Die Bildhauerei ist eine Kunst, die heute wohl kaum jene Rolle spielt, wie sie sie in der Antike und der Renaissance besessen hat. Das ist vielleicht auch den meisten Bildhauern selbst verschuldet, deren Werke allzu unverständlich geworden sind, ihren dekorativen Charakter verloren haben und sich der Architektur in keiner Weise unterordnen wollen. Daher kennen die Menschen eher zeitgenössische Maler, als Bildhauer. Das gilt jedoch nicht für Georgi Tschapkanow, dessen Bildhauerarbeiten ein Blickfang inmitten der Stadtlandschaft sind.
Er ist nicht nur in Bulgarien ein populärer und geachteter Künstler. Werke von ihm sind in vielen Museen und Privatsammlungen bis nach Japan zu bewundern. Genannt seien die Ermitage in Sankt Petersburg, das Puschkin-Museum in Moskau, das Utsukushi-ga-Hara Freilichtmuseum in Japan, die Nationale Kunstakademie Lalit Kala in Neu-Delhi, das Freilichtmuseum Moran in Südkorea; Werke von Tschapkanow stehen ferner auf dem Skulpturenweg in Séprais und dem Jurassischen Kunstmuseum in Moutier in der Schweiz sowie in den Sammlungen des deutschen Industriellen und Kunst-Mäzen Peter Ludwig und in der Schweiz. Die Liste ist sehr lang.
Es ist daher sehr verwunderlich, dass es bislang noch keinen Bildband mit Arbeiten von Georgi Tschapkanow gab. Die Galerie „Wiedergeburt“ der südbulgarischen Stadt Plowdiw ergriff die Initiative und gab einen 150 Seiten dicken Katalog mit 239 Illustrationen und 96 Fotografien heraus. Die Texte sind zweisprachig. Der Bildband wurde offiziell während der jüngsten Ausstellung von Georgi Tschapkanow vorgestellt, mit der diese Plowdiwer Galerie ihren 21. Geburtstag beging. Die Galeristin Krassimira Alexiewa erzählte uns Einzelheiten:
„Der wahre Anlass unserer Ausstellung mit Werken von Georgi Tschapkanow ist sein 73. Geburtstag“, sagt die Galeristin. „Bei der Vorbereitung fiel uns auf, dass es keinen einzigen Bildband über diesen prominenten Künstler gibt und wir beschlossen, das nachzuholen. Er war nicht besonders begeistert über unsere Idee, willigte dann aber ein und stellte für die Ausstellung sogar Werke aus seiner persönlichen Sammlung zur Verfügung – Zeichnungen, Lithographien, Plastiken und Aquarelle. Es ist eine wunderbare Exposition geworden mit Arbeiten, von denen einige 30 oder sogar 40 Jahre nicht gezeigt worden sind.“
Im Vorwort zum Bildband steht an einer Stelle: „Dieses Album ist eklektisch, weil das Leben an sich eklektisch ist.“ In gesammelter Form werden Zeichnungen zu Mythologie und Religion, Aquarelle, Ölbilder, Lithographien, Kleinplastiken, Reliefs, Bildwerke aus Bronze, wie auch aus Schrott vorgestellt.
„Was auch immer unter seinen Händen hervorgeht, verwandelt es sich in Klassik. Mit den Jahren scheint auch seine geistige Großzügigkeit gegenüber den Betrachtern seiner Werke zu wachsen. Tschapkanow besingt und kritisiert mit viel Liebe alles Menschliche und bleibt ein unübertroffener Humanist in unserer Gegenwartskunst“, betont Krassimira Alexiewa.
Die Ausstellung ist bis zum 10. Oktober in Plowdiw zu sehen. Das Album bietet seinerseits den Besuchern eine gelungene Gedächtnisstütze.
Übersetzung: Wladimir Wladimirow
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