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Rapssaat schwer getroffen

Foto: BGNES
Die Landwirtschaft ist trotz der modernsten Technologien nach wie vor jener Wirtschaftszweig, der am meisten vom Wetter abhängt. Sobald sich ungünstige klimatische Bedingungen einstellen, kann die Ernte schlecht ausfallen und damit die Versorgung mit bestimmten Agrarprodukten zusammenbrechen. Das ist besonders dann der Fall, wenn Großproduzenten betroffen sind. Prekär kann die Lage werden, wenn es sich noch dazu um Produkte handelt, die für die Ernährung von erstrangiger Bedeutung sind, wie beispielsweise Weizen. Dieser ist besonders empfindlich gegenüber zu trockenen oder zu feuchten Wachstums- und Reifeperioden.

Wie ist es nun um die Herbstsaat in Bulgarien bestellt, nachdem es im vergangenen Jahr trockener und im Winter kälter als gewöhnlich war?

Als sich im August und September vergangenen Jahres die meisten Bulgaren über das sonnige Wetter freuten, schauten die Landwirte missmutig in den wolkenlosen Himmel, von dem kein einziger Tropfen fiel. Als sie nun zur Herbstsaat übergehen wollten, setzte ein Wetterumschwung ein und der anhaltende Regen verschleppte in vielen Regionen die Aussaat. Der darauf folgende Winter überraschte seinerseits mit viel Schnee, der an und für sich eine reiche Ernte verheißt, aber die „kalte Jahreszeit“ erwies sich als bitter kalt – in der Gegend von Sewliewo beispielsweise fiel die Quecksilbrsäule sogar auf – 30°C; auch anderswo wurden extrem niedrige Temperaturen gemessen. Die Folge war, dass viele Kulturen teilweise erfroren, der Raps seinerseits ging in etlichen Regionen fast völlig ein. Im Frühling werden die Schäden deutlich, wenn nämlich die Saat aufgehen muss.

Wie ist es um die Kornkulturen bestellt, die nicht nur für die Ernährung der Bulgaren wichtig sind, sondern auch zu den bedeutendsten Exportgütern gehören?

Über den Weizen kann gesagt werden, dass 45 Prozent der Aussaat in verhältnismäßig gutem Zustand sind; 30 Prozent können als befriedigend und 25 Prozent als schlecht eingestuft werden“, informiert Natalia Todorowa, Direktorin der Nationalen Vereinigung der Getreideproduzenten. „Bei der Gerste stehen die Dinge besser: fast zwei Drittel sind als gut zu bewerten und nur 20 Prozent entsprechen nicht unseren Erwartungen. Beim Raps sehen sie Dinge jedoch sehr schlecht aus. Von der Herbstsaat auf einer Fläche von mehr als 200.000 Hektar ist wegen der sehr niedrigen Wintertemperaturen etwa zwei Drittel eingegangen. Nicht erfroren ist der Raps, der im Süden und Norden Mittelbulgariens gesät wurde. Die Rapsernte wird in diesem Jahr also sehr schlecht ausfallen.“


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Eine der wichtigsten Getreidesorten ist der Weizen, von dem jährlich in Bulgarien vier Millionen Tonnen produziert werden. Für den Inlandbedarf sind rund anderthalb Millionen Tonnen notwendig, der große Rest geht in den Export und bringt den Herstellern gute Gewinne ein. Laut Angaben des Landwirtschaftsministeriums seien in diesem Jahr weder die Abdeckung des heimischen Bedarfs noch des Exports gefährdet. Die Nationale Vereinigung der Getreideproduzenten rechnet seinerseits aber mit einer Ertragssenkung von 20 bis 30 Prozent. Für eine genaue Prognose ist es jedoch noch zu früh. Günstige Witterungsbedingungen könnten die Kapriolen des letzten Winters ausmerzen. Dazu müsste es jedoch in der ersten Hälfte des Montags Mai reichlich regnen. Die Weizenanbauer beten täglich um diese Gabe.

Für die Rapsbauern ist das meiste jedoch verloren. Viele Landwirte, die sich im vergangenen Jahr für die Rapskultur entschieden, sind nun ruiniert.

Der Raps wirft gute Gewinne ab und so setzen häufige viele Landwirte auf diese Kultur“, erzählt uns Natalia Todorowa. „Im vergangenen Herbst wurden im Vergleich zum Vorjahr fast doppelt so viele Flächen mit Raps bestellt, denn die Aufkaufpreise sind recht hoch, zumal die Kultur auch zur Herstellung von Biobrennstoff geeignet ist. Sie ist jedoch stark frostanfällig und die Rechnungen der Bauern gehen nicht immer auf. Die Flächen mit der im letzten Winter erfronen Saat wurden in diesem Frühling mit Sonnenblumen bestellt, um die Verluste halbwegs ausgleichen zu können.“
Die im Frühling zu säenden Kulturen, wie Sonnenblumen und Mais, wurden bereits in den meisten Teilen Bulgariens in den Boden gebracht, versichert die Direktorin der Nationalen Vereinigung der Getreideproduzenten.

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
По публикацията работи: Maria Dimitrowa


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