577 Covid-19-Fälle in Bulgarien registriert
Laut Angaben des Nationalen Krisenstabs zur Coronavirus-Prävention und Bekämpfung wurden in Bulgarien insgesamt 577 Covid-19-Infektionen diagnostiziert. Am Dienstag sind 12 neue Fälle, darunter 7 in Sofia, 3 in Stara Sagora, einer in Plowdiw und einer in Kardschali hinzugekommen. 213 Personen werden stationär behandelt; 21 darunter befinden sich auf Intensivstationen. Unter den Medizinern wurden 31 mit dem Coronavirus infiziert. An den Folgen der Erkrankung sind 23 Patienten gestorben, 42 gelten als genesen.
Der Staat versucht, alle von der Krise Betroffenen zu erreichen
In Reaktion auf die Prognosen von Staatspräsident Rumen Radew über mögliche „Hungeraufstände“ kündigte Vizepremier Tomislaw Dontschew während eines Briefings an, dass 60.000 schutzbedürftige Bürger mit Lebensmitteln versorgt werden und weitere 40.000 Lebensmittel erhalten sollen. „Soweit es die Ressourcen des Staates erlauben, werden wir versuchen, alle zu erreichen“, erklärte er und ergänzte, dass neben den bisherigen Initiativen und Maßnahmen noch weitere in Betracht gezogen würden, darunter auch unentgeltliche Zuschüsse für die kleinsten Unternehmen.
Staatspräsident fordert Plan zur Abschaffung der Sondermaßnahmen
„Man muss sich um die psychischen Gesundheit der Menschen kümmern, Maßnahmen treffen, damit es keine Hungernden gibt, weil die hungrigen Menschen in Massen auf die Straße gehen“, sagte der bulgarische Staatspräsident Rumen Radew bei seinem Besuch des hauptstädtischen Unfallkrankenhauses „N. I. Pirogow“. Er sprach sich für ein klares Krisenmanagement aus und meinte: „Das Virus wird es auch nach dem 13. Mai geben. Es fragt sich, ob wir dann weiterhin in der gleichen Lage wie heute sein werden. Wir müssen uns Gedanken darüber machen, wie wir gefahrlos und schnell die momentane Lage überwinden können“.
Seinerseits schrieb der bulgarische Ministerpräsident Bojko Borissow im Facebook: „Ich werde mit Sicherheit nicht der sein, der Bulgarien in ein Leichenschauhaus verwandeln wird. Ich ziehe es vor, alle Kritiken einzustecken, die wegen der Sicherheitsmaßnahmen an mich gerichtet werden“, schrieb Borissow im sozialen Netzwerk.
General Mutaftschijski: „Gesellschaft ist mobilisiert, um der Epidemie Herr zu werden“
Der Staat unternimmt große Anstrengungen, um die Lebensfähigkeit der Krankenhäuser zu erhalten, damit sie imstande sind, die Last einer größeren Ausbreitung der Covid-19-Epidemie zu tragen. Bis heute gelingt es Bulgarien, die Ausbreitung des Virus zu kontrollieren, und die Anzahl der auf das Coronavirus getesteten Personen entspricht dem Länder-Durchschnitt. Das erklärte der Leiter des Nationalen Krisenstabs General Prof. Wenzislaw Mutaftschijski bei einem Briefing. Er wies darauf hin, dass der Nationale Krisenstab allen Krankenhäusern in Bulgarien mit Ausnahme der Krebskrankenhäuser empfohlen hat, separate Abteilungen für Covid-19-Infizierte einzurichten. Mutaftschijski würdigte die Spendenbereitschaft der gesamten bulgarischen Gesellschaft und ihre Motivation, die Situation zu meistern.
Produktion von Medikamenten gegen COVID-19 eingeleitet
Bulgarien beginnt mit der Herstellung von Chloroquin und Hydroxychloroquin, die sich bei der Behandlung von Patienten mit COVID-19 bewährt haben. Die Herstellungstechnologie wurde bereits getestet; die Ausgangsstoffe sind bestellt. Bis zum 20. April sollen die ersten 5.000 Packungen produziert werden. Bulgarien hatte diese Medikamente bereits in China, Taiwan und Indien bestellt; es ist jedoch noch nicht sicher, ob sie auch geliefert werden. Die zwei Arzneimittel sind nicht für den Medikamentenhandel zugelassen und sollen daher einzig in Krankenhäusern verabreicht werden.
Nationales COVID-19-Informationssystem nimmt Arbeit auf
Das Gesundheitsministerium führt ein Nationales Informationssystem für den Kampf gegen das Coronavirus ein. Das System gewährt eine zentrale Speicherung und Verwaltung von Informationen über alle Personen mit einer diagnostizierten COVID-19-Infektion sowie Personen, die unter Quarantäne gestellt sind. Das COVID-19-Informationssystem steht allen kompetenten Institutionen zur Verfügung, die sich am Kampf gegen das Coronavirus beteiligen.
Einzelhandelsketten sollen mindestens 50 Prozent bulgarische Produkte anbieten
Die Einzelhandelsketten sind verpflichtet, bulgarische Lebensmittel zu verkaufen, die mindestens die Hälfte ihrer Verkaufsfläche einnehmen sollten. Dies gilt für solche Grundnahrungsmittel wie Milch- und Fleischprodukte, frisches Obst und Gemüse sowie Konserven. Sie müssen direkt vom Hersteller gekauft werden. Diese Produkte werden nicht zu Sonderpreisen erhältlich sein, es sei denn, die Hersteller haben dies ausdrücklich bewilligt. Das sieht ein Projekt vor, das durch eine Verordnung des Ministerrates eingeführt werden soll und bis Ende dieses Jahres in Kraft bleibt. Derart will man den bulgarischen Produzenten während der Krise unter die Arme greifen.
Die Vereinigung für modernen Handel, der die großen Handelsketten in Bulgarien angehören, sprach sich entschieden gegen die geplante Regierungsverordnung aus. Ihrer Ansicht nach werden auf diese Weise Grundprinzipien der Marktwirtschaft verletzt.
Taxifahrer protestieren im Zentrum Sofias
Taxifahrer versammelten sich zu einer Protestaktion im Zentrum der bulgarischen Hauptstadt Sofia und blockierten den Platz hinter dem Parlamentsgebäude. Sie befürchten, dass viele von ihnen in Folge des Notstands und des rapiden Rückgangs an Kundenzahlen Pleite gehen werden. Laut Angaben der Branche bedienen von den rund 6.000 Taxis in Sofia nicht mehr als ein Drittel Kunden.
Vor dem Regierungsgebäude protestierten wiederum an die 20 Köche, Gaststättenbetreiber, Barkeeper und Kellner. Sie sind in unbezahltem Urlaub oder wurden entlassen. „Wir sitzen zu Hause herum und haben keinerlei Einkommen. Die Banken gewähren uns keine Kredite, während uns die Sozialämter sagen, wir sollen uns im kommenden Monat melden“, beklagt sich einer der Protestteilnehmer.
Bulgarischer Konsul in Niederlanden wegen Coronavirus-Gebühr abberufen
Bulgariens Vizepremier- und Außenministerin Ekaterina Sachariewa hat den Leiter der Konsularabteilung der bulgarischen Botschaft im niederländischen Den Haag abberufen. Der Grund dafür ist eine illegal erhobene Coronavirus-Gebühr für Konsulardienstbesucher - jeweils 5 Euro für bulgarische Staatsbürger und 10 Euro für niederländische und andere Staatsangehörige. Sachariewa betonte, dass ein solches Verhalten mit dem bulgarischen diplomatischen Dienst absolut inkompatibel sei.
Zusammengestellt: Diana Zankowa und das Nachrichtenteam
Übersetzung und Redaktion: Rositza Radulowa, Wladimir Wladimirow
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