Sie trafen sich vor 20 Jahren in einem belgischen Sandskulpturenpark. Er modelliert eine 19 Meter hohe Gottheit, nebenan erschuf sie eine Sandgöttin. Ihre Blicke treffen sich und sie erkannten, dass sie füreinander geschaffen sind. Seitdem sind sie unzertrennlich. Remy und Paul Hoggard gehören zu den Hunderten von Künstlern, die sich professionell mit Sandskulpturen beschäftigen. Von allen Seiten kommen laufend Aufträge. Bis heute tourte das Kunst-Tandem durch über 30 Länder.
Er ist Engländer, sie - Niederländerin, aber sie haben sich entschieden, in Bulgarien zu leben. Wenn sie keine Wunder aus Sand zaubern, kümmern sie sich um ihren Bauernhof im Dorf Michajlowo, 25 Kilometer südwestlich von der Stadt Stara Sagora.
Sie sprechen gut Bulgarisch und behaupten, dass Bulgarien ihre Heimat ist - der Ort, an den sie immer wieder zurückkehren, um „die Batterien aufzuladen“.
Paul gibt zu, dass die Corona-Pandemie und die Isolation sie dazu gebracht haben, ihren Lebensstil zu überdenken: „Die einzige Möglichkeit, sich selbst zu helfen, besteht darin, anderen zu helfen. Eines Tages während der Pandemie beschlossen wir, zum Strand von Burgas zu gehen und fingen an, Sandskulpturen zu bauen, nur um die Leute zum Lächeln zu bringen. Und sie reagierten mit Liebe auf unsere Kunst. Wir fühlten uns so viel besser. Jetzt bewegt diese Energie uns und unser Publikum weiter, und das ist sehr heilsam. Deshalb sind wir immer noch am Strand von Burgas, wir wollen weiterhin Skulpturen und Kunst in Bulgarien schaffen“, sagt Paul.
Das Kunsttandem, das Tausende von Sandskulpturen auf der ganzen Welt geschaffen und die Anerkennung der Königin von England gewonnen hat, lässt sich vom Leben in Bulgarien inspirieren. „Wenn man auf eine so reiche Geschichte und Kultur trifft, muss man sie ehren, teilen und fördern“, schwärmt Paul.
Unlängst schufen beide in Burgas, anlässlich des 150. Todestages von Wassil Lewski, ein beeindruckendes Sandbildnis des bulgarischen Freiheitsapostels. „Wir wurden mit Lewskis Arbeit vertraut, nachdem wir all diese nach ihm benannten Straßen und seine Denkmäler in den Parks gesehen hatten. Wir haben uns mit seinem Werk vertraut gemacht und festgestellt, dass er für die Bulgaren sehr bedeutend ist, sie verehren ihn fast wie... Christus! Deshalb beschlossen wir, ihnen eine Freude zu machen“, sagte Remy. Die Resonanz war unglaublich – von Kindern bis zu Erwachsenen, jeder erkannte sein Antlitz am Strand von Burgas und war gerührt, manche vergossen sogar Tränen.
Remy erzählte noch: „In diesem Jahr, an dem Tag, an dem ein Priester anlässlich der Taufe Christi am Strad von Burgas ein Kreuz ins Wasser warf, haben wir am Strand ein riesiges Kreuz gestaltet, was großen Anklang fand. Zum Valentinstag wiederum haben wir große Herzen kreiert und die Leute kamen, um sich mit ihnen zu fotografieren. Dann schufen wir das Gesicht von Lewski, woraufhin wir beschlossen, die Einwohner von Burgas anlässlich des traditionellen Frühlingsanfangs in Bulgarien mit Martenitzi aus Sand zu erfreuen. Die Martenitzi sind etwas, das wir nirgendwo sonst auf der Welt gesehen haben. Der Feiertag ist so schön und stellt symbolisch das männliche und das weibliche Urprinzip dar, die in einer Art Umarmung miteinander verflochten sind!“
Remy und Paul haben einen Traum – ein Museum für Sandskulpturen sowie eine Sandakademie in Bulgarien zu gründen, in der sie Workshops für Kinder und Jugendliche durchführen und zukünftige Sandbildhauer ausbilden können. „Ich möchte mich ganz der Bildhauerei widmen, sie aber auch an kommende Generationen weitergeben“, bekennt Paul und fasst zusammen:
„Ich bin nicht in Bulgarien geboren, aber die Bulgaren sind meine Brüder und Schwestern und ich habe vor, hier bei den Bulgaren zu bleiben. Ich liebe die Kultur, die Berge, das Meer, die gesamte bulgarische Landschaft. Und nein! Es gibt nichts, was ich an Bulgarien nicht mag!“
Übersetzung und Redaktion: Antonia Iliewa
Fotos und Video: Remy und Paul Hoggard
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