Dr. Payam Forghani wurde vor 26 Jahren in der Nähe der Antarktis geboren, genauer gesagt in Hobart auf der Insel Tasmanien, dem südlichsten Teil Australiens. Nach dem Abitur an der High School in Canberra bewarb sich der junge Payam für ein Studium für Zahnmedizin, fiel aber bei der Aufnahmeprüfung durch. „Unsere Hauszahnärztin in Canberra war Bulgarin und riet mir, in Bulgarien Zahnmedizin zu studieren. Aber ich wusste nichts über dieses Land. Ich habe meine Freunde gefragt. Auch sie haben sich gefragt, ob es in Russland oder irgendwo in der Nähe liegt'', erinnert sich Payam.
So fand sich Payam in einem frostigen Winter vor 8 Jahren in Sofia wieder und verfiel im ersten Moment in ... Depressionen. "Unerträgliche Kälte, dunkle Straßen, schreckliche Fernstraßen, anderes Alphabet. Ich konnte nicht lesen, ich habe nichts verstanden, die meisten Leute konnten kein Englisch, der Kulturschock war sehr groß“, erinnert sich der junge Zahnarzt. Er nahm Privatunterricht am Institut für ausländische Studenten und lernte Bulgarisch in nur sechs Monaten. An der Medizinischen Universität Sofia fand sich Payam in einem kosmopolitischen Umfeld wieder. Es stellt sich heraus, dass sich viele Ausländer wie er für ein Studium in Bulgarien entschieden hatten.
„Die Ausbildung, speziell für Zahnmedizin in Bulgarien, ist auf einem sehr hohen Niveau“, behauptet Payam, der derzeit Kieferorthopädie spezialisiert. Was er über die Bulgaren denkt, wird vielleicht so manchen überraschen.
„Zunächst sind die Menschen hier kälter, es ist schwieriger, Freundschaften zu schließen. Es ist nicht wie in Australien oder im Westen, wo du die Straße entlang gehst und angelächelt wirst. Ich bin es gewohnt, zurückzulächeln. Die Menschen hier denken aber: "Der hier ist nicht richtig im Kopf, was für Pillen nimmt er?" Sobald aber diese Barriere überwunden ist, werden die Bulgaren sehr warmherzig und familiär“, erzählt Payam Forghani über seine ersten Eindrücke. Das andere, was ihm aufgefallen ist, ist, dass die Bulgaren nicht wissen, wie sie sich auf das fremde Glück freuen können und sich immer mit ihren Nachbarn vergleichen. „Doch die junge Generation hat schon damit begonnen, sich zu ändern", stellt der Australier fest, der die Besonderheiten der bulgarischen Mentalität gut zu kennen scheint. Er gibt zu, dass er sich inzwischen in Bulgarien heimisch fühlt und die Wochenenden nutzt, um durch das Land zu reisen und mit verschiedenen Menschen zu kommunizieren.
„Jede Stadt und jedes Dorf hat Denkmäler, Ökopfade, Kirchen. So kann man die Geschichte der Bulgaren kennenlernen. Es ist eine sehr schwierige Geschichte und deshalb sind die Bulgaren so stark“, findet Dr. Payam Forghani.
Doch warum sind die Bulgaren so skeptisch und immer unzufrieden? Auch darauf scheint er eine Antwort zu haben.
„Meiner Meinung nach ist das auf die bulgarische Geschichte zurückzuführen. Während des Sozialismus wurden die Bulgaren oft belogen, deshalb zweifeln sie an allem, was sie hören. Bis heute glauben sie, dass jeder sie anlügt, alles Betrug ist und immer jemand darauf aus ist, sie zu hintergehen“, stellt der Australier fest und empfiehlt den Bulgaren, einander mehr zu vertrauen, gemeinsam zu handeln und solidarisch zu sein.
„Es hilft nicht, im Facebook oder in der Kneipe bei einem Glas Schnaps zu meckern und ständig zu wiederholen, dass alles vom Staat und der Politik abhängt. Der Wandel muss bei uns selbst anfangen. Wir müssen bei unserer Mentalität anfangen", unterstreicht Dr. Payam Forghani und fügt hinzu, dass es in Bulgarien viel Spirituelles gibt. „Es reicht, die Rila-Seen, Rupite oder das Haus von Wanga zu besuchen, um diese Kraft zu spüren. In den Bergen trifft man Menschen, die in der Stadt sicher mürrisch und unzufrieden sind. Doch dort lächeln sie dich an und sind gut gelaunt. Es liegt also eine Energie in der Luft, etwas Tiefes, etwas Spirituelles, das wir schätzen und schützen müssen."
Übersetzung: Georgetta Janewa
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