Nachdem Kreml-Chef Wladimir Putin Ende 2014 erklärte, dass das Gaspipelineprojekt „South Stream“ gescheitert sei und aufgegeben wird, gehen sowohl in Sofia, als auch in Moskau und anderen Hauptstädten Europas und Amerikas weiterhin Gerüchte um. Das ist mehr als verständlich, bedenkt man die Bedeutung dieses Großprojekts, das Erdgas über das Schwarze Meer nach Bulgarien und in andere europäische Länder bringen sollte.
Die Geister finden keine Ruhe, denn ständig tauchen neue Gründe auf, die eine Wiederbelebung des Projekts vernünftig erscheinen lassen, besonders nach den Kontroversen um die Zukunft der Projekte Nord Stream 2 und Turkish Stream. Inmitten der Unklarheiten, Andeutungen und Gerüchte tauchte nun auch die Vision eines Projekts auf, das sich „Bulgarian Stream“ nennt. Es handele sich um eine völlig neue Gaspipeline, die im imaginären Gasverteilerzentrum am Schwarzen Meer beginnen und vor dort nach Mittel und Westeuropa führen soll.
Offiziell herrscht keine Klarheit darüber, lediglich die Medien spekulieren, denn die Spitzenpolitiker drücken sich äußerst dürftig aus, oder streiten von vornherein die Existenz eines solchen Vorhabens ab.
Ein solches Projekt entbehrt aber keineswegs einer Logik. Süd- und Mitteleuropa bedürfen einerseits des Erdgases, andererseits ist Gazprom drauf und dran, diese potentiell wichtigen Märkte einzubüßen. Diese Logik entsprießt jedoch wirtschaftlichen und nicht politischen Erwägungen, die ganz anders geartet sind. Weder Washington, noch Brüssel wollen eine weitere Abhängigkeit von den russischen Energiequellen zulassen, vor allem nicht angesichts der angespannten Beziehungen zu Putin. Die Abhängigkeit der europäischen Energiepolitik von der Geopolitik wurde sowohl beim gescheiterten South-Stream-Projekt, als auch beim lädierten Turkish-Stream-Projekt mehr als deutlich, da beide aus rein politischen Gründen kippten. Fragt sich, ob nicht das anvisierte Vorhaben „Bulgarian Stream“ das gleiche Schicksal ereilen könnte?
Ohne eine Regelung der politischen Aspekte dieses lediglich nur angedeuteten Projekts wird es nicht das Licht der Welt erblicken. Das gleiche trifft auch auf den von Bulgarien so gewünschten Gas-Hub zu, der schlicht gesagt auf dem Trockenen sitzen bleiben könnte, ganz einfach weil er nichts zu verteilen haben wird, wenn kein russisches Erdgas vorhanden ist.
Derzeit ist klar, dass nichts klar ist. All die Andeutungen geben kein klares Bild über die wahren Absichten der einzelnen beteiligten Seiten. In punkto Gas scheint der Nebel in Bulgarien und Europa überhaupt dichter zu werden.
Übersetzung: Wladimir Wladimirow
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