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Nestinari – die bulgarischen Feuertänzer

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Foto: Radio Widin

module="Media" entry="Audio" title="''Todoras Lied''" url="https://stream.bnr.bg/RadioBulgaria/Bulgarska/Muzika/audio10_bul_20_05_14.mp3" download="true" class="" ] Der Tanz mit nackten Füßen auf glühenden Kohlen ist einer der einzigartigsten bulgarischen Bräuche. Die Menschen, die ihn vollziehen heißen Nestinari. Viele Menschen wundern sich, wie man barfuss auf glühenden Kohlen laufen kann, ohne sich zu verbrennen. Es werden viele unzutreffende Vermutungen geäußert, z.B., dass die Feuertänzer ihre Füße mit eine Creme einreiben. Es stimmt auch nicht, dass über dem Feuer nur streng gläubige Menschen laufen können, die eine Ikone in den Händen tragen. In den bulgarischen Schwarzmeerkurorten kann man moderne junge Menschen auf dem Feuer laufen sehen, die offensichtlich nichts mit der Religion am Hut haben.


Das Feuerlaufen ist in Bulgarien als Volksbrauch in einigen Dörfern in Süd-Ost-Bulgarien verbreitet, die im Strandscha-Gebirge verborgen liegen. Einst wurde das Feuerlaufen von einem Dutzend Familien ausgeübt und die Tradition wurde von Generation zu Generation weiter gegeben. Hier wurde zwei Mal im Jahr auf dem Feuer getanzt, im Rahmen von drei Tagen. Das Datum im Sommer liegt um den 21. August, dem Tag, der Kaiser Konstantin und seiner Mutter Helena gewidmet ist, die von der christlichen Kirche wegen der Etablierung des Christentums als offizielle Religion des römischen Reichen heilig gesprochen wurden. Die Nestinari tanzen im Sommer unter offenem Himmel. Im Winter wird in den Tagen zwischen dem 18. und dem 20. Januar auf dem Feuer in einem Heiligtum getanzt. In der frühen Zeit wurden die Nestinari von der christlichen Kirche als heidnische Feueranbeter verfolgt. Der bulgarische Wissenschaftler Mihail Arnaudow erforschte in den 30er Jahren des XX. Jahrhunderts diesen Brauch. Er sprach auch mit einigen der legendären Nestinari. Er bringt diese Praxis mit „zentralasiatischen Schamanimus und seiner Ekstase, Magien, Prophezeiungen und Wunderheilungen“ in Zusammenhang. Mihail Arnaudow sah Ähnlichkeiten mit dem Dionysos-Kult und behauptet, dass es sich um einen „gemischten semitisch-griechischen Kult“ handelt.

Am 1. Mai, mit dem Beginn von Konstantins Monat machen die Teilnehmer am Ritualen einen Besuch beim Ober-Nestinar.“ Das beobachtete Anfang des XX. Jahrhunderts der bekannte bulgarische Ethnograph Dimitar Marinow. „Jeder bringt Schnaps, Wein, Gebäck und andere Gerichte für das gemeinsame Mahl mit, dass der Gastgeber schon vorbereitet hat. Die Gäste küssen seine Hand, richten die Tafel ein und gehen in das sakrale Zentrum der Nestinari. Dieser Tempel befand sich früher im Haus des Ober-Nestinaren." Dimitar Marinow, beschreibt das Ritual folgendermaßen: „Hier tritt er, der Ober-Nestinar, ob Mann oder Frau als der Priester auf. Er beweihraucht die Ikonen und die Nestinari, von denen jeder eine brennende Kerze in der Hand hält, die er von zuhause mitgebracht hat.  Nach dem Ende der Rituals nimmt man an, „ dass die geistige Kraft und die Inspiration des Hl. Konstantin an alle übergegangen ist und sie bereit sind Nestinari zu sein.“

Die Rituale der Nestinari wurden in der bulgarischen Literatur in der Erzählung von Konstantin Petkanow beschrieben, die das Tanzdrama von Marin Goleminow inspirierte. Der junge Komponist wollte 1939, vor dem Beginn der Arbeit an der Partitur in die Atmosphäre des Brauches einzutauchen. Schon damals war der Brauch am Verschwinden. Marin Goleminow ging ins Dorf Vurgari (Bulgari) im Strandscha-Gebirge und beschrieb später den Festzug mit den Ikonen von Konstantin und Helena. Am Abend tanzten die Nestinari mit der Ikone in der Hand auf den glühenden Holzkohlen. Einige von ihnen verfielen in Ekstase und begannen zu prophezeien. Die Zuschauer passten genau auf, weil sie glaubten, dass die Prophezeiungen der Nestinari eintreffen. Und es soll dabei sogar Wunderheilungen gegeben haben.

Übersetzung: Vladimir Daskalov



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