Ein neues Buch verfolgt die Geschichte und Gegenwart der heiligen Stätten, die die bulgarische Hauptstadt wie eine Halskette umgeben. Der Sammelband mit 17 Artikeln zeigt die Rolle und die historische und soziale Bedeutung dieser geistigen Stätten und erzählt interessante Fakten und Legenden, die mit ihnen verbunden sind.
"Heilige Orte um Sofia. Kulte, Geschichten und Bilder" - so heißt das dieser Tage erschienene Buch, das von einem Team des Instituts für Ethnologie und Volkskunde der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften verfasst wurde. Es gibt Aufschluss über wenig bekannte Klöster, Heiligtümer, Kapellen, Einsiedeleien und heiligen Wasserquellen in der Hauptstadt selbst und in ihrer Umgebung.
Im Mittelalter, als das einstige antike Serdica sich zu einem geistigen Zentrum entwickelte, wuchs die Zahl der Klöster in der Region auf bis zu 120. Einige von ihnen haben bis heute überlebt und üben weiterhin ihre Anziehungskraft aus. Die Autoren des Buches sind Historiker, Ethnologen, Kunsthistoriker und Sprachwissenschaftler und sie untersuchen Themen wie die Heiligen-Verehrung in unseren Tagen, die Rolle des Internet bei der Popularisierung von Pilgerfahrten in die Klöster um Sofia, interessante Legenden usw.
Im Buch erfahren wir zum Beispiel, dass es in der Region der Ortschaft Wladaja, die in der Hauptstadt eingemeindet ist, eine heilige Stätte mit einem Kreuz an einem Platz gibt, der mit einer alten Sage verbunden ist. Dieser Sage zufolge hätten dort die Mönche übernachtet, die die Reliquien des heiligen Iwan Rilski im Jahr 1469 von der alten Reichshauptstadt Weliko Tyrnowo über Sredez, wie Sofia damals hieß, zurück ins Rila-Kloster überführten. Wir finden dort auch interessante Details über das Kloster "Sieben Throne", das sieben Kapellen verschiedene Heiliger hat, oder über das Alino-Kloster aus dem 16.-17. Jahrhundert mit seinen einzigartigen Symbolen, wo jedes Jahr am Himmelfahrtstag ein großes Volksfest gefeiert wird.
Wie ist die Haltung der Bulgaren zu diesen heiligen Stätten in der Nähe der oft in Smog und Verkehrs-Chaos versinkenden Zwei-Millionen-Stadt? Antwort auf diese Frage gibt Prof. Albena Georgiewa, die an der Zusammenstellung und Redaktion des Buches gearbeitet hat:
„Unsere Studien zeigen, dass Menschen, die diese Orte besuchen, viel aktiver geworden sind. Natürlich liegt es ein wenig daran, dass das heutzutage Mode ist, doch andererseits kommen viele aus eigenem Antrieb und weil sie das als notwendig fühlen. Andere Menschen kommen, weil sie kein Heilmittel in der traditionellen Medizin finden können, und eine Lösung für ihre Probleme an diesen heiligen Stätten suchen. Auch der Pilgertourismus nimmt zu. Weil es die Neugier gegenüber den christlichen Werten und der Geschichte gibt. Einer der Artikel ist den Wallfahrten gewidmet, die dann im Internet als Reiseberichte erschienen sind. Darin teilen Blogger, vor allem junge Menschen, ihre emotionellen Erlebnisse in diesen Klöstern und ihre Bewunderung der Natur um diese heiligen Stätten mit.“
In unseren Tagen beträgt die Zahl dieser Klöster, von denen viele noch als solche aktiv sind, rund 40. Allerdings kann wohl keiner die genaue Zahl der heilige Quellen, Kapellen und anderen heiligen Stätten rund um Sofia bestimmen. Im Buch wird besondere Achtung den Quellen in Klöstern geschenkt, denen eine heilende Wirkung nachgesagt wird. Das ist zum Beispiel die Quelle in der Kapelle der Heiligen Cosmas und Damian. Die Zwillingsbrüder aus Syrien waren Ärzte und Märtyrer, die der Legende nach Kranke unentgeltlich behandelten und so viele von ihnen zum Christentum bekehrten. Eine solche Quelle gibt es auch im Kloster bei Giginzi, das ebenfalls die Namen der beiden Heiligen trägt. Das Kloster wurde mit Spenden und europäischen Mitteln renoviert.
Auf welche Leserschaft ist dieses Buch gerichtet? „Sowohl auf Wissenschaftler als auch auf die breite Öffentlichkeit“, sagt Professor Georgiewa. Zum Buch gibt es auch eine CD mit Fotos und Videos von religiösen Feiertagen im Alino- und im Kladniza-Kloster. Es enthält auch Reisebeschreibungen, sowie Interviews mit Pilgern und mit den Priestern in den Klöstern.
Übersetzung: Petar Georgiew
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