Wussten Sie, dass das Gebäude der „Sofioter Bibliothek“ am Slawejkow-Platz in Sofia von einer der besten Architektinnen Bulgariens, Viktoria Angelowa, im Jahr 1926 entworfen wurde? Und falls Sie sich fragen, warum diese Tatsache so wichtig ist, dann sei an dieser Stelle gesagt, dass sie Teil der Geschichte der bulgarischen Architektur und des weltweiten Kampfes für die Gleichstellung der Geschlechter ist.
Wie in vielen anderen Berufsfeldern, mussten die Frauen auch in der Architektur einen schwierigen und dornigen Weg beschreiten, um ihr Talent zu beweisen und sich das Recht auf Ausbildung und Arbeit zu erkämpfen. Einen Teil dieses Weges zeigt die Ausstellung „FRAU ARCHITEKT“, die in Bulgarien vom Goethe-Institut Bulgarien und der Stiftung „Bulgarische architektonische Moderne“ präsentiert wird und am 4. Juli im Stadtgarten in Sofia eröffnet wird. Sie stellt zwanzig Porträts von spannenden Frauen vor, welche in zwei verschiedenen Kontexten (Deutschland und Bulgarien) zur Architektur des 20. Jahrhunderts beigetragen haben.
Der erste Teil der Ausstellung konzentriert sich auf die deutsche Realität, ist das Werk des Deutschen Architekturmuseums in Frankfurt am Main und wurde bereits in mehreren europäischen Ländern gezeigt, während der bulgarische Beitrag zu diesem Thema ein Versuch ist, das Gesamtbild in Europa zu vervollständigen. Er ist das Werk von Wassil Makarinow und Teodor Karakolew von der „Bulgarischen Stiftung für architektonische Moderne“. Die beiden Historiker haben sich in den letzten Jahren aktiv dafür eingesetzt, die besten architektonischen Beispiele der Zwischenkriegszeit in unserem Land zu popularisieren, damit wir sie kennen, verstehen und erhalten können. Und hier kommt die erste Besonderheit des Projekts in Sofia: Die deutsche Ausstellung ist zeitlich nicht begrenzt und reicht bis in die Gegenwart. Der bulgarische Teil ist nur auf die Jahre zwischen den beiden Weltkriegen beschränkt. „Das ist die Zeit, in der Frauen zum ersten Mal überhaupt auf dieses Terrain zugelassen wurden, das weitgehend konservativ und begrenzend war“, erklärte Teodor Karakolew für „Radio Bulgarien“.
„Die ersten Architektinnen in Bulgarien kamen in der Zeit des Ersten Weltkriegs auf die Bühne, als viele Männer an der Front waren und ein berufliches Vakuum entstanden war, das von den weiblichen Architekten gefüllt wurde. Es ist sehr wichtig zu erwähnen, dass es in dieser Zeit in Bulgarien keine Architekturausbildung gab und alle, die den Wunsch und die Möglichkeit hatten, Architektur zu studieren, ihr Studium im Ausland, hauptsächlich in Deutschland - München, Dresden oder Berlin - absolvieren mussten.
Bis Mitte der 1940er Jahre hatten etwa 30 bulgarische Architektinnen eine solche Ausbildung abgeschlossen. Der Frauenanteil unter allen bulgarischen Architekten war nicht groß, er lag unter 10 Prozent. Allein im Jahr 1935 gab es landesweit etwas mehr als 400 Architekten mit einem Abschluss in Design. Leider wissen wir nur sehr wenig über die Arbeit der ersten zwei bulgarischen Architektinnen, Maria-Luisa Dossewa und Elena Markowa, die 1917 in Darmstadt bzw. Berlin ihr Studium abgeschlossen haben. Die prominentesten Namen - Viktoria Angelowa-Winarowa und Elena Warakadschiewa-Schkodrewa, die den Hauptteil der Ausstellung ausmachen, erhielten ihre Diplome etwas später, in den frühen 1920er Jahren.“
Es gibt viele Parallelen zwischen der bulgarischen und der deutschen Realität in Bezug auf die Frauen in der Architektur. Sie alle hatten aber alle mit den Vorurteilen der Gesellschaft zu kämpfen und haben es oft geschafft, diese zu überwinden, was von ihrer Zielstrebigkeit zeugt“, sagte Teodor Karakolew und weiter:
„Interessant bei Viktoria Angelowa ist, dass sie ihre Tätigkeit als Architektin im Ministerium für öffentliche Gebäude aufgenommen hat. Bei einem der Wettbewerbe, den sie gewonnen hat, hat ihr der Investor nicht vertraut und einen anderen Designer gewählt. Der Grund dafür war nicht nur ihr Geschlecht, sondern auch der Umstand, dass sie seiner Meinung nach noch sehr jung war. Das hat sie jedoch nicht abgeschreckt und im Laufe der Jahre ist es ihr gelungen, sich im öffentlichen und beruflichen Leben des Landes zu etablieren.
„Interessanterweise heben unsere deutschen Kollegen die Tatsache hervor, dass Iris Dullin-Grund in den 1960er Jahren eine so hohe öffentliche Position als Stadtarchitektin in der DDR erreicht hat, während das in Bulgarien bereits 1926 erfolgt ist“, sagte Karakolew.
Die Ausstellung „FRAU ARCHITEKT“ zeigt Porträtfotos, Entwürfe, die von Hand gezeichnet wurden, Pläne, Skizzen und dekorative Zeichnungen, die uns in jene glorreichen Jahre zurückversetzen und dabei einen weiblichen Touch haben. Unabhängig davon, ob sie das Werk eines Mannes oder einer Frau sind, haben die Gebäude aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Bulgarien heute ein und dasselbe Problem - die mangelnde Erhaltung des kulturellen Erbes, das sie darstellen.
„In den Jahren, in denen der Modernismus Einzug hielt, setzte sich ein puristischer Stil durch, der sich nicht so sehr durch die Ornamentik, sondern vielmehr durch die Größe der Gebäude, die Farben und Besonderheiten des Fassadenputzes Ausdruck verschafft. Und bei den Architekturführungen, die wir in verschiedenen Städten organisieren, ist das oft sehr gut zu sehen“, sagte Karakolew.
Die Ausstellung “FRAU ARCHITEKT“ kann bis zum 18. Juli im Stadtgarten Sofia besichtigt werden.
Übersetzung: Rossiza RadulowaFotos: bereitgestellt von den Organisatoren
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