"Dort, wo Orfeus geboren wurde" ist der Titel des Buches der bulgarischstämmigen polnischen Ärztin Albena Grabowska. Es ist sehr populär bei vielen Polen, die das andere Gesicht Bulgariens kennen lernen wollen. Und es hat nichts mit den zubetonierten Badeorten, überfüllten Lokalen und kitschigen Läden zu tun. Die dortigen Reiseveranstalter organisieren bereits Touren im Rhodopen-Gebirge nach den Empfehlungen des Buches.
Die junge Autorin ist überrascht von diesem Erfolg. Albena Grabowska ist eine junge, schöne und glückliche Mutter von drei Kindern, die als Neourologin vorwiegend mit kleinen Epileptikern arbeitet. Sie wurde in Warschau geboren. Ihr verstorbener Vater war Pole und ihre Mutter stammt aus dem Gebirgsort Tschepelare in den Rhodopen. Albena Grabowska verbrachte den Sommer immer wieder bei ihrer Großmutter Katja in der südbulgarischen Stadt Plowdiw oder in Tschepelare. Das waren einige ihrer glücklichsten Tage. Sie konnte diese idyllischen Urlaubstage, die Magie der Rhodopen, die dortigen schmackhaften Speisen, die Geschichte ihrer Großmuter und das Lächeln ihres Onkels Leko nicht vergessen.
"Diese alten Menschen in Tschepelare gehen einer nach dem anderen von uns und mit ihnen auch ihre idyllische Welt", berichtet Albena Grabowska. Zunächst wollte sie einfach ihre Erinnerungen für ihre Kinder aufzeichnen. Dann brachte sie aber das Manuskript zu einem Verlag, der es herausbrachte. Und das Buch wurde zu einem "Renner" in Polen.
"Es stellte sich heraus, dass ein sehr großes Interesse besteht, dass die Polen Bulgarien sehr lieben und dort gerne Urlaub machen, dabei nicht nur am Meer", berichtet in einem wunderbaren Bulgarisch Albena Grabowska. "Meine Landsleute interessieren sich auch für andere Regionen des Landes. Deswegen wurde das Buch zum Hit. Es enthält Essays über Bulgarien, die Menschen, Geschichte, Küche und Sehenswürdigkeiten. Es gibt alles in meinem Orpheus! Die Leser erfahren interessante Details über die bulgarische Sprache, wie die Menschen in den Rhodopen leben, wie sie in der Vergangenheit gelebt haben, welche Probleme es jetzt dort gibt, was sie freut und was sie traurig macht. Am Ende habe ich eine Reihe typischer kulinarischer Rezepte aus den Rhodopen vorgestellt."
Die Liebe zu Bulgarien scheint ansteckend zu sein. Die polnische Ärztin schaffte es mit ihrem Buch die Neugier und den Entdeckerdrang bei Tausenden seiner Landsleute zu wecken. Die dortigen Reiseveranstalter witterten schnell das wachsende Interesse zu unserem Land und insbesondere zur Region um Tschepelare und begannen Reiserouten nach ihrem Buch zu entwickeln. Es gab Fälle, bei denen ihre Kunden zum Haus ihrer Großmutter geführt werden wollten, um sich mit eigenen Augen zu überzeugen, dass es einen so magischen Ort wirklich gibt. Andere traten mit der Autorin per Facebook in Kontakt, um ihr ihre Erlebnisse in Bulgarien zu berichten und sagten ihr, dass sie Bulgarien zum Reiseziel ausgewählt haben, nachdem sie ihr Buch gelesen hatten.
„Die Polen besuchten in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts Bulgarien oft, aber vor allem das Meer“, erinnert sich Albena Grabowska. „Das war unser Fenster zur Welt, ein Reiseziel, das das heiße Spanien oder die kanarischen Inseln z.B. ersetzte. Dann, nach dem Fall des eisernen Vorhangs wanden wir uns diesen ferneren und exotischen Ländern zu, denn die Menschen konnten in der Welt reisen und verfügten über mehr Mittel. Aber jetzt kehren sie wieder nach Bulgarien zurück und möchten es ganz kennen lernen. Sie besuchen die Rhodoppen, interessieren sich für die Klöster und die Natursehenswürdigkeiten.“
Das Buch "Dort, wo Orfeus geboren wurde" setzte ein unvermutetes schöpferisches Potential in Albena Grabowska frei, denn nach seiner Veröffentlichung folgten ihre neuen Bücher– für Erwachsene und für Kinder. Im Sommer kommt eine Neuausgabe „ihres Orfeus“ heraus, wie sie das Buch liebevoll nennt. Aber jetzt mit mehr Bildern und einer speziellen Karte der örtlichen touristischen Sehenswürdigkeiten. So werden immer mehr Polen die Rhodoppen in den Fußstapfen des legendären Dichters durchstreifen und den Zauber der Berge genießen.
Übersetzung: Vladimir Daskalov
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