Sendung auf Deutsch
Textgröße
Bulgarischer Nationaler Rundfunk © 2024 Alle Rechte vorbehalten

Im Reich der Vögel

Foto: Weneta Pawlowa
Sicherlich haben sie schon irgendwann einmal Vogellexikon durchstöbert. Allerdings ist eine „persönliche Begegnung“ mit einem der seltenen gefiederten Exemplare ein Erlebnis, das man nicht so schnell vergisst. Das zumindest behaupten diejenigen, die bereits das Glück hatten, sich diesen zarten und geheimnisvollen Kreaturen zu nähern. Es hat sich herausgestellt, dass Bulgarien in Sachen Vogelvielfalt zu den europäischen Spitzenreitern gehört, was Ornithologen aus allen Teilen der Welt in das Land lockt.

Diese ausländischen Besucher kommen weder wegen der Strände, Skipisten und Luxushotels, noch wegen des Nachtlebens und anderer Abenteuer. Sie kommen aus nur einem einzigen Grund nach Bulgarien – Vögel in ihrer natürlichen Umgebung zu beobachten. Begleitet von erfahrenen Experten, durchstreifen die Ornithologen Naturparks und Feuchtgebiete, um, wenn auch nur für einen kurzen Augenblick, in die Welt der gefiederten Bewohner vorzudringen. Für ausländische Ornithologen ist die Liebe zu den Vögeln eine Leidenschaft, der sie ihre ganze Freizeit und ... ihr Gespartes opfern. Denn solche Vogeltouren seien verhältnismäßig teuer und nicht für jedermann erschwinglich, behauptet Pawel Simeonow von der Naturschutzorganisation „Le Balkan“. Dafür sei Bulgarien jedoch eine Goldgrube für „Sammler“ von gefiederten Exemplaren. Ausgerüstet mit Fernglas und teurer Fototechnik, in Jeeps oder zu Fuß, scheuen die Liebhaber weder Zeit noch Mühe noch Entbehrungen, um eine Vogelart aufzustöbern, die ihnen bisher noch nicht vor die Augen gekommen ist. „Bulgarien verfügt über eine einzigartige Biovielfalt“, schwärmt Pawel Simeonow und fügt hinzu:

© Foto: Weneta Pawlowa


„In diesem Zusammenhang liegen wir europaweit nach Spanien auf Rang 2. Der unvergleichliche Reichtum an Lebensräumen ist der Grund, aus welchem in Bulgarien 426 Vogelarten registriert sind. Im Rahmen einer zehntägigen Tour beobachten wir über 200 Vogelarten. Das ist ein gewaltiger Reichtum. Welcher andere europäische Staat kann mit so einem Erlebnis aufwarten?“

Zudem verläuft die Via Pontica, die Migrationsautobahn der Vögel zwischen Europa und Afrika, über Bulgarien. Die transkontinentale Vogelroute führt über die Jahrhundertwälder des Strandscha-Gebirges und entlang der bulgarischen Schwarzmeerküste. Das erklärt auch den ungewöhnlichen Reichtum an Vögeln, die in hiesigen Bioreservaten und Feuchtgebieten nisten. Die meisten gefiederten Exemplare trifft man im Frühjahr oder Herbst auf dem Gebiet des Schabla- und Durankulak-Sees an der nördlichen Schwarzmeerküste. Dann verdunkeln Hunderttausende Zugvögel die schilfbewachsenen Ufer. Die Schwärme erheben sich grazil in die Luft, um ihren rituellen Tanz zu vollführen, gleiten hinab zu den Wassern und verschwinden aus dem Blickfeld. Ein Bild für die Ewigkeit.

© Foto: Weneta Pawlowa


Alljährlich nehmen Tausende leidenschaftliche Naturliebhaber aus Dänemark, Frankreich, der Schweiz und Deutschland diese Möglichkeit wahr. Die meisten Ornithologen kommen jedoch aus Großbritannien, wo über 4,5 Millionen Bird Watchers zu Hause sind. Laut Pawel Simeonow, der oft mit ausländischen Ornithologen unterwegs ist, sind die Ost-Rhodopen eine der magischsten Gegenden zur Vogelbeobachtung. In den Felsspalten nisten Schwarzstörche, Königsadler sowie vom Aussterben bedrohte Schmutz- und Gänsegeier. Um die Vogelpopulation kümmert sich das Naturschutzzentrum unweit der Stadt Madscharowo.

„Zudem gibt es Touren durch die Kresna-Schlucht, entlang des Struma-Flusses, in die altertümliche Stadt Melnik“, fügt Pawel Simeonow hinzu. „Aufgrund des mediteranen Einflusses wächst hier eine für unsere geografischen Breiten ungewöhnliche Flora, die Vogelarten wie Maskenwürger, Olivenspötter und Felsenkleiber anzieht. Ein Paradies für Ornithologen aus Westeuropa, da diese Vogelarten dort nicht anzutreffen sind. Nicht weniger interessant ist das Donauufer nahe des unter Naturschutz stehenden Srebarna-Sees. Dort kümmert sich unsere Stiftung um die so genannten Nistkolonien der Krauskopfpelikane. Zudem trifft man hier unter anderem auf verschiedene Reiherarten als auch auf den Rothalstaucher. In den Biosphärenreservaten des Balkangebirges wiederum sind Reliktvorkommen des Habichtkauzes zu beobachten, der in der Regel in Weißrussland heimisch ist.“

© Foto: Weneta Pawlowa


Europaweit gibt es nur noch wenige Gegenden mit jungfräulicher Natur. In dieser Hinsicht ist Bulgarien mit seinen zahlreichen Gebirgen, Wäldern, Naturschutzgebieten und Bioreservaten ein wahres Paradies. Die Veranstalter von Beobachtungstouren bestehen jedoch auf der Einhaltung festgelegter Regeln. Denn, jeglicher Lärm, Umweltverschmutzung oder unbedachte Eingriffe in das natürliche Gleichgewicht würden die Vögel für immer aus ihren Nestern vertreiben.

Übersetzung: Christine Christov
По публикацията работи: Weneta Pawlowa


Последвайте ни и в Google News Showcase, за да научите най-важното от деня!

mehr aus dieser Rubrik…

Die Gemeinde Tschepelare begrüßt ihre Gäste mit einer neuen touristischen Route

In diesem Sommer können die Gäste der Gemeinde Tschepelare ihren Urlaub in der wunderschönen Natur der Rhodopen mit einer weiteren Bergroute bereichern. Es handelt sich um den neuen Wanderweg „Das Höhlenlabor, die Alte Grenze, die Toptscheto-Höhle, der..

veröffentlicht am 08.06.24 um 10:30

Das Wasser an der bulgarischen Schwarzmeerküste ist sauber

Die ersten Proben, die dem Meerwasser Ende Mai an der bulgarischen Schwarzmeerküste vor Beginn der Sommersaison entnommen wurden, zeigen, dass seine Qualität ausgezeichnet ist. Das erklärten die Minister für Umwelt und Wasser, Petar Dimitrow, für..

veröffentlicht am 06.06.24 um 17:27

Wie schmeckt Bulgarien - die Gastronomie als Teil der touristischen Visitenkarte des Landes

Die bulgarische Baniza und der Schopska-Salat standen nicht nur einmal an der Spitze der gastronomischen Weltrangliste. Die nationale Küche Bulgariens beschränkt sich aber bei weitem nicht auf diese beiden Gerichte und auch nicht auf die allgegenwärtigen..

veröffentlicht am 02.06.24 um 11:00