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Der Krieg im Nahen Osten – ein Blick aus Bulgarien

Foto: BGNES

„Du vernimmst die Sirenen, dann hört der Sirenenalarm auf und es beginnt zu krachen, zu donnern... Du weißt nicht, ob du in 3 bis 4 Sekunden noch am Leben bist.“ So beschrieb der bulgarische Musiker Wasko Wassilew-Basilio, der sich im Epizentrum der Kämpfe in Tel Aviv befand, die ersten Angriffe auf Israel. Die Zahl der Todesopfer auf beiden Seiten des Konflikts liegt bereits bei über 3.000, die meisten davon sind Zivilisten. Dutzende Ausländer wurden bei den Angriffen der Hamas getötet, verwundet oder gefangen genommen. Nach Angaben der AFP befinden sich unter ihnen keine bulgarischen Staatsbürger.


Nikolaj Denkow

Der bulgarische Premierminister Nikolaj Denkow äußerte die Ansicht, dass der Konflikt in Israel sowohl mit dem Krieg in der Ukraine als auch mit der Serie von Putschen in Afrika zusammenhängt. Die Verschärfung des Konflikts und seine Ausdehnung in der Zeit würden sich auf die Preise und die Inflation in Bulgarien auswirken, was an der Schwelle zum Winter berücksichtigt werden müsse.

Auf Fragen von Bürgern und Medien sagte Premierminister Denkow gestern, dass die Regierung „bereit ist, einen zusätzlichen Flug zur Evakuierung von Bulgaren aus Israel durchzuführen, wenn es Menschen gibt, die das wollen.“

Der bulgarische Diplomat Stefan Tafrow, ehemaliger Botschafter Bulgariens bei der UNO, äußerte in einem Interview für den BNR die Meinung, dass die Situation im Nahen Osten objektiv den Interessen Russlands dient, das in der Region auch durch seinen Verbündeten Iran agiert. Um die regionale Eskalation des Konflikts einzudämmen, haben sowohl Israel als auch die USA bisher nicht den Iran dafür verantwortlich gemacht, sagte der Diplomat und fügte hinzu, dass in dem Moment, in dem der Iran der „Hisbollah“ befiehlt, eine zweite Front zu eröffnen, die Eskalation beginnen werde:

Stefan Tafrow

„Was die Terrororganisation „Hamas“ in Israel getan hat, ist beispiellos - in die Häuser der Menschen einzudringen, Kinder, alte Menschen, Frauen zu töten, zu entführen und zu vergewaltigen - das hat es wirklich noch nie gegeben, auch nicht in diesem Konflikt und deshalb hat es in der ganzen Welt Entsetzen ausgelöst. Aus diesem Grund fallen die Reaktionen und Warnungen hinsichtlich der zu erwartenden Eskalation von israelischer Seite ziemlich verhalten aus. Der erwartete israelische Bodenangriff auf den Gazastreifen, der offensichtlich stattfinden wird, hat auch eine praktische Seite, denn der Plan der „Hamas“ besteht darin, zunächst eine Reaktion der Palästinenser im Westjordanland und dann die Eröffnung einer zweiten Front im Norden zu provozieren, indem die „Hisbollah“ Israel angreift und so der Isolation der „Hamas“ im Gazastreifen ein Ende setzt.“

„Der Hauptgrund für den Angriff auf Israel ist die eventuelle Aufnahme diplomatischer Beziehungen zu Saudi-Arabien unter Vermittlung der USA“, kommentierte der Arabist Prof. Wladimir Tschukow. Seiner Meinung nach ist es unmöglich, dass die „Hamas“ eine solche groß angelegte Aktion ohne die Hilfe des Irans organisieren könnte.

Wladimir Tschukow

„Der Iran will nicht, dass diese diplomatischen Bemühungen Früchte tragen. Ich möchte daran erinnern, dass ein israelischer Verkehrsminister zwei Tage vor der Aggression der „Hamas“ in Saudi-Arabien war. Wir müssen klar und deutlich sagen, dass der Iran jetzt alle, die diplomatische Beziehungen zu Israel aufgenommen haben, als Verräter bezeichnen wird. Iran will den saudischen Kronprinzen einschüchtern, diplomatische Beziehungen einzugehen, weil Saudi-Arabien ein religiöser Führer der islamischen Welt ist“, erklärte Prof. Tschukow und fügte hinzu, dass dieser Krieg weltweit eine große Resonanz haben wird.

„Es gibt Weltmächte, die ein Interesse daran haben, dass dieser Konflikt weitergeht“, sagte Hairi Hamdan, ein in Bulgarien lebender Dichter und Übersetzer palästinensischer Herkunft, gegenüber dem BNR. Das Problem müsse von Grund auf gelöst werden. „Es geht um Freiheit, um klare Grenzen für einen palästinensischen Staat“, sagte er und weiter:

„Ich glaube nicht, dass Gleichberechtigung nicht möglich ist, weil es keinen palästinensischen Staat gibt. In diesem Zusammenhang möchte ich sagen, dass das palästinensische Volk - trotz aller Versuche, es zu deportieren und seine Häuser zu zerstören - ein Faktor ist. Es kann nicht sein, dass 5,5 Millionen Palästinenser in einem kleinen Land wie Palästina und Israel leben und so viele Jahrzehnte lang ignoriert werden.“

Und die bulgarische Journalistin mit jüdischen Wurzeln Zelma Almalekh sagte:

Zelma Almalekh

„Ich fühle mich schlecht, wenn ich mir all diese Kinder und friedlichen Menschen vorstelle. Ich möchte aus dem Gedächtnis Shimon Peres zitieren, der in einem Interview sagte: 'Wir werden uns mit den Arabern verstehen, wenn sie anfangen, ihre Frauen und Kinder zu respektieren.' Es geht mir ans Herz, dass friedliche Menschen getötet werden und es fällt mir schwer, darüber zu sprechen.“

Zusammengestellt von Elena Karkalanowa (basierend auf Interviews von Silvia Welikowa und Ljudmila Schelesowa, Inlandsprogramm „Horizont“ des BNR)

Übersetzung: Rossiza Radulowa

Fotos: BGNES, BTA, Radostina Bilyarska


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