„Der Mensch ist zu einem aktiven planetarischen Faktor geworden, dessen Auswirkungen auf die Umwelt und die Natur mit einem Meteoriteneinschlag oder einer globalen kosmischen Katastrophe vergleichbar sind“, sagte vor einiger Zeit Elena Tilowa, Expertin der Naturschutzorganisation „Green Balkans“ in einem Interview für den Bulgarischen Nationalen Rundfunk. Heute müssen anerkennen, dass wir alle das Problem, aber auch die Lösung für einen großen Teil des Klimawandels auf unserem sind.
Am 22. April werden zum 53. Mal in Folge mit verschiedenen Initiativen mehr als eine halbe Milliarde Menschen in mehr als 170 Ländern auf der ganzen Welt den Tag der Erde begehen. Eine der diesjährigen Initiativen in Sofia ist die Eröffnung der Ausstellung „We are the Earth“ von Radoslava Boor. Das Projekt, das in Prag mit dem serbischen Fotografen Miloš Nešić umgesetzt wurde, spiegelt in menschlichen Gesichtern die globalen Umweltprobleme wider.
Als visuelle Künstlerin mit jahrelanger Erfahrung kombiniert Radoslava Boor die Techniken des Posters, Body Art und Fotografie mit dem Wunsch, mit einer zugänglichen, emotionalen Sprache, die Umweltthematik anzusprechen. Sie selbst lebt seit etwa 17 Jahren mit ihrer Familie in der tschechischen Hauptstadt Prag, hört aber nicht auf, mit bulgarischen Theatern, kulturellen Institutionen und Organisationen zusammenzuarbeiten.
„Wahrheitshalber muss ich zugeben, dass ich allmählich das Gefühl der Zugehörigkeit zu einer Nation verliere. Ich fühle mich, als wäre ich hier und gleichzeitig dort, als wäre ich überall“, sagte die Künstlerin im Gespräch mit Wessela Krastewa von Radio Bulgarien. Das wäre für ihre künstlerische Arbeit gut, erlaube ihr, die Dinge globaler zu betrachten, sagte sie weiter. Teil dieser Multifunktionalität seien die freien Projekte, die sie aus einem inneren Bedürfnis heraus schaffe. Sie glaubt, dass sie durch die reine Energie, die in ihnen steckt, es schafft, viele andere Menschen in die Arbeit an den Themen und Fragestellungen einzubeziehen, die sie selbst begeistern. So wie das Thema Erde, die Erde, auf der wir leben und die wir verändern. So wurde 2019 als die Nachrichten über die Brände im Amazonas verbreitet wurden, das Projekt „We are the Earth“ geboren.
„Als Künstlerin habe ich das Gefühl, eine Mission erfüllen zu müssen. Speziell bei diesem Projekt ist es offensichtlich, dass ich die Menschen darauf hinweisen wollte, dass wir nicht nur das Problem, sondern auch die Lösung sind, denn wir sind die Erde! Alles, was passiert, betrifft uns selbst. Wir leben auf diesem Planeten und seine Probleme wurden durch menschliche Aktivitäten verursacht.“
Auf der Suche nach verlässlichen Informationen und Fakten, um die von ihr angesprochenen Probleme zu visualisieren, stellte Radoslava Boor fest, dass in den letzten Jahren viel mehr chemische Elemente und Plastikpartikel im menschlichen Körper gefunden wurden, aus denen verschiedene Krankheiten entstehen, von denen wir nicht einmal ahnen. Und so setzte sie den Anfang mit einer ersten Vision - sie zeichnete auf ihrem eigenen Gesicht die Erde. Das Orange ihrer Haare symbolisiert die Feuer auf unserem Planeten. Der Fotograf Miloš Nešić schloss sich ihr an und beide begannen, ihre Familienangehörigen und Freunde zu fotografieren. Dann kam die Covid-Pandemie und die Menschen hörten auf, sich für die Umwelt zu interessieren, sagt Radoslava. Diese Zeit nutzte sie, um einen Teil ihrer Visionen an verschiedenen Festivals und Biennalen zu schicken. Sie wurden in verschiedenen Ländern der Welt gezeigt, darunter Peru, Finnland, Iran, Ungarn, Ukraine. Die Anerkennung der Fachleute für den künstlerischen Wert und die rein emotionale Wirkung auf das Publikum lässt sie hoffen. Das bulgarische Publikum wird das erste sein, das die Sammlung aus 20 Porträts in ihrem vollen Umfang sehen wird. Die Ausstellung bleibt bis zum 5. Mai in Sofia. „We are the Earth“ wird dann bis Ende August im Nationalen Agrarmuseum in Prag und den ganzen Monat Juni über im Gebäude der Europäischen Kommission (The Covent Garden Building) in Brüssel gezeigt.
Übersetzung: Georgetta JanewaFotos: Facebook /Radoslava Boor
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