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Schlechte Note für den Staat für seine Kinderpolitik

Foto: Archiv

Bereits das elfte Jahr in Folge erstellt das Nationale Kindernetzwerk einen Monitoring-Bericht mit dem Titel „Notenheft: Welche ist die Durchschnittsleistung des Staates in der Kinderbetreuung?“

Auch in diesem Jahr fällt die Bewertung durchschnittlich aus. Trotzdem wollen Optimisten einen Hoffnungsschimmer erkennen. Auf einer Sechs-Punkte-Skala gebe es in diesem Jahr im Vergleich zum Vorjahr eine leichte Verbesserung von der Note 3,09 auf 3,18.

"Notenheft“ ist der einzige unabhängige Bericht seiner Art in Bulgarien über den Fortschritt der staatlichen Kinderpolitik, der sich auf Daten und Analysen verschiedener Bereiche unserer Kinderbetreuung wie Wohlstand, familiäres Umfeld und alternative Betreuung, Schutz vor Gewalt, Justiz, Förderung der kindlichen Entwicklung, Kindergesundheit, Bildung, Sport, Kultur und Freizeit stützt. Die erhaltene Note „befriedigend 3“ bedeutet, dass der Staat zwar seine Bereitschaft erklärt, die Probleme zu lösen, aber minimale und widersprüchliche Schritte unternommen hat und keine sichtbaren Ergebnisse vorliegen.

Die Autoren der Analyse sind 30 Experten und 7 externe Gutachter. Berücksichtigt wurden auch die Meinungen von Kindern, Jugendlichen, Eltern und Fachleuten. In diesem Jahr kommen die Experten zu dem Schluss, dass es immer noch keinen strategischen Plan für die Kinderpolitik gibt, die Kinderarmut nach wie vor hoch ist, das Fehlen eines einheitlichen Systems zur Registrierung von Gewalt gegen Kinder immer akuter wird und die Pandemie die Ungleichheiten beim Zugang zu hochwertiger Bildung verschärft hat. Einen klaren Fokus auf die Kindergesundheit gibt es auch nicht.

„Seit 11 Jahren geben wir Einschätzungen zur Kinderpolitik und in dieser Zeit sind wir nicht von der schwachen Note 3 aufgerückt“, entrüstet sich Georgi Bogdanow und informiert über die vom Nationalen Statistikamt veröffentlichten schockierenden Daten, dass die Kinderbevölkerung in Bulgarien seit 1992 um die Hälfte geschrumpft ist. „Wenn wir eine gute Politik hätten, wäre das nicht der Fall“, unterstrich der Exekutivdirektor des Nationalen Netzwerks für die Kinder bei der Präsentation des Berichts.

Georgi Bogdanow

Am schlechtesten schneidet der Staat laut dem Gutachten im Bereich „Sport, Kultur und Freizeit“ ab, wo es nur eine Note von 2,98 bekommen hat. Kultur und Kunst würden noch immer nicht als Mittel für das Erreichen von Lernzielen eingesetzt. Es fehle an einer umfassenden Politik zur Entwicklung des Kindersports und der Kindersportvereine sowie an angemessenen Bedingungen für Sport und Spiel im Freien und Hallen, insbesondere in Kleinstädten und in den Zentren der Großstädte, betonen die Experten.

Das Dokument weist darauf hin, dass Bulgarien zu den Ländern mit der höchsten Kinderarmut gehört. Jedes dritte Kind in unserem Land (36,2 % oder 440.000 Kinder unter 18 Jahren) lebt in Armut und ist sozial ausgegrenzt. Die Fälle von Gewalt gegen und zwischen Kindern nehmen stetig zu. Gleichzeitig gibt es keine spezialisierten Leistungen für Kinder, die Opfer von Gewalt geworden sind. Die Betonung wird auf Strafen und Sanktionen gelegt, nicht auf  Vorbeugung und Unterstützung, heißt es im Bericht.

Berechtigte Kritiken gibt es auch in puncto Kindergesundheit. Es wird darauf hingewiesen, dass es an einer pädiatrischen Strategie und regionaler Ausrichtung der Gesundheitspolitik mangelt, um die Probleme des Zugangs zur Gesundheitsversorgung, der Kindersterblichkeit und der Gefährdung bestimmter Gruppen anzugehen. Die Gesundheitsdienste für seltene und chronische Krankheiten konzentrieren sich in der Hauptstadt und einigen wenigen Großstädten. Es gibt immer noch viele Kinder, die erst dann medizinisch versorgt werden, wenn ihr Gesundheitszustand ernsthaft beeinträchtigt ist.

„Im Laufe der Jahre wurde uns immer wieder vorgeworfen, dass wir zu schlechte Noten schreiben und die Bemühungen des Staates in bestimmten Bereichen nicht anerkennen“, sagte Plamena Nikolowa vom Kindernetzwerk in einem Interview für den BNR. „Wir können keine besseren  Noten schreiben, wenn in Sachen Kinderpolitik nichts erreicht wurde oder die Lage der Kinder sogar schlechter geworden ist.“

Die Experten warnen, dass die Zeit für den Aufschub wichtiger Reformen verstrichen ist und appellieren an den Staat, im Interesse der Zukunft und des Wohlergehens unserer Kinder zu arbeiten, damit wir nicht aus eigener Kraft und freiwillig neue Eiserne Vorhänge vor unseren Kindern aufbauen.

Redaktion: Miglena Iwanowa

Übersetzung: Georgetta Janewa

Fotos: Archiv, BGNES, Nationales Kindernetzwerk


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