Am 13. Januar 1915 fand die erste Vorführung des ersten bulgarischen Spielfilms „Balgaran ist ein Galan“ statt. Regisseur der Kurzkomödie ist Wassil Gendow, der auch die Rolle von Balgaran spielt.
Die Handlung des Films dreht sich um die Liebesabenteuer des Lebemanns Balgaran. Während eines Stadtbummels durch Sofia trifft er eine hübsche junge Dame und beginnt, ihr den Hof zu machen. Sie beschließt, dem Draufgänger eine Lektion zu erteilen und bietet ihm an, sie zum Markt zu begleiten. Sie kauft ein und tut so, als hätte sie ihr Geld vergessen und bittet sie Balgaran, ihr Geld zu leihen. Danach führt sie ihn ein Restaurant und bestellt auf seine Kosten Essen und Getränke. Nach dem Schmaus lässt sie sich von ihm die Einkaufspakete nach Hause tragen. Unterwegs trifft sie ihren Ehemann und schlägt ihm vor, eine Kutsche zu nehmen und den „Gepäckträger“ seiner Dienste zu entlassen. Sie machen sich vor dem entgeisterten Balgaran auf den Weg, der als Dankeschön für seine Dienste nur eine Münze erhält.Der Film ist nicht mehr auf Band erhalten. Die offizielle Version über die Vernichtung aller Kopien der Filme von Gendow lautet, dass während der Bombenanschläge in den 1940er Jahren sein Haus in Sofia niedergebrannt ist, mit allem, was sich darin befand. Laut einer Version hat die neue Regierung nach 1944 seine Archive absichtlich vernichtet. Was die Wahrheit auch immer sein mag: Jahre später wurde das Datum der ersten Vorführung dieses Films zum Tag des bulgarischen Kinos erklärt.
2020 hat das Kino, genau wie alle anderen Bereiche des öffentlichen Lebens, stark unter der Covid-19-Pandemie gelitten. Die Kinosäle mussten aufgrund der Antiepidemiemaßnahmen geschlossen werden. Die Streaming-Plattformen, die sich immer aggressiver durchsetzen, haben diese Lücke zügig geschlossen.
„Es ist traurig, dass es im Moment unmöglich ist, ins Kino zu gehen und dort in die wunderbare Filmwelt einzutauchen“, sagte der Schauspieler und Produzent Alexander Alexiew in einem Interview für Radio Bulgarien und weiter:
„Andererseits haben wir jedoch Zugang zu hochwertigen Filmen über die sogenannten Streaming-Plattformen. Für manch einen wird das immer der bequemere und bevorzugte Weg sein. Ich hoffe aber inständig, dass das Kino nicht verschwindet und die Menschen, die diese tolle Emotion im Kinosaal erleben möchten, wieder dorthin zurückkehren, sobald es wieder ungefährlich ist. Es ist jedoch wichtig, dass wir derzeit eine Alternative haben, aus der wir diese spirituelle Nahrung beziehen können.“
In den ersten Januartagen dieses Jahres hatten wir gleich zwei Gründe, stolz auf die Leistungen zweier talentierter bulgarischer Künstler zu sein. Teodor Uschew wurde zum einflussreichsten Animator der Welt für die letzten 25 Jahre gewählt und die Schauspielerin Maria Bakalowa wurde für ihre Rolle in einer populären Parodie-Komödie von Filmkritikern in den USA als beste Nebendarstellerin ausgezeichnet.
Alexander Alexiew meint, dass Maria Bakalowa mit ihrer Leistung nicht nur etlichen bulgarischen, sondern auch osteuropäischen Schauspielern den Weg nach Hollywood geebnet hat. Teodor Uschew seinerseits verdankt seinen Erfolg seiner langjährigen harten und engagierten Arbeit:
„In diesem Sinne sind das zwei unterschiedliche, aber sehr motivierende Vorbilder. Sie sollten uns als Beweis dafür dienen, dass ein solcher Erfolg durchaus möglich ist. Allerdings sollte man auf sein Glück vorbereitet sein und es nicht verpassen. Denn schließlich ist für einen solchen Erfolg auch ganz schön viel Glück notwendig. Wenn man nicht bereit ist, sein Glück zu ergreifen, dann fliegt es davon.“
Was die Möglichkeit betrifft, dass ein bulgarischer Film Erfolg erntet und weltweit für Aufsehen sorgt, ist der Schauspieler eher skeptisch, weil das eine ernsthafte Werbe- und PR-Strategie erfordert:
„Das ist sehr schwierig, weil unser Markt sehr klein ist und das Interesse und die Nachfrage des Publikums nach einheimischen Filmen nicht groß genug sind. Ansonsten gibt es Filme, die in Bulgarien gedreht werden und im Ausland großen Erfolg haben, beispielsweise die von Stefan Komandarew, Petar Waltschanow, Kristina Grosewa, Jana Titowa und anderen.“
In den letzten Jahren haben sich unsere Vorstellungen in Sachen Filmserien gänzlich verändert. Jetzt ist es vollkommen normal, dass das Budget für einen ganzen Spielfilm für die Dreharbeiten zu einer einzigen Folge einer Fernsehserie ausgegeben wird. Obwohl uns dieser Umstand von einer großen Filmproduktion in Bulgarien träumen lässt, deren Verbreitung auf der ganzen Welt mit Spannung erwartet wird, sollten wir den Erfolg der bulgarischen Fernsehserie „Undercover“ nicht vergessen. Ihr Erfolg ist einmalig in der Geschichte der bulgarischen Serienfilme. Die vier Staffeln wurden bisher in über 142 Ländern verkauft und angesehen, darunter Anfang 2021 auch in Deutschland.
In diesem Jahr wird der Tag des bulgarischen Kinos unkonventionell gefeiert. Zwischen 16.00 und 24.00 Uhr werden auf der Videoplattform www.neterra.tv/plus 16 Dokumentarfilme und 23 bulgarische Spielfilme der letzten Jahre kostenlos zur Verfügung gestellt. Die Kosten für die in diesem Zeitfenster angesehenen Filme werden vom Nationalen Filmzentrum und der Gemeinde Sofia übernommen.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
Fotos: Archiv, BNT, Borjana Pandowa, Facebook / Maria Bakalowa / Alexander Alexiew, neterra.tv