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Radio Bulgarien bei den Bulgaren in Albanien

Milena Selimi liebt Bulgarien und übersetzt Georgi Gospodinow

Wichtig für die bulgarische Gemeinschaft ist die kulturelle Verbindung mit Bulgarien

Foto: Facebook

Die albanische Schriftstellerin, Übersetzerin und mit dem öffentlichen Leben engagierte Milena Selimi ist seit Juni 2023 die Vertreterin der Bulgaren im Komitee der nationalen Minderheiten in Albanien. Sie entstammt einer bulgarisch-albanischen Familie. Ihre Mutter, Janka Selimi, die in der nordostbulgarischen Stadt Dobritch geboren wurde, popularisierte seit 1964 die bulgarische Sprache in Albanien, zunächst als Übersetzerin in der bulgarischen Redaktion von Radio Tirana, in verschiedenen albanischen Einrichtungen und später als Dozentin an der Universität in Tirana. Milenas Vater, der Choreograf Scander Selimi, ist der Gründer der albanischen Ballettschule und Autor von Lehrbüchern über Choreografie und Ballettgeschichte sowie von Monografien über albanische Volkstänze.

Milena selbst begann 1991nach ihrem Abschluss in albanischer Philologie in Tirana  als Journalistin und Drehbuchautorin für Kindersendungen im albanischen Radio und Fernsehen zu arbeiten. In den 1990er Jahren machte sie an der Sofioter Universität ihren Master-Abschluss in Journalismus und arbeitete anschließend als Redakteurin, Produzentin, Chefredakteurin und Exekutivdirektorin bei Radio Tirana. Sie war auch Chefredakteurin einiger der populärsten Zeitungen und Zeitschriften in Albanien sowie Korrespondentin der BBC. Von 2013 bis 2015 war sie als leitende Beraterin für Medienkommunikation im albanischen Kulturministerium tätig und seit 2019 ist sie Geschäftsführerin des Zentrums für Offenheit und Dialog in Tirana. Der Rundfunk ist für Milena Selimowa eine Herzensangelegenheit. Immer wenn sie Zeit hat, macht sie etwas auch für das Radio. 
Zu übersetzen, begann sie schon als Studentin in Tirana. Um ihre albanischen Kollegen mit der Literatur aus Bulgarien bekannt zu machen, übersetzte sie Geschichten von Elin Pelin. Seit 2010 ist die Übersetzungsarbeit ihr Beruf. „Dabei half mir das Traduki-Netzwerk, das Menschen aus dem Balkan und Osteuropa die Möglichkeit gibt, sich über Literatur kennenzulernen. Seitdem habe ich Autoren aus Bulgarien, Serbien, Nordmazedonien und Kroatien übersetzt“, erzählt Milena Selimi und gesteht, dass Georgi Gospodinow ihrem Herzen besonders nahesteht. Sie hat seinen Roman „Physik der Schwermut“ übersetzt und hat vor, auch „Zeitzuflucht“ zu übersetzten. Ihre Mutter ist die Übersetzerin des Romans „Natürlicher Roman“. Zu Milenas Übersetzungsarbeiten gehört „Mission London“ von Alek Popow, „Elevation“ von Milen Ruskow. Als die schwerste Übersetzung bezeichnet sie das Buch von Kalin Terziyski „Es gibt jemanden, der mich liebt“. Momentan ist sie dabei, einen Roman von Slatimir Kolarow zu übersetzen. 

„In Albanien wächst das Interesse an bulgarischen Autoren“, sagt Milena Selimi und erzählt, wie sie entscheidet, welchen Autor sie den albanischen Lesern vorstellt. Eine Rolle spielt dabei die persönliche Begegnung und die Eindrücke albanische Schriftsteller, die zeitgenössische bulgarische Autoren kennen gelernt haben. Sie erzählen mir, wie sich die Literatur in Bulgarien entwickelt. Georgi Gospodinov zum Beispiel wurde bereits vor 10 Jahren übersetzt, doch erst jetzt lernen die ihn Menschen. Das ist natürlich auch dem Booker Prize zu verdanken, denn solch hohe Auszeichnungen können die Leser nicht unberührt lassen." 
Um die bulgarische Kultur kennenzulernen, müssen die Menschen in Albanien Zugang zu ihr bekommen. Am besten wäre die Einrichtung eines bulgarischen Kulturzentrums im Land, findet die bulgarische Vertreterin im Ausschuss für nationale Minderheiten zumal es bereits solche Zentren in Nordmazedonien und Serbien gibt. Warum sollte es nicht auch eines in Albanien geben, fragt Milena Selimi. 
„Das Zentrum würde eine große Hilfe sein. Wir haben hier zuletzt vor 6-7 Jahren eine bulgarische Theateraufführung gesehen - ein Stück von Mira Dobrewa. Es gab auch mehrere Aufführungen von Tanzgruppen, aber das reicht nicht aus. Wir brauchen einen Raum, in dem wir über Kultur und über uns selbst sprechen und die bulgarischen Errungenschaften präsentieren können. Das ist wichtig für Albanien, für Bulgarien und insbesondere für die bulgarische Gemeinschaft. Wenn man sieht, dass der Staat und seine Institutionen einen beachten, ist das ein Ansporn, die eigene Kultur weiter zu verteidigen. Die Bulgaren hier lieben sowohl Albanien als auch Bulgarien. Beide Länder stehen derzeit in einem sehr guten Verhältnis zueinander. Es gibt einen ständigen Dialog mit dem neuen bulgarischen Botschafter in Tirana und ich hoffe, dass diese Bemühungen fortgesetzt werden. All das ist für beide Länder und insbesondere für die bulgarische Gemeinschaft in Albanien von Vorteil", sagte abschließend Milena Selimi, 
Fotos: Krassimir Martinow, Kostadina Belo, Facebook von Milena Selimi
Übersetzung: Georgetta Janewa



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