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Sneschana Witanowa: „Das Volkslied ist für mich eine Lebensweise“

Foto: Archiv

Die Gesangsmeisterschaft der namhaften bulgarischen Volksliedsängerin Sneschana Witanowa ist ein gutes Beispiel für Familientraditionen. Ihr Repertoire stammt aus ihrer Heimatregion Radomir (Westbulgarien) und ist ein Ausdruck authentischer Interpretation der Gesangsfolklore. Es umfasst die verschiedensten Genre-Lieder, charakteristisch rhythmische, aber auch Scherzlieder und die langsamen Heldengesänge, die in der Graowo-Region gern auf Hochzeiten gesungen werden. Ihre schöne Alt-Stimme ist einer der musikalischen Farbtöne in der Palette des lokalen Schopen-Gesangs.

Sneschana Witanowa wurde im Dorf Dren nahe der Stadt Radomir geboren. Zuerst lernte sie bei ihrer Mutter, die sie mit der Gesangsfolklore der Schopen bekannt machte. Die Volksmusik blieb lange Zeit lediglich ein Hobby - Sneschana Witanowa studierte Wirtschaftswissenschaften, widmete sich aber zunehmend mehr dem Gesang und trat immer häufiger auf Konzerten, Volksfesten und Hochzeiten auf.

Im bulgarischen Nationalen Rundfunk hat sie mehr als 70 Originallieder im alten Gesangsstil aufgenommen. Ihr gelang es auch, ihre beiden Töchter für die Volksmusik zu begeistern. Die eine lernte Fiedel und die andere sang – beide im Kinder- und Jugendfolkloreensemble „Iswortsche“ (zu Deutsch „Quelle“) in Sofia.

Stojan spielte in der Kneipe

Anlässlich ihres 70. Geburtstages, den die Sängerin am 10. Januar beging, erzählte sie uns über ihren musikalischen Werdegang, der in ihrem Heimatdorf begann:

„Das schönste Dorf in der Region Radomir ist Dren. Ich sog die hiesigen Volkslieder mit der Muttermilch auf. Zuerst hörte ich meiner Mutter in ihrem damals schwierigen Alltag beim Singen zu. Später habe ich in einer gesangfreudigen Familie aus Gorna Dikanja eingeheiratet. Viele Lieder lernte ich von meiner Schwiegermutter und natürlich von meinen Großmüttern und Urgroßmüttern, die ich später auch eingesungen habe. Diese schönen alten Lieder sollte man nicht antasten, andernfalls klingen sie unnatürlich - sie werden farblos und besitzen nicht jene Ausstrahlung, die den Zuhörer ergreift. Mit der Hilfe meines Mannes - Kostadin Sarbinow (einem langjährigen Fiedelspieler des Volksmusikorchesters des Bulgarischen Nationalen Rundfunks) baute ich meinen eigenen Stil und mein Repertoire auf.

Ein Mädchen erntete Weizen

In den 70 Jahren meines bisherigen Lebens habe ich viel erlebt. Ich werde nicht vergessen, als ich zum ersten Mal auf der Bühne stand. Damals war ich 7 oder 8 Jahre alt und sang auf dem Folklorefestival im Dorf Golo Bardo bei Bresnik. Ich war so klein, dass ich das Mikrofon nicht erreichen konnte. Einer der Organisatoren musste die ganze Zeit den Mikrofonständer halten, bis ich mein Lied zu Ende gesungen hatte.

Als ich aufwuchs und Erfahrungen mit Aufnahmen, Auftritten und Konzerten angehäuft hatte, trat ich auf einem Volksfest in Dren auf. In den Pausen, in denen die Leute nicht tanzten, sang ich. Beim Lied „Ein Mädchen erntete Weizen“ bemerkte ich, dass sich die Zuhörer die Tränen aus den Augen wischten. Offensichtlich hatte ich sie in die Vergangenheit zurückversetzt und ihre Herzen berührt. Allein aus diesem Grund sollte man bei den authentischen Liedern auf „Verzierungen“ verzichten.“

In Dren sind alle Schurken

Die beliebte Sängerin betonte auch die große Rolle, die einige der Solisten des Volksmusikorchesters des Bulgarischen Nationalen Rundfunks sowie das gesamte Orchester selbst in ihrer beruflichen Entwicklung gespielt haben:

„Meine ersten Aufnahmen für das Radio waren mit der Gruppe des virtuosen Fiedelspielers Atanas Waltschew. Ich war sehr aufgeregt, die Aufnahmen gelangen jedoch sehr gut; es waren stilvolle Lieder mit ansprechenden Texten. In den Jahren nahmen die Aufnahmen mit dem Folkloreorchester des Radios und speziell der Gruppe von Rossen Genkow zu. Es besorgte die Arrangements. Die Arbeit mit diesen Spitzenmusikern war eine großartige Schule für mich. Bis heute folge ich dem Weg des Liedes – ich höre ständig Musik. Das Volkslied ist für mich eine Lebensweise. Ich wünsche allen Gesundheit und viel Freude mit der bulgarischen Musikfolklore.“

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow



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