Der heilige Iwan aus dem Rila-Gebirge, der im 10. Jahrhundert lebte, gilt als himmlischer Beschützer der Bulgaren. Aus diesen Grund entstanden dort, wo der Heilige zum Fasten und Beten verweilte, zu seinen Ehren heilige Haine, Kirchen und Kapellen. Verstreut in schwer zugänglichen Gegenden des Landes, wurden einige dieser Stätten in den schweren Jahren der osmanischen Fremdherrschaft zu Festungen des christlichen Glaubens und der Bildung. Ein solcher Ort ist das Kloster „Hl. Iwan Kassinetz“, bekannt auch als „Hl. Iwan der Einöde“, rund zehn Kilometer von der nordwestbulgarischen Stadt Wratza entfernt.
Der Legende nach verbrachte Iwan Rilski 40 Tage in einer kleinen Höhle hoch oben in den Felsen in der Gegend „Kassinetz“. Diese Felsenhöhle diente bereits in antiker Zeit als Zufluchtsort, wie Keramikfunde aus dem 1. Jahrtausend v. Chr. belegen. Im 12. Jahrhundert gründeten Einsiedlermönche am Fuße des Felsens an der Stelle eines thrakischen Heiligtums, deren Spuren die Zeit verwischt hatte, ein Kloster. Obwohl schwer zugänglich, wurde die heilige Stätte im Laufe der Jahrhunderte immer wieder verwüstet und blieb lange Zeit verlassen. Deshalb nannten sie die Menschen „Hl. Iwan der Einöde“. Die Kirche ist jedoch nach einem anderen Heiligen benannt - Johannes dem Theologen.
Darin konnten drei Malschichten aus verschiedenen Jahrhunderten nachgewiesen werden, von denen die älteste aus dem 12. Jahrhundert stammt, erfuhren wir von Neli Stojanowa, Kuratorin am Regionalen Geschichtsmuseums in Wratza. Weiter sagte sie:
„Während der osmanischen Fremdherrschaft wirkte im Kloster eine Schreibstube mit Zellenschule. Hier arbeiten angesehene bulgarische Schriftgelehrte, Autoren religiöser Werke und Volksaufklärer, die wahre Meisterwerke hiesiger Predigtensammlung und theologischer Schriften schufen. Das Kloster unterhielt direkte Kontakte zu angesehenen Wohltätern und Stiftern in Wratza. Sie trugen in diesen schwierigen Zeiten dazu bei, dass das Kloster zu einem Zentrum der Literatur, der Bildung und des christlichen Glaubens wurde. Auch das Handwerk blühte an diesem Ort auf; genannt seien die Goldschmiedewerkstätten. Hier wurde auch die erste Kupferdruckwerkstatt in Bulgarien eröffnet. Es entstanden Meisterwerke der bulgarischen Goldschmiede- und Juwelierkunst. Einige dieser Arbeiten sind heute im Geschichtsmuseum in Wratza ausgestellt.“
In unmittelbarer Nähe befindet sich die sogenannte „Große Höhle“ – eigentlich eine Felsnische mit hohem Gewölbe. Zu Füßen des Felsens sprudelt eine Karstquelle, deren Wasser Heileigenschaften nachgesagt werden. Forschern zufolge waren in der Höhle die Werkstätten des Klosters untergebracht. Hier wurde im Jahre 1822 ein Kupferdruck angefertigt, der nicht nur das Kloster, sondern auch die von Festungsmauern umgebene nahe gelegene Stadt Wratza zeigt. Die hiesigen Meister fertigten auch die schönen teilvergoldeten Silberbeschläge des Tscherepisch-Evangliars mit den Darstellungen verschiedener biblischer Szenen an, erfahren wir von Neli Stojanowa. Am bemerkenswertesten aber sind die bis heute erhaltenen Malereien an den Höhlenwänden:
„Es gibt viele alte Inschriften. Einige der Felsmalereien stammen vermutlich noch aus dem 14. Jahrhundert. Sie stellen Szenen aus dem Leben und Wirken des heiligen Demetrios und des heiligen Nestor dar. Experten zufolge sei der heilige Demetrios jedoch nicht nach dem Kanon der Ikonenmalerei der damaligen Epoche dargestellt. Eine der Darstellungen zeigt den Heiligen auf einem Schimmel; auf einer anderen sitzt er auf einem weißen Thron und zu seinen Füßen sind verschiedene Tiere erkennbar, wie Schlangen, Löwen u.a.“, sagt Neli Stojanowa.
Diese Fresken wurden im 16. Jahrhundert erneuert, so dass die Farben immer noch lebendig sind und die Heiligenbilder, obwohl schon etwas verblasst, eine starke Wirkung auf den Betrachter ausüben. An der Westwand der „Großen Höhle“ sind Spuren von Darstellungen des heiligen Iwan Rilski und des heiligen Johannes des Theologen erhalten.
Nach Jahren der Verwahrlosung des Klosters „Hl. Iwan Kassinetz“ wurde das Kirchengebäude im Jahr 2008 restauriert und ein Weg zur „Großen Höhle“ mit den Fresken angelegt. Das Kloster ist wieder tätig und hierher kommen zunehmend mehr Pilger, um eine Kerze anzuzünden und die Energie dieses heiligen Ortes zu spüren.
Autor: Weneta Nikolowa
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