Nach der Befreiung Bulgariens von der osmanischen Herrschaft strömten Architekten aus Europa nach Sofia, der 1879 proklamierten neuen bulgarischen Hauptstadt, um ihr ein modernes Aussehen und eine funktionelle Infrastruktur zu verleihen.
In den 1890er Jahren kehrte die erste Generation bulgarischer Architekten, die im Ausland studiert hatten, nach Bulgarien zurück und begann hier zu arbeiten. Zu den führenden Vertretern dieser Generation gehört Naum Torbow, der uns eine Reihe von Architektur-Perlen hinterlassen hat, die zur Europäisierung der Stadt beitrugen und von denen einige glücklicherweise bis heute erhalten geblieben sind.
Zu den wegweisenden Projekten von Architekt Torbowgehören die Zentrale Markthalle, das Kino „Odeon“, das Casino „Sofia“, die Hotels “Continental”, “Paris” und “Boulevard”, die Brauerei “Makedonia”, das Haus der Familie von Luisa und Dimitar Stanischewi (heute das Büro des Obermuftis), die Kirche “Heilige Kyrill und Method” am Frauenmarkt und andere bemerkenswerte Gebäude in Sofia und anderen Städten.
Der künftige Architekt wurde 1880 in Gopeš, Bitola, innerhalb der Grenzen des heutigen Nordmazedoniens geboren. Zwei Jahre später zog seine Familie nach Orjachowo, eine Stadt in Nordwestbulgarien. Der junge Mann machte seinen Schulabschluss in einer anderen Stadt an der Donau - Russe, und ging dann, fasziniert von der Architektur, nach Rumänien.
Doch wie entwickelte sich das Leben des jungen Mannes von da an?
„Er studierte Architektur in Bukarest, der rumänischen Hauptstadt, die damals eine viel größere Stadt war als Sofia, mit einer äußerst prächtigen und reichen Architektur. Er machte dort seinen Abschluss am Institut der Bildenden Künste. Alles, was er damals an Trends in der rumänischen Architektur kennenlernte, hatte einen großen Einfluss auf ihn. Aber später war seine Hauptinspirationsquelle die österreichisch-ungarische Hauptstadt Wien“, erzählte Sdrawko Petrow, Leiter des Projekts “Historical Routes Sofia ”, gegenüber Radio Sofia.
Nach seiner Rückkehr nach Bulgarien wurde Torbow zum Leiter der Architekturabteilung der Stadtverwaltung von Sofia ernannt und begann dann, auf freiberuflicher Basis zu arbeiten.
Die Jahre um 1907 und dann bis zu den Balkankriegen waren nach Petrows Worten die fruchtbarste Zeit für Naum Torbow:
„Das ist natürlich keine Überraschung, denn dies ist eine der aufregendsten Perioden in der Architektur- und Baugeschichte von Sofia und Bulgarien. Im Jahr 1907 gewann er den Wettbewerb für die Zentrale Markthalle. So entwarf er den Plan für den Bau der Zentralen Markthalle, die für die damalige Zeit ein Gebäude von wirklich großer Bedeutung für die Stadt war, ein Symbol der Modernität, das die frühere orientalische Atmosphäre auf den Märkten von Sofia ersetzen sollte. Die Zentrale Markthalle wurde nach den besten Tendenzen ihrer Zeit gebaut und bot alles, was für die Qualität und die gesunde Aufbewahrung von Lebensmitteln notwendig war.“
Noch heute können wir das restaurierte Gebäude der Zentralen Markthalle auf dem Boulevard „Maria Luisa“ in der Hauptstadt bewundern.
In der Tat sind einige Gebäude des Architekten mit diesem Boulevard verbunden. Das von Torbow erbaute Kino „Odeon“, das zu seiner Zeit sehr beliebt war, befand sich direkt daneben und wurde bei der Bombardierung Sofias im Zweiten Weltkrieg zerstört.
Leider fiel auch das gesamte Archiv von Torbow, das sich in seinem Atelier am Boulevard Boulevard „Maria Luisa“ befand, der Bombardierung zum Opfer, wie viele der nach den Plänen des Architekten errichteten Gebäude. Dann kam die sozialistische Regierung, die seine Immobilien beschlagnahmte, was zu der Absurdität führte, dass er mit seiner Familie in einem von ihm entworfenen Gebäude lebte und Miete zahlen musste. Um seine Familie zu ernähren, war Naum Torbow gezwungen, als leitender Architekt bei der Stadtplanungsdirektion von Sofia zu arbeiten. Er starb 1952 an Krebs.
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Zusammengestellt: Miglena Iwanowa
Übersetzung: Antonia Iliewa
Redaktion: Rossiza Radulowa
Fotos: Historical Routes Sofia, stara-sofia.com, sofia-hali.bg, Archiv
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