„Schöpfer von Zauberwelten“ – diese Bezeichnung trägt der bulgarische Schriftsteller Angel Karalijtschew ganz zu Recht.
Karalijtschew wurde 1902 in dem damaligen Dorf Straschitza im Norden unseres Landes geboren. Sohn eines Gärtners, besuchte er die dortige Dorfschule und später das Gymnasium in der Bezirksstadt Tarnowo. In Sofia studierte er Chemie, absolvierte schließlich aber das diplomatische Fach der Freien Universität, ohne je daran gedacht zu haben, eine diplomatische Laufbahn einzuschlagen, obwohl er später lange Zeit im Ausland lebte. Einzig das Schreiben lag ihm am Herzen. Das Dorfleben war für ihn die größte Quelle der Inspiration. Viele Begebenheiten in seiner Kindheit blieben ihm zeitlebens im Gedächtnis haften und gern kehrte er zu ihnen zurück:
„Mein Geburtsdorf Straschitza liegt 40 Kilometer von der mittelalterlichen Hauptstadt Bulgariens, Weliko Tarnowo. Ich bin an den Ufern eines kleinen, jedoch zielstrebigen und aufbrausenden Flusses aufgewachsen, der jeden Sommer nach heftigen Regenfällen das tiefgelegene Viertel des Dorfes überschwemmte und alles mit sich riss, dem es habhaft werden konnte: Garben, Zäune, Hühnerställe und die Hackklötze in Hof der Bauern. Von den umliegenden Hügeln erklang das seufzende Knarren der Halsjochs der Holzpflüge, die mühsam den dürren Boden zerfurchten. Die Söhne, die ihre Väter beerbten, zerstückelten das Land in schmale Streifen, die man unmöglich bearbeiten konnte. Von Jahr zu Jahr wurden die Felder immer kleiner und unfruchtbarer. Da der Boden nicht mehr alle Bewohner von Straschitza ernähren und kleiden konnte, machten sich an jedem Vorfrühling viele Männer des Dorfes auf und gingen nach Südrussland, Rumänien oder Ungarn, wo sie sich als Gärtner verdingten. Mein Vater ging immer nach Transsilvanien. Wir, drei unmündige Söhne und unser Schwesterchen warteten mit Ungeduld, auf seine Rückkehr im Herbst...“
Angel Karalijtschew, verwendete nie eine andere Form, als die der Kurzerzählung. Als 23-jähriger fühlte er sich den sozialen Gesten der Zeit verpflichtet. Aber schon in seinem ersten kleinen Erzählband mit dem Titel “Roggen”, erschienen 1925, zeigte er eine starke Neigung zum Märchenhaften und Legendären, die sich in seinem späteren Werken mehr und mehr als der Zug seines Schaffens durchsetzte. In seinen Erzählungen ist fast jedes Wort so lyrisch geladen und strahlt so viel Wärme aus, dass sich der Leser von der Herzlichkeit und Menschlichkeit des Autors unmittelbar angesprochen und gefangen fühlt. Er ist ein freiwilliger Gefangener des einfachen, idyllischen Dorflebens, der Volksmärchen und Sagen, der Mythen und Lieder. Und dennoch ist Karakijtschew immer Realist geblieben, er ist der erdgebundenste Mensch, den man sich vorstellen kann.
In einer Hörfunksendung von 1966 erzählte der Schriftsteller über seine Mutter Rada, die nicht Lesen und Schreiben konnte, dafür jedoch viele Volkslieder auswendig kannte, die sie zu Hause „still und verinnerlicht“ sang. Angel Karalijtschew erinnerte sich auch an das erste Lob, dass er von seinem Literaturlehrer erhalten hatte. In einem Aufsatz hatte er das Leid der Bauern während des Ersten Weltkrieges beschrieben. Dieses „erste literarische Werk“ veranlasste seinen Lehrer, ihn nach Hause einzuladen, um ihm ein Buch aus seiner reichen Bibliothek zum Lesen zu geben. Es waren Andersens Märchen, die ihn in ihren Bann zogen...
Karakijtschew gehört zu den meistgelesenen Kinderautoren unseres Landes und obwohl er mit seinen Kinderbüchern die weiteste Verbreitung gefunden hat, war er auch Verfasser erstklassiger Erzählungen und Novellen für Erwachsene. Für sein wohl bekanntestes Buch „Märchenwelt“ wurde ihn 1974, zwei Jahre nach seinem Tod, vom „Internationalen Kuratorium für das Jugendbuch“ (IBBY) die Ehrenurkunde auf den Namen von Hans Christian Andersen zuerkannt. Auch wurde er in das Ehrenbuch seines berühmten Vorgängers eingetragen. Doch er hatte es gar nicht gern, wenn man sein Schaffen in Werke für Kinder und solche für Erwachsene unterteilte. In einem Interview sagte er dazu:
“Ich mag die Bezeichnung Kinderschriftsteller nicht. Ist eine solche Teilung der Literatur nicht lächerlich? Man ist als Autor entweder begabt oder nicht. Nur darauf kommt es an. Ich selbst habe nie einen Unterschied zwischen meinen Büchern empfunden, von denen man sagt, sie seien für Erwachsene und denen, die angeblich nur für Kinder seien. Mir war es immer nur wichtig, etwas künstlerisch Wertvolles zu schaffen: Dabei stellte ich mir vor, dass ich den Zuhörern etwas erzählen muss. Dass mich sowohl die Kleinen als auch die Großen verstehen, scheint mir an der unkomplizierten, volksnahen Sprache zu liegen, an die ich mich bei meiner Arbeit halte. Dem Streben nach Schlichtheit, Genauigkeit und Klarheit, nach der Intonation der gesprochenen Sprache bin ich immer treu geblieben.” Worte von Angel Karalijtschew, die sein Werk am besten deuten. Sein Hauptgebiet sind die Märchen, besser gesagt die bulgarischen Märchen, denn sie sind vollständig in das Volkshafte verwoben und sind bereits zu echter Klassik geworden. Häufig nimmt man sie als alte Volksmärchen wahr, so sehr entsprechen sie dem bulgarischen Charakter – sie sind aber reine Erfindungen von Karalijtschew.
Deutsche Fassung: Wladimir Wladimirow
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