aber diese Chance wurde für ihn zum Fluch.
Eine andere Geschichte, die mich mit ihrer ästhetischen Schilderung beeindruckt hat, ist ein Schweizer Film über den Stuhl im Laufe der Zeit. Der Film verfolgt die Geschichte dieses Möbelstücks vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart.
Es sei darauf hingewiesen, dass zwei bulgarische Filme online ihre Premiere haben werden. Der eine ist „Luzifer“ unter der Regie von Maria Nikolowa, die aus vielen Blickwinkeln die Geschichte des teuersten Werks in der Nationalgalerie in Sofia erzählt – ein Gemälde des Künstlers Franz von Stuck. „Luzifer“ ist ein Gemälde, das Zar Ferdinand gekauft und Ende des 19. Jahrhunderts nach Bulgarien gebracht hat. Das ist eine einmalige Gelegenheit, einen wunderbaren Film über ein Kunstwerk zu sehen und (wenn es wieder erlaubt ist), die Nationale Kunstgalerie zu besuchen und es live zu betrachten.“
In der gegenwärtigen Lage ist es unmöglich, die Frage zu umgehen, auf wessen Seite Herr Tizin in Bezug auf die außerordentlichen Maßnahmen ist:
„Die Einhaltung dieser Maßnahmen ist für mich ein Ausdruck von Zivilisiertheit und Kultur. Die Menschen überall auf der Welt denken: „Mich wird das schon nicht treffen“, was eine Manifestation großer Unwissenheit ist. Im Moment ist die Frage nicht, ob wir bestimmte Regierungspolitiker mögen oder nicht. Die ganze Welt ist einer unsichtbaren Bedrohung ausgesetzt. Eine der Waffen, die uns zur Verfügung stehen ist: verhindern, dass die Epidemie weiter um sich greift und sich ausbreitet. Ich unterstütze die frühen restriktiven Maßnahmen in Bulgarien, damit wir nicht dem Beispiel von Ländern folgen, die wertvolle Zeit verpasst haben. Am 8. April war es genau ein Monat seit der Diagnose des ersten Covid-19-Infizierten in Bulgarien. Und wir können sehen, dass die Zahlen nicht so furchterregend sind. Ich denke, die Welt wird als eine bessere aus dieser Krise hervorgehen. Das ist nach großen Katastrophen immer der Fall. Das ist auch die Idee unserer Online-Ausgabe „Bleib zu Hause, umarme die Kunst“. Jetzt ist die Zeit gekommen, uns an die wichtigen Dinge im Leben zu erinnern und sie zu schätzen und zugleich zu versuchen, uns von den weniger wichtigen Dingen zu trennen. Kunst, Liebe, Natur - das sind Dinge, ohne die wir letztendlich nicht können. Was machen wir jetzt den ganzen Tag über - wir lesen Bücher, wir hören Musik, wir schauen Filme. Und wir kochen! Was ebenfalls eine Kunst ist. Nicht von ungefähr ist bei unserem Festival auch die Kategorie „Kulinarische Kunst“ vertreten.
Während der Online-Ausgabe kann man sich einen wunderbaren Film über einen wahr gewordenen amerikanischen Traum ansehen – „Vikas Khanna und die indische Küche“ – „Buried Seeds - The Life Journey of Vikas Khanna“. Vikas wurde mit einer Behinderung geboren, die ihm das Gehen erschwert. Er ist der einzige mit einem Michelin-Stern ausgezeichnete Inder. Als er klein war, ermutigte ihn seine Mutter mit den Worten: „Du bist nicht geboren, um zu gehen, du bist geboren, um zu fliegen!“ Und er ist tatsächlich nach New York geflogen, wo er nach kurzer Zeit sein eigenes Restaurant aufgemacht hat und berühmt wurde. Dieser Film zeigt, dass alles möglich ist. Die guten Absichten und das Streben, unsere Träume zu verwirklichen, kommen nach dieser Krise wieder.“
Zu nennen ist noch ein „technisches Detail“: Das Online-Festival findet nur auf bulgarischem Territorium statt. Tickets können online zum Preis von 10 Lewa für alle Filme gekauft werden. In der Vollausgabe des Festivals im September behalten bereits gekaufte Tickets Gültigkeit für die jeweiligen Filme, die dann an den neuen Daten gezeigt werden.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
Fotos: @Master of Art Film Festival, capital.bg, pixabay, nationalgallery.bg
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