Am 30.November wird in Bulgarien der Andreas-Tag begangen, im Volksmund auch noch als Bärentag bekannt. Der heilige Andreas ist der erste Schüler von Jesus Christus, der den christlichen Glauben in Griechenland, Kleinasien, Armenien und Georgien verbreitete. Auch heute noch erzählen alte Leute Legenden über den Heiligen, der durch Wunderheilmittel alle Krankheiten auskurieren konnte.
In der bulgarischen Folkloretradition gilt der heilige Andreas als Beschützer der Bären und Gebieter der Seestürme. Am Andreastag begann auch der festliche Winterkalender.
„Andreas jagt den Winter und die langen Nächte fort“, sagten einst die alten Menschen. Im Volksglauben der Bulgaren war der Heilige so mächtig, dass Märchen und Legenden überliefert worden sind, wo er Drachen, Ungeheuer und Bären besiegt. Der Andreastag wird auch noch Bärentag genannt.
Am Andreastag kochte die älteste Frau in der Familie reichlich Weizen, Mais und Linsen, und ließ alles vor der Tür. Der Bär sollte die Mahlzeit finden und in der Nacht auffressen. So glaubten die Hausfrauen, dass der Bär nun gesättigt seinen Winterschlaf genießen und das Dorf nicht vor Hunger angreifen werde.
Es gibt auch ein Märchen, das oft um den Andreastag erzählt wurde. Es war einmal ein König, dem eine Tochter geboren wurde. Die Zauberfeen haben aber gleich nach der Geburt prophezeit, dass die Tochter einen Bären heiraten wird. Deshalb schloss der König das Mädchen im Palast ein, und ließ niemanden hinein. Als das Mädchen älter wurde, wollte es die Welt kennenlernen. Nach langem Hin und Her überwand der König seine Angst und ließ die bildhübsche Tochter spazieren gehen. Plötzlich tauchte ein Bär auf und entführte das Mädchen. Sie heirateten und bekamen einen Jungen – er war halb Mensch, halb Bär. Eines Tages fragte der Sohn seine Mutter, warum sie denn so schön sei und er so hässlich. Daraufhin erzählte die junge Mutter ihre Geschichte. Der tapfere Sohn versprach ihr, sie in den Palast zurück zu bringen. Gesagt – getan. Der König aber freute sich nur auf seine Tochter. Den Enkel schickte er jedoch in den Wald, wo er hingehöre, um sich eine Frau zu finden und für immer und ewig dort zu bleiben. Nach nicht allzu langer Zeit kam der Bärensohn jedoch zurück und führte ein bildhübsches Mädchen als seine Frau mit. Der König war sehr überrascht, dass sich ein junges Mädchen in seinen Bärenenkel verlieben könne, wurde schwach und gab seine Zustimmung, dass die beiden im Palast heiraten. Die junge Braut erwies sich aber als eine Fee und verwandelte den Bärensohn in einen Prinzen.
Es gibt auch viele andere Legenden in der bulgarischen Folklore, wo der Bär ein verzauberter Prinz ist. Andere slawische Völker verbinden die Bären mit der Frau und der Mutterschaft.
Heutzutage ehrt man den heiligen Andreas in vielen Familien, weil der Name des Heiligen auch bei uns sehr populär ist. Insbesondere in den Dörfern versammelt sich die ganze Familie am Abend zu einem Festmahl. Auf den Tisch kommt unbedingt gekochter Mais.