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Der Regisseur Galin Stoew:

Das Theater verwandelt Wut und Ohnmacht in etwas Konstruktives

Krieg vernichtet die Schöpferkraft, was uns aber nicht aufhalten darf

Foto: Facebook / ApolloniaFestival

Der Regisseur Galin Stoew ist die vielleicht bekannteste Figur, mit der unser Land in der Theaterwelt in Verbindung gebracht wird. Als Regisseur und Direktor des Nationaltheaters in der französischen Stadt Toulouse weiß er, dass es nicht leicht ist, sich als Künstler in Frankreich zu etablieren.

Er gibt zu, dass er in der Gemeinschaft akzeptiert wird, ohne dies um jeden Preis anzustreben. Er trifft dort auf Künstler und Bühnenarbeiter, die seine Sicht bezüglich der Produktionen verstehen und teilen. Stoews Stimme ist jedoch laut genug, um auch außerhalb des magischen Raums des Theatersaals gehört zu werden. Seit Jahren verfolgt er jedes größere Ereignis und jede Veränderung im gesellschaftlich-politischen Leben in unserem Land und reagiert darauf. In diesem Jahr gehört er zu den Spezialgästen bei der 38. Ausgabe des Festivals der Künste „Apollonia“ in Sosopol, wo er seine Meisterklasse abgehalten und seine Sichtweise darüber geteilt hat, was der Preis des Erfolgs ist:

„Wenn man auf der Bühne steht, bekommt man Macht, die aber mit Verantwortung einhergeht“, erklärte der Regisseur in einem Interview für das BNR-Inlandsprogramm „Christo Botew“. „Die Politiker denken, dass sie eine Art Geschäfte machen müssen, während sie in der Politik sind und damit endet ihr ganzer Horizont, was ich für sehr tragisch halte.“

Schöpfertum ist eine Mission und ein ständiger Prozess für jeden Künstler, aber in Zeiten wie diesen ist es auch eine besondere Herausforderung.

„Krieg ist eine extreme Form der Entmenschlichung und wenn es ihn gibt, kommt er einer Vernichtung der Schöpferkraft gleich. Natürlich sind wir Künstler vielleicht ein wenig privilegiert, weil wir uns ausdrücken können und das, was geschieht, auf unterschiedliche Weise interpretieren können“, meint Galin Stoew.

In diesem Sinne ist das Theater sowohl eine Flucht vor den Problemen der Außenwelt als auch ein Versuch, die Probleme, die uns zu schaffen machen, zu bewältigen.

„Theater verwandelt Wut und Ohnmacht in etwas Konstruktives“, ist Galin Stoew überzeugt. „Und zwar, indem es die Menschen mit ihren eigenen Ängsten und Schwächen konfrontiert, denn Flucht ist längst keine Lösung mehr. Die Welt ist kleiner geworden und Informationen erreichen uns jetzt viel schneller. Selbst wenn wir die Probleme nicht wahrhaben wollen, was wir zuweilen immer noch tun, werden sie dadurch nicht verschwinden und das wird auch zu nichts Konstruktivem führen.“

Im Rahmen seines Meisterkurses war es Galin Stoew wichtig, seinen Schülern ihr verborgenes kreatives Potenzial zu zeigen und ihnen zu vermitteln, wie es sich anfühlt, sich frei ausdrücken zu können.

„Ich versuche, sie zu ermutigen und zu provozieren, denn in Beidem gibt es Momente, die einen destabilisieren - sei es als etwas Gutes oder Schlechtes. In solchen Momenten muss man die Courage aufbringen, sich frei treiben zu lassen und dem inneren Gefühl zu vertrauen, dass man auf dem richtigen Weg ist“ , so Galin Stoew abschließend.

Zusammengestellt von: Joan Kolev

Übersetzung: Rossiza Radulowa

Fotos: Facebook / ApolloniaFestival


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