Wenn graue, gedämpfte Töne im bisherigen Leben eines jungen Menschen vorherrschen, kann es passieren, dass er sich eines schönen Tages an einen von Sonnenstrahlen erleuchteten Ort stellt und mit halb verschlossenen Augen aus dem Vollen schöpft. Dann, ähnlich dem strahlenden Licht, das für alle da ist, werden die kühnen Träume geboren.
Obwohl sie zehn Geschwister hat, sieht Janet jeden Morgen als Erstes die Gesichter ihrer Großfamilie, die aus ausgesetzten Kindern besteht. Bereits in jungen Jahren, als sie in einem Sozialheim lebte, und nun seit vier Jahren in einem Übergangswohnheim wohnt, teilt sie mit: „Ich möchte einfach nur ein glücklicher Mensch sein“. So fasst sie kurz alle ihre Träume zusammen.
Janet Tschawdarowa gehört zu den hundert Abiturienten, die dieses Jahr ihren Abschlussball in Gesellschaft von Staatspräsident Rumen Radew und seiner Frau in der Residenz „Bojana“ feierten. Mit seiner gemeinnützigen Initiative „Unterstütze einen Traum“ hilft das Staatsoberhaupt jungen Menschen, die in sozialen Einrichtungen aufgewachsen sind, ihre Ausbildung fortzusetzen oder eine Arbeit zu finden. Als Absolventin des Nationalen Gymnasiums für Bühnen- und Filmkunst in Plowdiw verfolgt Janet ihr großes Ziel, an der Nationalen Kunstakademie in Sofia Werbedesign zu studieren.
„Ich tanze, male und singe“, sagt sie. „Im ersten Heim, in dem ich gelebt habe – „Maria-Louisa“, wurden wir zum Zeichenunterricht in die Altstadt von Plowdiw geschickt. Der Unterricht war einmal pro Woche und ich habe dabei viele Eingebunden erhalten. Längere Zeit war ich auch als Choreographin tätig. Ich habe Kindern und Erwachsenen unterrichtet, und das ist etwas, das mir wirklich das Gefühl von Freiheit gibt. Grundsätzlich tanze ich alle Tänze, am liebsten jedoch Hip-Hop.“
Janet malt seit sie sechs Jahre alt ist. Ihr Talent wurde von prominenten Persönlichkeiten in Plowdiw erkannt, die 2018 in Zusammenarbeit mit der Gemeinde ein Wohltätigkeitskonzert organisierten, um sie zu unterstützen. Ziel war es, Spenden für einen Malkurs zu sammeln. Das begabte Mädchen schaffte es, alle seine in einer Begleitausstellung angebotenen Werke zu verkaufen; die Akademie für Musik, Tanz und Bildende Kunst der Stadt half der jungen Nachwuchskünstlerin dabei. Ein Jahr zuvor war Janet im Rahmen des LUMIXX-Festivals an der Schaffung einer Lichtinstallation im Stadtteil Stolipinowo in Plowdiw beteiligt.
„Ich bin ein Mensch, der abstrakt denkt“, sagt Janet über sich selbst. „Ich liebe alles und habe kein bestimmtes Lieblingsgemälde, Skulptur oder ähnliches. Aber Rembrandts „Nachtwache“ ist etwas Besonderes für mich und vor allem deshalb fühle ich mich motiviert, weiterzumachen. Momentan arbeite ich an einem Bild im japanischen Stil, das ich auf Seide male. Die Arbeit daran nimmt viel Zeit in Anspruch und ich hoffe, dass es am Ende gelingt, weil es in einer Galerie in der Hauptstadt ausgestellt werden soll.“
Doch Kunst, eingeschlossen zwischen vier Wänden, befriedigt die freiheitsliebende Künstlerin nicht, die davon träumt, dass ihre Werke eines Tages in der Öffentlichkeit im Freien ausgestellt werden - „irgendwo, wo man sie mit bloßem Auge sehen und schätzen kann. Egal wo, Hauptsache nicht in einem Gebäude“, fügt sie hinzu.
Janet zieht die Malerei der Grafik vor, weil sie nur so vor Farbe strotzt. Ihrer Meinung nach brauche Bulgarien auch mehr Farbe.
„Bunt, sehr bunt, weil ich denke, dass jeder von uns derzeit ein wenig im grauen Alltag steckt“, meint sie. „Und jeder Mensch braucht ein bisschen Farbe, um glücklicher zu sein. Ich hoffe, dass ich eines Tages zumindest jemanden mit meinen Bildern inspirieren kann.“
Zu diesem Zweck ist Janet bereit, eine neue Seite in ihrem Leben aufzuschlagen – „eine wirklich neue Seite“. Sie will sich in der Akademie vollständig ihrer Kunst widmen. Diese unbeschriebene Seite beginnt wie folgt:
„Mit einem Lächeln. Was ich wirklich gerne auf dieser neuen Seite malen möchte, ist ein glückliches Leben. Ich muss ruhiger werden. Ich möchte bereits in der Akademie sein, studieren und neue Leute kennenlernen. Vor allem möchte ich unabhängig werden, mich auf mich verlassen können und eine unabhängige Frau sein.“
Und erneut, wie ein Zauberspruch, fasst sie ihren Traum in Worte: „Ich will einfach nur ein glücklicher Mensch sein.“
Text: Diana Zankowa auf der Grundlage einer Reportage von Mira Stefanowa vom BNR-Inlandsprogramm „Horizont“Es gibt kaum einen Jungen, der nicht Astronaut werden möchte. Wenn auch seltener, haben auch Mädchen solche Ambitionen. Unter ihnen ist die Globetrotterin Isabela Schopowa, deren größter Held in ihrer Kindheit Juri Gagarin war. Sie beschreibt ihre..
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