Jedes Jahr kürt das US-Magazins Forbes die 300 weltweit vielversprechendsten Nachwuchshoffnungen in 10 Kategorien. In seine erste Liste für Europa „30 under 30“ haben es gleich vier Bulgaren geschafft: Ekaterina Karabaschewa und Christo Tentschew in der Kategorie „Soziales Unternehmertum“ sowie Andrej Nowakow und Eva Paunowa in der Kategorie „Politik“.
Ekaterina Karabaschewa lebt und studiert seit sieben Jahren in Berlin. Sie ist Bachelor und Magister in Medien- und Kommunikationswissenschaften und wurde für ihr Projekt Jourvie ausgezeichnet. Das ist eine mobile Anwendung für Menschen mit Essstörungen. Von diesem Leiden sind weltweit ca. 80 Millionen Menschen betroffen – die meisten sind junge Frauen, doch auch die Zahl der Männer und der Bertoffenen im reiferen Alter nimmt bedrohlich zu. Die Therapie greift nur bei jedem zweiten Patienten, die Sterblichkeitsrate liegt bei 17 Prozent. Allein Deutschland sieht jährlich 195 Millionen Euro für die Behandlung von Magersüchtigen und weitere 124 Millionen Euro für Bulimiekranke vor. Für ihre Leistungen hat Ekaterina Karabaschewa bereits mehrere Auszeichnungen in Deutschland erhalten. Trotzdem freut sie sich, dass sie es in die Fobres-Liste geschafft hat.
„Das ist eine große Freude, Überraschung und Anerkennung für mich und mein Team, aber auch für Bulgarien. Ich bin sehr stolz, dass noch drei Landsleute in diese Liste aufgenommen wurden. Das zeigt, dass wir Bulgaren überall auf der Welt Erfolg haben und viel erreichen können“, sagt Ekaterina.
Bei der Schaffung der App stützt sie sich auf ihre eigenen Erfahrungen im Kampf gegen die Magersucht.
„Die Anwendung enthält in digitaler Form unterschiedliche Elemente aus der Therapie. So werden sie zugänglicher für jüngere Patienten, beispielsweise das Protokoll über die Nahrungszufuhr. In dieses Protokoll tragen die Patienten die Nahrung, die sie täglich zu sich nehmen sowie ihre Gefühle und Gedanken ein. Dann wären noch die störungsspezifischen Bewältigungs- und Motivationsstrategien. Bei der Therapie muss leider auch heute noch fast alles auf Papier niedergeschrieben werden. Das ist zum einen unbequem und unpraktisch und zum anderen indiskret. Bei der mobilen Anwendung hat man alles stets bei sich und das in diskreter Form. Die App ist seit ungefähr einem Jahr auf dem Markt und findet großen Zuspruch bei den Patienten und Therapeuten, die ebenfalls wachsendes Interesse daran bekunden."
Die 26jährige Ekaterina berät unterschiedliche Projekte im Bereich Gesundheitswesen und will sich auch künftig in dieser Sphäre weiterentwickeln. Zugleich will sie aber ihre Arbeit in Unterstützung von essgestörten Menschen fortsetzen und würde gern auch den bulgarischen Patienten nützlich sein.
„Ich würde gern mit Organisationen in Bulgarien in Verbindung treten, die in dieser Sphäre aktiv sind, um an gemeinsamen Projekten mit ihnen zusammenzuarbeiten“, sagt Ekaterina.
Sie würde den Jungeunternehmern in Bulgarien folgenden Rat mit auf den Weg geben.
„Es ist gut, wenn man die Unterstützung und das Verständnis seiner Familie und Freunde hat. Doch selbst wenn man auf Unverständnis trifft, sollte man sich selbst treu bleiben und an seinen Ideen und Träumen festhalten und unverdrossen an deren Umsetzung arbeiten“, sagte Ekaterina abschließend.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
Fotos: Privatarchiv