"Die Frauen im Islamischen Staat" – unter diesem Titel ist das Buch von Tatjana Dronzina, Doktor der Politikwissenschaften und Professorin an der Sofioter Kliment-Ohridski-Universität und Jawor Rajtschew, Magister in internationalen Beziehungen, erschienen. Das Buch widmet sich dem nur schwach untersuchten Frauen-Aspekt des Phänomens "Islamischer Staat". Dazu wurden 57 Frauen und Männern interviewt, die für den Islamischen Staat gekämpft haben und danach in ihre Heimat in Zentralasien zurückgekehrt sind, als auch Familienangehörige. An der Seite des Islamischen Staates kämpfen über 30.000 Ausländer. Die Studie sucht ein Antwort auf die Frage, womit diese unheilvolle Organisation so viele Frauen aus unterschiedlichen Ländern für sich gewinnt. Ferner erfahren wir, in welche Situation diese Frauen dort gebracht werden und welchen körperlichen und sittlichen Schikanen sie ausgesetzt sind.
"Wir lassen uns von der großen Zahl ausländischer Kämpfer für den Islamischen Staat beeindrucken. Aber das ist nichts Neues. Am Bürgerkrieg in Spanien 1936 waren ebenfalls 53.000 Ausländer beteiligt, aus ganz unterschiedlichen Gründen", erinnert Prof. Dronzina. "Unsere Untersuchung hat den Mythos zerschlagen, dass die Kämpfer für den Islamischen Staat ungebildet und arm sind, also Menschen ohne Beruf und soziale Perspektive. Zumal der Zusammenhang zwischen Armut und Terrorismus in der wissenschaftlichen Literatur sehr umstritten ist. Ihre Motivation schöpfen sie eher aus dem Empfinden zerstörter sozialer Gerechtigkeit und dem Wunsch, am Aufbau eines sozialen Ideals teilzuhaben. Auch das ist in der Geschichte keine Seltenheit. Allerdings verwirrt uns die Brutalität all dessen, was wir beim Islamischen Staat zu sehen bekommen, die primitive Islam-Interpretation."
Wie entstand die Idee zum Buch "Die Frauen im Islamischen Staat"?
"Die Idee ist im Zuge der Tatsache entstanden, dass die Frauen für den Islamischen Staat die strategische Ressource sind", sagt Prof. Dronzina. "Dabei haben wir es offensichtlich mit der ersten Terrororganisation zu tun, die Anspruch auf einen eigenen Staat erhebt. Die natürliche Zelle des Staates ist die Familie, zu der auch die Frau gehört. Alle Sunniten der Welt sind zur Hidschra aufgerufen, d.h. sie sollen die Länder der Ungläubigen verlassen und in die Gebiete der Gläubigen übersiedeln, um sich dem Islamischen Staat anzuschließen. Etwa zehn Prozent der Europäer in ihren Reihen sind Frauen. Viele von ihnen propagieren sehr aktiv den Islamischen Staat als auch die Al-Khansa – eine Frauenpolizei, die über die Einhaltung der Sittenregeln an öffentlichen Plätzen wacht", sagt Prof. Dronzina.
Die Motive der Frauen, sich der Terrorgruppe Islamischer Staat anzuschließen, sind sehr kompliziert. Laut Prof. Dronzina werde diese Thematik in der Presse zu einseitig behandelt. Dort werde vor allem der "Jihad al-Nikah" – der sexuelle Dschihad angeführt, der auf der Ehe auf Zeit basiert, mithilfe welcher der Kampfgeist der Männer gestärkt werden soll. Welche Motive veranlassen Frauen zu diesem Schritt?
"Zunächst einmal die Gewissheit, dass sie mit dem Islamischen Staat an einen idealen Ort für gläubige Muslims gelangen werden. Eine Kirgisin, die mit ihrem dreijährigen Sohn auf dem Weg nach Syrien war, erzählte uns, dass das der ideale Platz sei, um ihren Sohn großzuziehen – weitab von Drogen, Untugenden, unreglementiertem Sex, Alkohol etc. D.h., ein Motiv, dass Frauen und Männer veranlasst, sich der ISIS anzuschließen, ist der Wunsch nach einer Gemeinschaft, die ihre Werte teilt. Auch Romantik ist ein Motiv. Jede Frau träumt vom Prinzen auf einem weißen Pferd. Genau dort sind die Helden, jene, die für den Glauben bereit sind, ihr Leben zu geben. Zu den Motiven gehört aber auch Abenteuerlust. Immerhin handelt es sich hierbei um jungen Menschen. Nicht zuletzt handelt es sich dabei um 28-29-jährige Frauen aus Zentralasien, die in diesem Alter kaum noch einen Ehemann finden können. Sie treten die Reise in den Islamischen Staat an, um dort einen geeigneten Partner zu finden, mit ihm eine Familie zu gründen und Kinder zu bekommen. Ein weiteres Motiv ist die soziale Gerechtigkeit. Ich habe in den sozialen Netzwerken die Accounts von drei Frauen verfolgt, die aktiv den Islamischen Staat propagieren. Ihre Losungen glichen unseren altbekannten Devisen von 1968 – nur eben in muslimischer Variante: Gerechtigkeit für Palästina – Gerechtigkeit für die arabische Gemeinschaft. Die Motive dieser Frauen sind also sehr kompliziert und komplex."
Die Vorstellungen dieser Frauen haben nichts mit der von Krieg gezeichneten Wirklichkeit vor Ort zu tun, meint Prof. Dronzina: "Viele Frauen, mit denen ich gesprochen habe, sind freiwillig in ihre Länder zurückgekehrt, weil ihre Erwartungen nicht erfüllt wurden. Häufig werden sie dort mit einer Reihe von unangenehmen Umständen konfrontiert. Vor dem Untersuchungsausschuss der Vereinten Nation gestand ein arabisches Mädchen aus Tunesien ein, über die Jahre habe sie 152 `Ehemänner` gehabt – eine entsetzliche Zahl für den gesunden Menschenverstand!"
Bisher, so Prof. Dronzina, gäbe es keine Informationen über bulgarische Staatsbürger in den Reihen der ISIS. Die Tatsache jedoch, dass es Tausende ISIS-Kämpfer aus Bosnien-Herzegowina, Kosovo und der Türkei gibt, sollte uns darüber nachdenken lassen, dass auch unsere Gesellschaft vor nichts gefeit ist.
Übersetzung: Christine Christov
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