Zwei Jahre nach dem Protestsommer 2022, als zahlreiche Auslandsbulgaren den Rücktritt des damaligen Ministerpräsidenten Bojko Borissow und des weiterhin amtierenden Generalstaatsanwalts Iwan Geschew forderten, versammelten sich unsere Landsleute im Ausland erneut vor diplomatischen Vertretungen. Am Montagabend fand vor der bulgarischen Botschaft in Wien eine Protestaktion in Unterstützung der Regierung von Kyrill Petkow und ihres Kampfes gegen die Mafia statt.
„Wir wollen, dass Bulgarien ein Rechtsstaat wird“, „Die Korruptionsbekämpfung muss fortgesetzt werden“, „Das Putin-Regime darf die bulgarische Politik nicht weiter beeinflussen“ – mit diesen Aufrufen brachten die Bulgaren in Österreich ihre Haltung am Vorabend des Misstrauensvotums gegen das Kabinett von Ministerpräsident Kyrill Petkow zum Ausdruck.
„Wir zeigen, dass wir bereit sind, wieder auf die Straßen Wiens zu gehen und nicht nur das“, sagte Teodor Georgiev, der in der österreichischen Hauptstadt im Bereich digitales Marketing arbeitet. „Wir haben gesehen, dass sich die Bulgaren bereits in Belgien und Deutschland organisieren. Falls die Dinge so weitergehen, werden sie auch in anderen Ländern auf die Straße gehen. Kürzlich haben wir miterlebt, wie die Fangarme des Kraken versuchen, das Erreichte der letzten sechs Monate zu vernichten. Der Kampf ist jedoch noch nicht zu Ende; wir haben uns der Sache gewidmet.“
Auslandsbulgaren fordern in einer Erklärung die Abgeordneten auf, in der Abstimmung über den Misstrauensantrag gegen die Regierung ihrem Gewissen zu folgen und auf diese Weise die Demokratie und den europäischen Weg des Landes zu verteidigen.
„Die sogenannte Opposition - diejenigen, die vordem regiert haben, wollen zusammen mit denen, die angeblich die neuen Gesichter in der Politik sind und erklären, wie sie Bulgarien leiten wollen, versuchen, es mit eigenen Händen zu vernichten“, sagt weiter Teodor Georgiev. „Aus diesem Grund sind wir Auslandsbulgaren davon überzeugt, sich auf unser in der Verfassung verbürgtes Recht stützend, dass wir schärfer reagieren müssen. Wir wollen nicht, dass wertvolle Zeit mit Neuwahlen verschwendet wird und die alten Parteien des Status quo an der Macht sind.“
Teodor Georgiew ist von der Regierungskrise nicht überrascht, die der Parteichef von „Es gibt ein solches Volk“ Slawi Trifonow heraufbeschworen hat, in dem er unter der Begründung „Nordmazedonien-Frage“ seine Minister aus dem Kabinett abzog und sich der Opposition anschloss.
„Die von Slawi Trifonow angeführten Gründe sind haltlos, da noch keine Entscheidung zu Nordmazedonien gefallen ist. Die wahren Gründe für den Austritt aus der Regierung liegen im Verborgenen und sind offensichtlich die Handbremse, die Slawi Trifonow zu ziehen hatte, falls die Regierung anfängt, sich mit Dingen zu befassen, die unangetastet bleiben sollen.
Was auch immer am Mittwoch, dem 22. Juni, passieren wird, wenn das Parlament über den Misstrauensantrag abstimmt, erwartet uns erneut ein heißer politischer Sommer“, prognostiziert Teodor Georgiev. „Ob sie für, oder gegen die Regierung sind - die Leute sind bereits auf der Straße“, sagt er. Seiner Meinung nach wird das, wogegen die Bulgaren ankämpfen müssen, nicht nur die Richtung des Landes bestimmen, sondern auch zum Prüfstein werden, ob die Fehler der Vergangenheit erneut begangen werden.
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
Fotos: Facebook, Privatarchiv
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