Die Familie von Petar Ljondew hat seinen musikalischen Werdegang vorherbestimmt – seine Großmutter sang Volkslider, sein Großvater liebte Blasmusik über alles, während sein Vater als Musiklehrer tätig war.
„Ich habe im meiner Geburtsstadt Harmanli gelernt“, erzählt Petar Ljondew. „Als ich 14 Jahre alt war, schrieb mich mein Vater zusammen mit meiner Schwester Magdalina in die Musikschule in Sofia ein. Sie spielte übrigens ausgezeichnet Klavier. Ich hatte wunderbare Geigenlehrer. In der Musikakademie wiederum kam in mir der Wunsch auf, Großes in der Musik leisten zu wollen. Zu meinem Glück wurde zwei Jahre nach meinem Studienbeginn eine Sonderklasse für Musikwissenschaft und Komposition eröffnet. Um aber darin aufgenommen zu werden, musste ich eine sehr schwere Prüfung bestehen. Von 45 oder 50 Kandidaten wurden nur 5 angenommen. Das war 1957. Ich bekam die Chance, bei den zu jener Zeit bedeutendsten bulgarischen Komponisten und Musikwissenschaftlern zu lernen. Meine Jahresarbeit war die erste eines Studenten, die im Sammelband der Musikakademie erschien. Bereits in meiner Studienzeit lud man mich ein, am Institut für Musikwissenschaften der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften zu arbeiten. Ganze 32 Jahre war ich dann dort tätig; danach schlug ich andere Wege ein – ich fing an, mich intensiver mit Komposition zu beschäftigen.“
Einer der Jugendträume von Petar Ljondew ging in Erfüllung, als seine Kompositionen Ansehen erlangten. Seine Lieder im Folklorestil wurden in das Album „Das Mysterium der bulgarischen Stummen“ des Schweizer Musikproduzenten Marcel Cellier aufgenommen, das 1990 den Musikpreis Grammy in der Kategorie "Beste traditionelle Folk-Aufnahme“ erhielt. Der Chor selbst wurde zum „Kulturbotschafter Europas“ ernannt.
„Es handelt sich um meine Kompositionen, die dank der Chöre, die sie singen, in der ganzen Welt popularisiert werden“, sagt Petar Ljondew. „Was Marcel Cellier anbelangt, muss gesagt werden, dass er viel für die bulgarische Musik getan hat. Ihm ist zu verdanken, dass sie in der ganzen Welt bekannt geworden ist. Es war für mich eine große Freude, als er mich in die Schweiz einlud. Ich habe dort einе herrliche Woche verbracht, die ich nie vergessen werde. Er lud mich zu sich nach Hause ein, ich lernte seine Frau kennen und wir fuhren gemeinsam Schi. Sein Werk wird nun auf gebührende Weise fortgesetzt - sein Sohn Alexander popularisiert seinerseits die bulgarische Musik. Ich erinnere mich insbesondere an die Aufnahme eines meiner Lieder am Bulgarischen Nationalen Rundfunk. Als Dirigent wirkte Ljuben Botuscharow, der heute unverdienter Weise in Vergessenheit geraten ist – er war ein hervorragender Musikwissenschaftler. Das Lied handelt über einen Junggesellen und wird von einer großen Trommel begleitet. Als Effekt kommen Holzlöffel zum Einsatz.“
In diesem Jahr beging Petar Ljondew seinen 80. Geburtstag. Das ist ein guter Anlass zum Feiern, aber auch um Bilanz zu ziehen.
„Ich bin glücklich, dass ich jeden Tag über neue Orte in der Welt erfahre, in denen meine Lieder gesungen werden“, sagt Petar Ljondew. „Nun möchte ich mich nur noch mit Komposition beschäftigen, denn dass kann ich am besten. Zu Beginn dieses Jahres habe ich mich wieder Kinderliedern zugewandt – ein Gebiet, mit dem ich mich viel beschäftigt habe. In nur 4 oder 5 Monaten komponierte ich rund 50 Lieder. Die Texte schrieb eine sehr begabte Studentin von mir, die eine ausgezeichnete Dichterin ist.“
Übersetzung: Wladimir Wladimirow
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