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Milena Kantschewa – Koordinatorin der Bürgerbewegung für die Unterstützung von Menschen mit Entwicklungsstörungen

Die Sorge um Menschen mit Autismus verbessert sich, aber nicht in dem gewünschten Tempo

Die Sorge um Menschen mit Autismus verbessert sich, aber nicht in dem gewünschten Tempo

Milena Kantschewa
Foto: BGNES

Autismus ist eine Entwicklungsstörung, die die Fähigkeit beeinträchtigt, mit der Welt um uns herum zu kommunizieren und zu interagieren. Sie tritt in der frühen Kindheit vor dem dritten Lebensjahr auf und wird anhand von Symptomen des autistischen Spektrums diagnostiziert, die sich in diesem Zeitraum manifestieren. Man geht davon aus, dass ältere Kinder, Jugendliche und Erwachsene keinen Autismus entwickeln. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation leidet weltweit von 100 Kindern eines an Autismus oder einer anderen Entwicklungsstörung. Für Bulgarien fehlt eineverlässliche Statistik, sowohl für Kinder als auch für Erwachsene, die ähnliche Probleme haben. Es gibt nicht genügend Orte, an die diese Menschen in einer ruhigen und sicheren Umgebung Pflege und Unterstützung erhalten können.

Die Einrichtung eines Tageszentrums für Menschen mit Problemen im Zusammenhang mit Autismus im Alter von 5 bis 35 Jahren im Stadtbezirk Slatina in Sofia ist das Anliegen von Milena Kantschewa, Koordinatorin der Bürgerbewegung „Hilfe für Menschen mit Entwicklungsstörungen“ und Mutter eines Kindes mit einersolchen Diagnose. Bevor sie aber gestellt wurde, mussten Milena Kantschewa und ihr Sohn sechs Jahre lang viele Tests machen. Deshalb versteht sie den Schmerz und die Angst der Eltern vollkommen, wenn sie die Diagnose hören, dieihr Leben völlig auf den Kopf stellt.

„Bei Eltern von Kindern mit Problemen im autistischen Spektrum ist die Angst viel größer als bei Eltern von Kindern mit anderen Behinderungen, da es keinen eindeutigen Weg gibt, den man folgen muss. Daher ist es sehr wichtig, sich nichts vorzuwerfen, sich zu beruhigen und den Gedanken zu akzeptieren, dass man ein ganzes Leben lang ein einzigartiges Kind und dann einen einzigartigen Erwachsenen haben wird. Die bewährten Therapien von Psychologen, Therapeuten und Ergotherapeuten sollten nicht aufgegeben werden, bevor nach alternativen Methoden gesucht wird“, ist der Ratschlag von Milena.

Im Hinblick auf die Betreuung von Personen mit ähnlichen Diagnosen in den letzten 30 Jahren ist Milena Kantchewa kategorisch.

„Alles verändert sich zum Besseren, weil auch die Eltern angefangen haben, gelassener über das Thema Autismus zu sprechen. In der Vergangenheit war das Stigma sehr groß und die meisten Familien zogen es vor, ihre Kinder der Öffentlichkeit nicht zu zeigen. Allerdings passiert nichts in dem Tempo, in dem es wünschenswert wäre.“Der Kontakt mit dem Spezialisten ist äußerst wichtig für die Sozialisierung und Anpassung des betroffenen Kindes an die ihn umgebende Welt und Gesellschaft. Er wird Teil der Therapie in der Villa „AutistikA“ sein. Die Themen, die dort besprochen werden, sind vielfältig.

"Es ist sehr schwierig für sie zu verstehen, was sie fühlen, welche Gefühle die anderen Menschen haben. Sie brauchen mehr Zeit, um das zu begreifen", erklärt Milena Kantchewa. Wir versuchen, Empathie für Kinder und Jugendliche zu entwickeln, indem wir ihnen ein persönliches Beispiel geben und ihnen zeigen, was sie tun können - ein Prozess, der für beide Seiten von Vorteil ist.“

Milena hofft, parallel zum Tageszentrums ein soziales Unternehmen zu gründen, in dem Menschen, deren Zustand es zulässt, arbeiten können. Sie hofft auch, Mentoren zu finden, die ihnen helfen, ihr Potenzial in anderen Bereichen außerhalb des Zentrums zu verwirklichen. Während all dies geschieht, muss das Haus, das die Stadtverwaltung für 10 Jahre kostenlos zur Verfügung gestellt hat, umfassend renoviert werden, wofür die Organisation durch verschiedene Workshops und andere Initiativen Mittel sammelt. Freiwillige Mitarbeiter eines Privatunternehmens haben sie mit einer Spende und Hilfe bei der Säuberung des Grundstücks unterstützt. Milena hofft, dass ihr Hilferuf auch von anderen Unternehmen gehört wird, die bei den Reparaturen und dem Einbau von Fenstern helfen könnten, damit die von Autismus betroffenen Menschen einen Ort haben, an dem sie sich unterstützt fühlen.

Übersetzung: Georgetta Janewa

Fotos: Bürgerbewegung „Hilfe für Menschen mit Entwicklungsstörungen“, BGNES


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