Sendung auf Deutsch
Textgröße
Bulgarischer Nationaler Rundfunk © 2024 Alle Rechte vorbehalten

Die EU-Fördergelder: wichtiges Instrument, aber kein Zauberstab

БНР Новини
Foto: BGNES

Der Großteil der Bulgaren sind überzeugte Europäer. Die Umfragen der Soziologen belegen seit Jahren, dass Bulgarien zu den ausgeprägten EU-freundlichen Mitgliedsländern gehört. Die Europäische Union ist in vielen Köpfen unserer Landsleute nichts weiter, als der reiche Onkel aus dem Westen, der Geschenke austeilt. Für die armen Bulgaren ist der reiche Onkel sehr wichtig, ja überlebenswichtig, da sie hoffen, dass seine Großzügigkeit ihnen ein besseres Leben bescheren wird. Diese Vorstellung von der Europäischen Union ist natürlich völlig daneben. Die EU-Subventionen können Prozesse im Land lediglich unterstützen, jedoch nicht durchführen.

Die Gesamtsumme der EU-Gelder für Bulgarien seit seinem Beitritt zur Europäischen Union 2007 beläuft sich auf 9,3 Milliarden Euro. Der Kassensturz der Regierung Ende 2014 hat ergeben, dass Bulgarien knapp 70 Prozent der Fördermittel abgerufen hat. Dieser Prozentsatz kann noch leicht ansteigen, da Sofia auch 2015 berechtigt ist, Subventionen abzurufen. Und dennoch – ein Drittel der dem Land zustehenden Gelder bleiben ungenützt. Als Hauptgrund wird die Verwaltung genannt – seit Jahren ist sie ein fatales Hindernis für die Abwicklung EU-finanzierter Projekte in Bulgarien. Das jüngste Beispiel ist aus dem vergangenen Jahr, als Brüssel die Finanzierung von zwei der insgesamt sieben operationellen Programme wegen Mängel in der Projektgestaltung auf Eis gelegt hat. Das Ziel für 2015 lautet, insgesamt 2,5 Milliarden Euro abzurufen. Die pessimistischen Prognosen der Experten prophezeien, dass Bulgarien Probleme mit den Zahlungen zu drei EU-Programmen haben wird.

Wie wichtig sind die EU-Gelder für die heimische Wirtschaft? Die Meinungen der Experten gehen auseinander. Fest steht, dass zwei Drittel der öffentlichen Investitionen in Bulgarien aus den EU-Töpfen kommen, da das Land keine eigenen Ressourcen hat. Ein anderer Vergleich zeigt jedoch, dass die EU-Gelder nur 4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts ausmachen – in den acht Mitgliedsjahren Bulgariens stehen den 9,3 Milliarden Euro EU-Hilfen 250 Milliarden Euro nationale Haushaltsmittel gegenüber. Dennoch gehört Bulgarien zu den Top 5 Nettoempfängern in der EU.

Somit ist die EU kein reicher Onkel, der Geschenke austeilt und mit einem Zauberstab Probleme löst. Doch, diese Vorstellung hat sich in den Köpfen vieler Bulgaren fest verankert und es ist eine Aufgabe der Regierung in Sofia, aber auch der EU-Kommission in Brüssel, die Dinge ins richtige Licht zu rücken.

Übersetzung: Vessela Vladkova



Последвайте ни и в Google News Showcase, за да научите най-важното от деня!

mehr aus dieser Rubrik…

Sonja Miekley

Deutsche Unternehmen besorgt über politische Instabilität in Bulgarien

89 Prozent der deutschen Unternehmen würden wieder in Bulgarien investieren, während es ein Jahr zuvor noch 92 Prozent waren.  Dies teilte Sonja  Miekley , Geschäftsführerin der Deutsch-Bulgarischen Industrie- und Handelskammer, nach der jüngsten..

veröffentlicht am 07.06.24 um 11:57

Konkurs der FTI Group bedroht den Sommerurlaub deutscher Urlauber

Der Konkurs des drittgrößten Reiseveranstalters in Europa, der deutschen FTI Group, wird den Urlaub von fast 20 000 Deutschen in Bulgarien beeinträchtigen, berichtete die Website TravelNews und zitierte den Verband der Incoming-Agenturen in Bulgarien,..

veröffentlicht am 05.06.24 um 12:18
Metodi Metodiew

Bulgarien könnte außerordentlichen Bericht über Beitritt zur Eurozone beantragen

Mitte 2025 wird Bulgarien für die Eurozone bereit sein. Das prognostizierte der stellvertretende geschäftsführende Finanzminister Metodi Metodiew vor dem Finanzforum „The Noise of Money“ in Sofia. Seinen Worten zufolge wird bis Ende 2024 das..

veröffentlicht am 04.06.24 um 16:10