Die farbenfrohen Gemälde von Vili Nikolov tragen in sich die Sonne Spaniens, ein Lächeln aus der Kindheit und viele Geschichten, die jeder auf seine Weise entdecken und nacherzählen muss. Der heutige Gast von Radio Bulgarien malt, seit er denken kann. „Nach Erinnerungen von Verwandten habe ich bereits mit 3 Jahren mein erstes großes Wandbild geschaffen – im Großformat von 2 mal 3 Metern - an einer Wand zu Hause mit den Aquarellfarben meines Vaters, der ebenfalls Maler war“, sagt unser gesprächiger Künstler mit scheinbarem Ernst. Es folgten Zeichenkurse, Kunstgymnasium, dann ein Studium in der Fachrichtung „Grafik“ an der Nationalen Kunstakademie in Sofia. Nach einem gewonnenen Wettbewerb spezialisierte er zeitgenössische Kunst in der Stadt Cuenca, Spanien, was unerwartet einen Wendepunkt in seinem Schaffen verursachte.
„Ich war so viele Jahre in der Grafik - an der Kunstschule und an der Akademie, wir haben mit Schwarz, Weiß, Grau gearbeitet… Und plötzlich, als ich mit meinen grauen Grafiken nach Spanien ging und dort auf all die Farbigkeit stieß - satte Farben, die leuchtend rote Sonne, die das Land erglühen lässt… es ist wie ein lebendiges Gemälde eines Surrealisten. In den paar Monaten, die ich dort verbrachte, hat sich meine Kunst grundlegend verändert“, erzählt Vili Nikolov in einem Gespräch mit Miglena Iwanowa von Radio Bulgarien.
Neben den feurigen Farben Spaniens sind Häuser und ihre einzelnen Elemente wie Tore und Fenster häufig die „Helden“ in seinen Gemälden, was er mit seiner Leidenschaft für die Architektur erklärt. Und ständig sind Kreise oder Räder zu sehen. Laut dem Künstler haben bereits seine Kinderzeichnungen Kreise enthalten, als er in der 5. oder 6. Klasse war oder sogar noch früher. „Ich habe viele runde Sachen gezeichnet – Zahnräder, Sonnen, runde Fenster. Und selbst jetzt, nach all den Jahren, wenn ich ein Haus mit einem runden Fenster sehe, bleibe ich auf jeden Fall stehen und schaue es mir an. Ich fotografiere es und baue es irgendwo in einem meiner Bilder ein. Der Kreis symbolisiert für mich Bewegung, Freiheit und die Sonne“, sagt Vili Nikolov.
Während eines Konzertes des Jazzmusikers Angel Zaberski Jr. im „Studio 5“ in Sofia saß der Künstler unmittelbar neben der Bühne, wo er förmlich den Atem der Musiker spürte und den Glanz der Instrumente sah. Die Wirkung auf ihn war so stark, dass der Jazz dauerhaft in sein Schaffen einzog.
„Mir ist aufgefallen, dass die Musiker je nach Instrument ganz charakteristische Bewegungen machen. Der Saxophonist - mit ausladenden Bewegungen und geschlossenen Augen. Auch die Sängerin hat die Augen geschlossen. Der Schlagzeuger vollführt seinerseits förmlich einen Tanz. All das versuche ich in meinen unbewegten Bildern zu vermitteln. Ich versuche, die Bewegungen beispielsweise eines Geigers wiederzugeben – den Tanz seiner Hände auf dem Instrument. Dies ist eine Kunst, der ich nicht gleichgültig gegenüberstehen kann, denn ich liebe die Musik und habe großen Respekt vor den Musikern. Für mich ist das eine außergewöhnliche Leistung“, sagt der Maler.
Mit seinen Werken lädt Vili Nikolov den Betrachter mit positiver Energie auf; vor allem mittels des Lichts und des Lächelns in ihnen provoziert er uns, zu suchen und das Schöne, Unterhaltende und Komische zu entdecken, die uns umgeben und die wir im Alltag nicht wahrnehmen. Er definiert seinen Malstil wie folgt:
„Ich nenne ihn märchenhaften Surrealismus in der Farbpalette des Sonnenuntergangs, des Sonnenaufgangs, der roten Erde, die von der starken Sonne beleuchtet wird. Er ist märchenhaft, weil es immer ein Augenzwinkern seitens der Natur oder sogar der Architektur gibt. Ich habe einige lächelnde Häuser gemalt und die Betrachter müssen herausfinden, wo sie stehen. Die Häuser sind wie die Menschen. Es gibt immer eine Neckerei und der Betrachter muss sich das entsprechende Bilder immer sehr genau anschauen, um zu erkennen, was darin verborgen ist.“
In den Gedanken des Künstlers existieren parallel mehrere Ideen und nicht selten erscheinen sie gleichzeitig auf einer Leinwand. In letzter Zeit haben seine Bilder jedoch allmählich eine Veränderung erfahren.
„In meiner Kunst bahnt sich ein Minimalismus seinen Weg. Nach den vielen Details und Erzählungen habe ich seit einigen Jahren angefangen, die Bildfläche zu säubern. Mehr Hintergrund, mehr Klarheit, die Bilder werden kristalliner. Ich fange an, mit Eis zu malen, mit Dampf, mit Sonnenlicht und vor allem mit weniger Details. Meine Werke werden kristalliner, ruhiger und, wie ich hoffe, erhabener“, teilte uns der Künstler Vili Nikolov mit.
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
Fotos: Privatarchiv
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