Der intensive Verkehr zwischen Bulgarien und Rumänien, der durch den Krieg in der Ukraine erschwert wurde, bringt die Errichtung einer dritten Donaubrücke zur Verbesserung der Verbindungen zwischen den beiden EU-Ländern wieder auf die Tagesordnung.
Geopolitische Analysten ziehen Parallelen zur Lage im Jahr 1999, als der Konflikt im Kosovo und die Zerstörung der serbischen Donaubrücken nach Mitteleuropa die EU gezwungen hat, nach Alternativen zu suchen. So wurde der Bau der zweiten Brücke zwischen Bulgarien und Rumänien bei Widin-Calafat beschleunigt.
Im Jahr 2022 hat der Ukraine-Krieg die Schifffahrt im Schwarzen Meer blockiert und den Landverkehr über die Donau erhöht. Laut dem Historiker Plamen Dimitrow, einem Experten der Bulgarischen Geopolitischen Gesellschaft, bietet das die Chance, den Bau von Brücken am Unterlauf der Donau voranzubringen.
„Wir sind mit den gleichen geopolitischen Hindernissen für den freien Handelsverkehr konfrontiert wie 1999, während des Krieges zwischen der NATO und Jugoslawien. Nun kommen die Probleme aus dem Nordosten. Derzeit können die Warentransporte über das östliche Schwarze Meer nicht mehr über diese Route erfolgen, weil dort Krieg geführt wird. Es gibt einen Korridor, der nur für Getreideexporte geöffnet ist, aber auch der ist recht problematisch. Es ist logisch, dass der Handel zwischen der Türkei und Osteuropa sowie zwischen der Ukraine und der Türkei über die untere Donau und damit über die bulgarisch-rumänische Grenze erfolgt. Bulgarien und Rumänien versuchen, die Europäische Kommission davon zu überzeugen, dass im Rahmen des EU-Programms „Connecting Europe“ Mittel für eine neue Brücke bei Russe benötigt werden. Es gibt also einen geopolitischen Impuls, der dieses Projekt vorantreiben könnte“, betonte Plamen Dimitrow. Er warnte aber, dass sich das Projekt aus rein wirtschaftlicher Sicht möglicherweise nicht auszahlen könnte.
Die letzte reguläre bulgarische Regierung hatte ein ehrgeiziges Programm zum Bau von bis zu fünf Donaubrücken. „Bevor es aber fünf Brücken werden, sollten es zunächst drei werden“, rät Plamen Dimitrow.
„Es ist undenkbar, eine Brücke zu bauen, wenn es keine Infrastruktur gibt, die zu ihr führt. Es ist wünschenswert, eine Autobahn zu haben, über die der Verkehr fließt. Sollte die dritte Donaubrücke erneut bei Russe-Giurgiu gebaut werden, muss auch die Verbindungsinfrastruktur verbessert werden. Zur zweiten Brücke bei Widin-Calafat führt derzeit keine Autobahn auf bulgarischer Seite. Daher bin ich der Meinung, dass es sich um ein komplexes Projekt handelt und Mittel vorgesehen werden sollten, um parallel zur Brücke auch die Zubringerstraßen zu planen.“
Welcher ist der Verkehrsknotenpunkt zwischen Bulgarien und Rumänien, wo es am dringendsten ist, eine Verbindungsstruktur zu bauen?
„Wenn wir auf die unmittelbar auftretenden Probleme infolge des russisch-ukrainischen Krieges reagieren wollen, sollte dieser Punkt irgendwo weiter östlich entlang der bulgarisch-rumänischen Grenze liegen. Um den Verkehr zwischen der Ukraine und ihren Verbündeten in Osteuropa sowie der Türkei aufzufangen. Natürlich muss die Entwicklung der geopolitischen Lage beobachtet werden“, erklärte Plamen Dimitrow. Deshalb empfiehlt er den Bau einer neuen Donaubrücke nahe der nordostbulgarischen Stadt Silistra. Als wahrscheinlicher sieht es jedoch die Errichtung einer zweiten Brücke bei Russe mit entsprechender Verbesserung der Verbindungsinfrastruktur an, um so den Verkehrsfluss sowohl nach Mitteleuropa als auch in die Ukraine aufrechtzuerhalten.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
Fotos: BGNES, Iwo Iwanow
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