Sendung auf Deutsch
Textgröße
Bulgarischer Nationaler Rundfunk © 2024 Alle Rechte vorbehalten

Nationale Energiestrategie orientiert sich an gesamteuropäischen Zielen

„Die bulgarische Energiebranche gleicht englischem Fußball aus der Vergangenheit – hohes Laufpensum ohne Effizienz.“ So umschrieb Wirtschafts- und Energieminister Traitscho Traikow während eines Rundtisches zur Fragen von Energiesicherheit und Diversifizierung die Lage der heimischen Energetik. Gleichzeitig stellte der Ressortchef die Grundparameter der künftigen Energiestrategie des Landes vor, die bis Jahresende verabschiedet werden soll.

In der neuen Strategie setzt man auf Energieeffizienz, auf einen wettbewerbsfähigen Strom- und Gasmarkt, auf neue Technologien und vermehrt auf erneuerbare Energien. Dabei will Bulgarien vor allem Energierohstoffe, Bezugsquellen und Lieferwege diversifizieren. Laut EU-Strategie muss das Land bis 2020 folgende Ziele umsetzen: Steigerung des Anteils erneuerbarer Energien auf 16 Prozent, Senkung des Kohlendioxidausstoßes um 20 Prozent sowie Verbesserung der Energieeffizienz um 50 Prozent.

Die Gaskrise zu Jahresbeginn veranschaulichte deutlich die Notwendigkeit von Gasverbundsystemen mit den Nachbarstaaten Griechenland, Türkei und Rumänien. Die in diesem Zusammenhang erforderlichen Maßnahmen sollen bis Ende Oktober von der EU-Kommission bewilligt werden. Laut John Ordway, zeitweiliger Leiter der US-Botschaft in Sofia, bräuchten die kleineren Staaten ein gemeinsames Energienetz. Der gleichen Meinung ist zudem der Wissenschaftler Eduard Chow vom Zentrum für Strategische und Internationale Studien in Washington. Sein Kommentar – zahlreiche energieabhängige Staaten hätten den richtigen Mix gefunden und setzen nun auf diversifizierte Bezugsquellen und erneuerbare Energien. So mindern sie das Risiko und ihre Abhängigkeit von Monopolen. Auch Minister Trajkow bezeichnete offene internationale Märkte als außerordentlich wichtig.

„Aufgrund seiner strategischen Lage sowie des einheimischen Bedarfs hat Bulgarien in den letzten Jahren zahlreiche Strategieprojekte auf den Weg gebracht, die für die nationale, regionale und europäische Versorgungssicherheit von Bedeutung sind“, kommentiert Minister Traikow. „Die Projekte umfassen die Erdgasleitungen Nabucco und Südstrom, das zweite Atomkraftwerk des Landes und die Burgas-Alexandroupolis-Ölpipeline. Das Nabucco-Projekt hat für Bulgarien und die Europäische Union vorrangige Bedeutung, da damit alle Diversifizierungsprobleme auf einen Schlag gelöst würden, sowohl in Bezug auf Bezugsquellen, als auch in Bezug auf die Lieferwege. Denn die neue Trasse würde Gas aus dem Kaspischen Raum und dem Nahen Osten sichern. Die Südstrom-Pipeline wäre ein neuer Lieferweg für russisches Gas, wovon auch andere europäische Staaten profitieren könnten. Das Projekt befindet sich in der Anfangsphase, jedoch sind sich alle Projektteilnehmer einig, dass dieses auch nach Projektprinzip strukturiert werden müsse.“

Während des Rundtischgesprächs wurden zudem verschiedene Daten genannt. So verbraucht Bulgarien beispielsweise 1,17 Prozent seines Bruttoinlandsproduktes für Strom, Deutschland lediglich 0,17 Prozent. Was die Effizienz der bulgarischen Energiebranche angeht, liegt diese bei etwa einem Viertel des EU-Durchschnitts. Allein in diesem Bereich gibt es also noch beträchtliche Reserven. Atom- und Kohle-Lobby, denen staatliche Stromaufkaufpreise sicher sind, seien gegen Diversifizierung und erneuerbare Energien, so Fachleute des Zentrums für Demokratieforschung. Zudem fordern die Spezialisten auch im Rahmen der 4-Säulen-Energiepolitik der EU klarere Standpunkte im Interesse des Landes und zwar – eine CO2-arme Wirtschaft, Energie in Notzeiten, neue Energietrassen sowie eine größere Auswahl für die Verbraucher.

 
Übersetzung: Christine Christov

По публикацията работи: Tanja Harisanowa


Последвайте ни и в Google News Showcase, за да научите най-важното от деня!

mehr aus dieser Rubrik…

Staatsverschuldung Bulgariens belief sich 2023 auf 22,9 Prozent des BIP

Im Jahr 2023 betrug das Haushaltsdefizit 2 Prozent des BIP oder 3,7 Milliarden Lewa (1,9 Milliarden Euro). Das geht aus den endgültigen Daten des Nationalen Statistikamtes hervor. Dies ist ein deutlicher Rückgang des Haushaltsdefizits im..

veröffentlicht am 22.10.24 um 13:48
Rossen Karadimow

Technologieriese aus Taiwan will bei Plowdiw Werk für Chips und Halbleiter bauen

Ein taiwanesischer Technologieriese verhandelt über den Bau einer großen Produktionsbasis auf dem Gebiet der „Wirtschaftszone Trakia“ in der Nähe von Plowdiw.  Dies teilte der Minister für Innovation und Wachstum Rossen Karadimow mit, der sich..

veröffentlicht am 16.10.24 um 18:17
Georgi Tachow

Vertreter der Gemeinden besprechen im Kurort Albena Probleme der Kommunalverwaltung

Im Dezember werden wir den Gemeinden 1 Milliarde Lewa (500 Millionen Euro) für Investitionen im Rahmen des Strategieplans für die Entwicklung der Landwirtschaft und des ländlichen Raums 2023-2027 zur Verfügung stellen. Das gab Minister für..

veröffentlicht am 14.10.24 um 09:49