Kann die Kultur das Image einer europäischen Hauptstadt verändern und wie? Die Antwort ist ein klares Ja, meint die Kulturmanagerin und Geschäftsführerin der „DOMA Art Foundation“, Martina Stefanowa. Zusammen mit gleichgesinnten Künstlern zeigt sie nun schon das siebente Jahr in Folge mit dem „KwARTal“-Festival, wie das geht. Das Event wird an einem Ort veranstaltet, der als das alte jüdische Viertel unserer Hauptstadt bekannt ist.
Traditionell findet das Festival immer rund um den Stadtfeiertag von Sofia, den 17. September, statt. In diesem Jahr beginnt es am 16. September und dauert bis zum 18. September und steht unter dem Motto „Die kleinen Dinge“. „Denn das Viertel gehört zu den kleinen künstlerischen Dingen, die sich im Stadtzentrum befinden. Ein Ort, der bis vor einigen Jahren etwas gespenstisch anmutete und von den Bürgern gemieden wurde, weshalb auch das Festival ins Leben gerufen wurde“, erklärt Martina Stefanowa. Heute sagt sie voller Stolz, dass ihre Bemühungen in sieben Jahren mit mehreren taktischen städtebaulichen Veränderungen des Ortes, neuen attraktiven künstlerischen Räumen, schönen und farbenfrohen Graffiti an Wänden und Fassaden und immer mehr Anhängern der Idee, den Ort, den wir bewohnen, durch kulturelle öffentliche Veranstaltungen zu verändern, belohnt wurden. Bereits bei seiner ersten Ausgabe setzte das „KwARTal“-Festival auf seine Hauptidee - den Bewohnern und Gästen das Potenzial dieses Stadtteils zu zeigen - die kleinen Räume, Gassen, Häuser, die architektonischen und historischen Wahrzeichen um uns herum und warum sie erhalten werden sollten.
In seiner jetzigen Form ist das ehemalige jüdische Viertel und Geschäftszentrum von Sofia in der Zeit nach der Befreiung Bulgariens von der türkischen Fremdherrschaft bis in die 1930er Jahre entstanden. Nach der Bombardierung Sofias im Jahr 1944 und der Auswanderung der großen jüdischen Gemeinschaft aus Bulgarien wurden die meisten Gebäude verstaatlicht und das Viertel entvölkert. Auf seinem Territorium stehen 110 Kulturdenkmäler, aber 49 von ihnen wurde dieser Status im Jahr 2005 nach einer Aktualisierung durch das Nationale Institut für unbewegliches Kulturerbe aberkannt. Das Viertel, in dem heute rund 12.000 Menschen leben, beherbergt Museen und religiöse Stätten verschiedener Glaubensrichtungen, zahlreiche kreative Werkstätten, Galerien, Restaurants und Cafés. Martina Stefanowa erinnert an die Worte des berühmten Architekten Belin Mollow, der in den 1970er Jahren sagte, dass dieses Viertel sich durch einen künstlerischen, bohèmehaften Geist auszeichnet, der genutzt werden sollte.
„Jedes Viertel hat seine Besonderheiten. Einige sind Industrieviertel, andere Handelsviertel. Unseres trägt die Geschichte des Bohème-Viertels des alten Sofias und war ein Ort, wo sich die Intellektuellen getroffen haben. In der Nähe der Sofioter Universität gibt es wiederum ein Professorenviertel. Jeder Ort sollte entsprechend seiner Besonderheiten entwickelt werden und die entsprechenden Politiken sollten darauf basieren“, sagte Martina Stefanowa in einer Sendung des Inlandsprogramms „Horizont“ des BNR.
Die Hauptprobleme des Viertels sind heute, wie an vielen anderen Orten im Zentrum Sofias auch, dass es nicht genug Grünflächen und Parkplätze gibt, die ungepflegten und manchmal bröckelnden Fassaden der historischen Gebäude und die schlechte Infrastruktur. Mit seinem Programm versucht „KwARTal“, zumindest für ein paar Tage die Schwierigkeiten zu überwinden und den Menschen den Ort zurückzugeben.
„Auch in diesem Jahr werden die Bürger und Besucher der Hauptstadt eine größere Fußgängerzone ohne Autos genießen können, denn unser Ziel ist es, mehr Platz für die Menschen in der Stadt zu schaffen, vor allem in diesem Viertel, wo auf Kosten des öffentlichen Raums gebaut wird. Über 100 Teilnehmer, mit denen wir vor Ort zusammenarbeiten, organisieren diverse Werkstätten, Ateliers, ein Musikprogramm, Unterhaltung für die Kleinen, Straßenaufführungen, literarische Führungen, einen historischen Rundgang „Mein jüdisches Sofia“ und weitere interessante Veranstaltungen, die unsere Sommerlaune verlängern werden“, erläutert Martina Stefanowa.
Das vollständige Programm des siebten Stadtfestivals „KwARTal“ finden Sie auf der Internetseite des Events.
*Das Festival „KwARTal“ ist Teil des kulturellen Veranstaltungskalenders der Stadt Sofia und wird in Zusammenarbeit mit dem Stadtbezirk Oborischte veranstaltet.
* Martina Stefanowa ist Kulturmanagerin, Kuratorin, Kunstkritikerin, Mitbegründerin und Geschäftsführerin der „DOMA Art Foundation“. Sie arbeitet auf dem Gebiet der zeitgenössischen Kunst, Kultur und Stadtentwicklung. Martina Stefanowa erwarb ihren Master-Abschluss in Druckkunst an der Staatlichen Druckuniversität in Moskau und spezialisierte sich anschließend in Südkorea auf Medien und Animation.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
Fotos: Facebook / kvartal.art.districtZum 23. Mal entführt das Team des Bansko Film Fest das Publikum mit 75 Filmen aus 39 Ländern in einige der extremsten Gegenden der Welt. „Alles sind Premieren, für einige von ihnen werden die Vorführungen in Bansko Weltpremieren sein“,..
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