Weljo Goranow, einer der bemerkenswertesten Schauspieler Bulgariens, der sich als Pantomimenkünstler weltweit einen Namen gemacht hat, feierte am vergangenen Freitag seinen 70. Geburtstag und gleichzeitig sein 45jähriges Bühnenjubiläum. Er konnte es nicht besser tun, als mit der Aufführung eines Einpersonenstücks. Seine Wahl fiel auf „Das letzte Band“ von Samuel Beckett. Goranow ließ es sich nicht nehmen und erzählte uns über den Haupthelden des Stücks, mit dem er wie jeder glänzende Schauspieler verschmolzen ist.
„Es ist eine Person, namens Krapp, die völlig in ihre Einsamkeit versunken ist. Um ihn herum ist niemand, weder Freunde, noch Bekannte“, schildert Weljo Goranow. „Er hat nur Erinnerungen, aufgenommen auf Tonbändern. Der Inszenierung von Boris Radew liegt die Idee zugrunde, dass jeder Mensch in seinem Leben etwas Dauerhaftes hinterlassen will. Einer hinterlässt Kinder, ein anderer Geld, Immobilien, Felder… Krapp hingegen hinterlässt seine Erinnerungen, seine Erlebnisse in all den Jahren. Es kommt aber eine neue Epoche und damit neue Technologien. Er begreift, dass er all seine Tonbandaufnahmen digitalisieren muss, damit sie erhalten bleiben. Bei dieser Arbeit wird er sich darüber klar, dass sein Leben im Grunde genommen wertlos gewesen ist. All seine aufgezeichneten Erlebnisse haben keinen Wert.“
Und dennoch steckt in dem Stück auch ein Funken Optimismus. Es ist die Suche nach dem Glück – jene Momente, die dem Leben einen Sinn verleihen.
Ein ganz andersgeartetes Stück, in dem Weljo Goranow im Satiretheater in Sofia spielt, ist die „Legende vom Großinquisitor“ nach Dostojewski. Wir fragten den Schauspieler, wie er solch schwierige Rollen einstudiert.
„Das Problem besteht darin, dass der Text des Stücks einem Schwarzen Loch gleicht“, meint Weljo Goranow. „Es ist mit solcher Kraft geschrieben, dass man über jeden Satz von Dostojewski ein Stück für sich schreiben kann. Dabei umfasst der Text lediglich 10 oder 12 Seiten. Vom Inhalt her ist er aber mit der Bibel vergleichbar. Es ist immer eine Herausforderung – vor jeder Aufführung probe ich mit aller Kraft. Ich brauche mindestens zweieinhalb oder drei Stunden Zeit, um mich auf die Figur des Haupthelden zu konzentrieren. Bei der Rolle des Krapp ist es ganz anders. Ich muss zuerst aus mir selbst heraus, um mich dann in ihn hineinzuversetzen. Ganz einfach weil er weit von meinem eigenen ich entfernt ist.“
In den 70er und 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts schuf Weljo Goranow die ersten Pantomime-Truppen in Bulgarien – Studio „Pantomime“ und Theater „Bewegung“. Auf dem Mime- und Pantomime-Festival in London 1980 wurde Goranow als der weltbeste Pantomime-Künstler ausgerufen. Heute ist er Programmdirektor des Satiretheaters in Sofia, in dem er auch als Schauspieler auftritt. Anlässlich seiner Jubiläen wurde er mit der Ehrenplakette des bulgarischen Theaterpreises „Askeer“ ausgezeichnet.
Die universelle Sprache der Pantomime hatte Weljo Goranow auf diese Kunstform aufmerksam gemacht. Sie habe ihm große Freiheit gegeben – keine Sprachbarrieren hinderten ihn, sich auch im Ausland zu präsentieren. Was hat ihm aber am meisten im Leben gebracht?
„Die größte Freude im Leben ist mir die Liebe meiner Freunde und meiner Kollegen“, sagt Weljo Goranow. „Keiner hat ein böses Wort über mich gesprochen, auch nicht hinter meinem Rücken. Ich habe eine Familie, die mich liebt… was gibt es Schöneres?! Ich besitze aber noch etwas, das mich liebt und das ist die Bühne. Ich liebe sie ja auch und das seit nunmehr 45 Jahren“, sagte anschließend Weljo Goranow.
Übersetzung: Wladimir Wladimirow
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