Eine genaue Statistik wie viele Bulgaren in der englischen Stadt Leeds leben, gibt es nicht. Bekannt ist jedoch, dass es dort, wie in anderen Städten Großbritanniens auch bulgarische Sonntagsschulen gibt. Patron der 2016 gegründetenSchule in Leeds ist Wassil Lewski. Inzwischenhat sie auch eine Filiale in der Nachbarstadt Hull. Die Gesamtzahl der in beiden Einrichtungen lernenden Schüler beträgt 110.
Die Schulleitung legt großen Wert auf die Einhaltung der bulgarischen Traditionen unddas Gedenkenan wichtige Daten, Jahrestage und Persönlichkeiten der bulgarischen Geschichte.Dazu gehört Wassil Lewski, auch Apostel der Freiheit genannt. Seinem Werk und Opfer für die Freiheit Bulgariens wird eine ganze Woche gewidmet. Im Laufe der Jahre hat die Schule verschiedene Zeichen- und Literaturwettbewerbe organisiert, die Wassil Lewski gewidmet waren.
„Im vergangenen Jahr haben wir etwas ganz anderes unternommen, wir haben uns der Initiative der Grundschule „Wassil Lewski“ in Karlowo angeschlossen, die alle bulgarische Schulen im Land und im Ausland aufgerufen hatte, dem Werk des Freiheitsapostels zu gedenken“, erzählt die Direktorin der Sonntagsschule in Leeds, Swetlana Iwanowa. „Organisiert wurde eine so genannte Sportiade - eine Kombination aus Sportveranstaltungen und intellektuellen Spielen, an der die Kinder sehr viel Spaß hatten.
„Sie waren in Teams aufgeteilt und alle Aufgaben waren mit Details aus dem Leben von Wassil Lewski und seinen Aktivitäten verknüpft. Bei einigen Spielen ging es um einen Wettbewerb um den weitesten Sprung, bei anderen um ein Puzzle, bei dem eines der berühmtesten Porträts von Wassil Lewskientstehen sollte. Bei einem der Spiele sollten mehrere Gedanken von Wassil Lewski, die in verschiedene Teilen aufgeteilt waren, geordnet werden. Die Kinder mussten erraten, um welche es sich handelt, oder verschiedene Texte mit fehlenden Jahreszahlen ausfüllen. Die Schüler haben das toll gemacht und es hat ihnen viel Spaß gemacht, weil sie sportliche und intellektuelle Hilfsmittel benutzten konnten, um ihr Wissen über Wassil Lewskizu zeigen."
Die bulgarische Sonntagsschule wird von Kindern im Alter von 5 bis 13 Jahren besucht. Die Lehrer bemühen sich, ihnen Informationen über die Persönlichkeit und das Werk von Wassil Lewskiauf eine für sie möglichst zugängliche und verständliche Art und Weise zu vermitteln, unter Berücksichtigung ihres Alters.
Swetlana Iwanowa erzählt, dass die Kinder sich am meisten dafür interessieren, wie Wassil Lewski sein Leben verloren hat und erklärt warum.
„Das Thema ist für sie interessant, weil bis heute nicht eindeutig geklärt ist, wo Wassil Lewski begraben wurde. Für die Jüngeren war es auch sehr interessant, dass sie eine blonde Haarsträhne vom Freiheitsapostel, wenn auch über einen Videolink live sehen konnten zumal ihnen bewußt ist, wie viele Jahre seit seinem Tod vergangen sind. Solche kleinen Details beeindrucken die Kinder. Ansonsten können wir den Jüngsten noch nicht erklären und vermitteln, wer eigentlich Wassil Lewski war und wofür er einstand, seine großen Ideale, die er ein Leben lang vertrat und für die er kämpfte."
In der kommenden Woche werden die Schüler auch ihre Aufsätze zum Thema "Wenn ich Lewski wäre, was würde ich an seiner Stelle tun" abgeben, ezählt Swetlana Iwanowa, die in ihren Gesprächen mit den Schülern regelmäßig die Frage anspricht, was die Schüler am meisten aus Bulgarien vermissen. Dabei erhält sie unterschiedlichsten Antworten – von Obst und Gemüse, über das warme Wetter bis hin zur Freiheit, bis spät draußen zu spielen....
Es gibt aber auch Kinder, die im Vereinigten Königreich geboren sind oder aus Mischehen stammen und sich nur sehr schwer entscheiden können, welches ihr Heimatland ist. Die Schulleiterin nennt als Beispiel ihre eigene Tochter.
"Obwohl ihr Vater und ich gebürtige Bulgaren sind, wir jedes Jahr Bulgarien nach Bulgarien reisen und versuchen, ihr bulgarische Werte ans Herz zu legen, war ich sehr überrascht, als ihre Klassenleiterin die Aufgabe erteilte,dass jeder aus der Klasse ein Poster über seine Heimatstadt anfertigt und meine Tochter Leeds als ihre Heimatstadt auswies“, sagt Swetlana Iwanowa und gibt zu, dass einige Kinder tatsächlich gespalten sind. Sie wissen, wo die Heimat von Mamaund Papa ist, aber für sie ist es nicht ihre Heimat. Wir akzeptieren esund versuchen, ihnen zu erklären, dass Heimat das ist, was einem Freude und Glück bereitet, was Mama und Papa zum Lächeln bringt, wenn wir dorthin fahren, wenn wir die bulgarische Sprache sprechen, die Feiertage, Rituale und Bräuche feiern."
Übersetzung: Georgetta Janewa
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