Sendung auf Deutsch
Textgröße
Bulgarischer Nationaler Rundfunk © 2024 Alle Rechte vorbehalten

Was wissen wir über die Megalithen im Sarnena-Sredna-Gora-Gebirge?

Stein-Heiligtümer der Thraker liegen in malerischen Gegenden des Sarnena-Sredna-Gora-Gebirges
Foto: Weneta Nikolowa

„Sonnentor“, „Aufrechte Steine“, „Flieder-Heiligtum“, „Drachen-Ei“ - das sind alles Namen von thrakischen Megalithen, die im Sarnena-Sredna-Gora-Gebirge verstreut liegen. Einige dieser alten Steinstrukturen wurden erforscht und sind jetzt dank der von der Gemeinde Bresowo angelegten ausgeschilderten Wege zugänglich. Andere wiederum schlummern noch in den Falten des Gebirges, unbehelligt von der Zeit, neugierigen Besuchern und der Wissenschaft. „Das ganze Areal wird für die Thrakologie neu entdeckt. Bis vor 12 Jahren wusste niemand, dass es hier Megalithen gibt“, sagt Radnju Schopow vom Touristenzentrum von Bresowo.

Beim Dorf Rosowetz wurden die ersten thrakischen Megalithen erforscht

Die Megalithen in Sarnena-Sredna-Gora sind erst kürzlich dank der Forschungsarbeit von Lokalhistorikern in Zusammenarbeit mit der Thrakologin Prof. Valeria Fol zur Diskussion gebracht worden. So kommen erstaunliche Zeugnisse einer hochentwickelten Zivilisation mit Wissen und Ingenieurskunst ans Tageslicht, die Bewunderung und ... Fassungslosigkeit hervorrufen.

Der sogenannte „kleine Kessel“ des „Flieder-Heiligtums“

Die bekannteste Sehenswürdigkeit in der Umgebung ist das „Flieder-Heiligtum“ mit der sogenannten „Sonnenstele“ - einem zwei Meter großen Steinblock, der vor Tausenden von Jahren mit mathematischer Genauigkeit in Form einer nach Süden gerichteten Flamme gemeißelt wurde. Der Stein enthält Glimmer und wenn zur Sommersonnenwende die Sonne darauf scheint, strahlt er auf besondere Weise, erfahren wir von Radnju Schopow. In der Nähe stoßen wir auf die thrakische Kultanlage „Drachen-Ei“ mit einem riesigen Stein in Form von einem Ei, das auf einer speziell in den Felsen gehauenen Rinne ruht:

Das „Drachen-Ei“

„Für die alten Thraker hatte das Ei eine astrale Bedeutung“, erzählt uns Schopow. „Sie waren der Ansicht, dass das Leben auf der Erde einem solchen Ei entsprungen ist. Etwa 100 Meter südlich des Eies befindet sich ein Altartisch und ein Altarstein. Dort brachten die alten Thraker den Göttern Geschenke dar. Die flüssigen Opfergaben wurden in die Rinne vor dem Ei ausgegossen; die festen Opfergaben wurden auf den Ritualtisch gelegt.“

Radnju Schopow erinnert sich, wie er zufällig das sogenannte „Sonnentor“ unweit des Dorf Rosowetz entdeckt hat. Die Steingruppe hat einen künstlichen vertikalen Schlitz. Ein riesiger Block wurde darübergelegt, so dass eine Art Durchgang oder laut Schopow ein „Tor ins Jenseits“ entstand. Die Thraker meißelten auch eine Sonnenscheibe in den Felsen.

Das „Sonnentor“ beim Dorf Rosowetz

„Im Dezember 2018, als wir mit einem Freund spazieren gingen, stießen wir zufällig darauf (das „Sonnentor“, Anmerkung der Redaktion). Das Steingebilde war völlig überwuchert. Wir beseitigten das Gestrüpp und es wurde dieser Durchgang sichtbar. Wir gingen hindurch, und als wir auf der anderen Seite die eingemeißelte Sonnenscheibe sahen, waren wir ansolut sprachlos. Im darauffolgenden Jahr führten wir Prof. Fol hierher und sie sagte, es sei eine einzigartige Einrichtung. Die Thraker glaubten, dass sich nur an einem bestimmten Tag im Jahr ein solches Tor öffne und man von unserer Welt ins Jenseits gelangen könne. Auf diese Weise sei Orpheus in die Unterwelt gestiegen, wo er versucht habe, seine Eurydike zu retten“, sagt Schopow.

Im Wald in der Nähe des Dorfes Rosowetz befindet sich eine riesige Schüssel. Man nennt sie „Steinkessel“ oder „Götterkelch“. Daneben wurden die Reste eines anderen ähnlichen Steingefäßes entdeckt. Dieser Steinkessel soll im Mittelalter als Taufbecken verwendet worden sein. Die Wissenschaftler gehen jedoch davon aus, dass er noch aus der Zeit der Thraker stammt, die ihn als Kultgefäß benutzten. „Es gibt aber auch eine andere, sehr unglaublich anmutende Hypothese eines russischen Wissenschaftlers, der zufolge in grauen Vorzeiten eine Rasse von 3 bis 4 Meter hohen Riesen auf der Erde lebte, die dieses Gefäß benutzten, das demzufolge nicht unserer Zivilisation zugerechnet werden kann“, erzählt Schopow.

Niemand weiß, wie viele mysteriöse Strukturen, die seit Jahrtausenden in den Wäldern des Sarnena-Sredna-Gora-Gebirges schlummern, darauf warten, entdeckt zu werden, um zumindest einen kleinen Teil der Geschichte der alten Zivilisationen zu enthüllen, die auf heute bulgarischem Gebiet existierten.

Hier ein Video über einige der interessantesten archaischen Steingebilde, die bisher im Sarnena-Sredna-Gora-Gebirge entdeckt wurden. Sie haben die Möglichkeit zur Umstellung auf eine automatische Übersetzung.

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
Fotos und Video: Weneta Nikolowa



Последвайте ни и в Google News Showcase, за да научите най-важното от деня!

mehr aus dieser Rubrik…

Dimitar, der auf der Pfauenfarm im Dorf Sussam Schönheit schafft, wie die Natur es macht

Dimitar Dimitrow züchtet Ziegen, Obstbäume und kalifornische Würmer, bis vor kurzem beschäftigte er sich auch mit Pferden. Aber seine große Liebe sind die Pfauen. Im Dorf Sussam in der Nähe von Haskowo kümmert er sich laut einem Bericht von..

veröffentlicht am 21.03.24 um 13:10

Unsere Urlaubsorte sind unter den Top Ten der deutschen Touristen

Bulgarien liegt bei den Frühbuchungen für den Sommerurlaub der Deutschen im Jahr 2024 auf Platz 8. Nach der Coronavirus-Pandemie ist die Zahl der deutschen Touristen aus unseren Urlaubsorten etwas  abgeflaut. Jetzt haben die Deutschen jedoch wieder..

veröffentlicht am 20.03.24 um 11:35

Explorers Club Bulgaria bringt bulgarische Forscher zusammen

Prof. Dr. Kliment Najdenow, Dekan der Fakultät für Geologie und Geographie der Sofioter Universität „Heiliger Kliment von Ochrid“, besuche Anfang März die bessarabischen Bulgaren im ukrainischen Dorf Zorya, um ihnen eine Spende zu überbringen -..

veröffentlicht am 19.03.24 um 14:55