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Antoaneta Zonewa, Vorsitzende des Ausschusses für die Politik für Auslandsbulgaren, gegenüber Radio Bulgarien:

Die Beseitigung der Korruption in den Institutionen ist eine der Voraussetzungen für die Heimkehr von Emigranten in unser Land

Antoaneta Zonewa
Foto: Archiv

Die staatliche Politik gegenüber den Auslandsbulgaren steht im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit eines parlamentarischen Sonderausschusses. Diesem Sonderausschuss in der 47. Volksversammlung steht Antoaneta Zonewa vor. Die Abgeordnete von der Koalition „Demokratisches Bulgarien“  ist Mitbegründerin einer Nichtregierungsorganisation mit reichen Erfahrungen bei der Beobachtung des Wahlprozesses in Bulgarien und in bulgarischen Wahllokalen im Ausland. Als Vorsitzende des Ausschusses für Auslandsbulgaren ist eines ihrer Ziele, den bulgarischen Bürgern überall auf der Welt die freie Ausübung ihres Wahlrechts zu ermöglichen.

In einem Exklusivinterview für Radio Bulgarien hat Antoaneta Zonewa wichtige Fragen beantwortet: Wird das Gesetz über die Auslandsbulgaren geändert, wie kann die Arbeit der Agentur für Auslandsbulgaren optimiert werden, wann werden unsere Landsleute im Ausland tatsächlich die elektronischen Dienstleistungen nutzen können.

Die Digitalisierung der Dienstleistungen unserer konsularischen und diplomatischen Vertretungen ist ein zentrales Thema, an dem bereits gemeinsam mit dem Ministerium für E-Government und dem Außenministerium gearbeitet wird. Derzeit können die Auslandsbulgaren nur eine elektronische Unterschrift verwenden, wenn sie Dokumente für die Ausstellung eines Personalausweises einreichen und sie können auch auf elektronischem Weg einen Termin bei einigen unserer Konsulate beantragen. Welche neuen Dienstleistungen dazukommen, wird in wenigen Tagen klar sein, sagte Antoaneta Zonewa:

„Auf jeden Fall werden es jene sein, die von bulgarischen Bürgern im Ausland am häufigsten genutzt werden, damit man nicht ins  Flugzeug steigen und nach Bulgarien zurückkehren muss, um die gewünschte Dienstleistung einfacher und schneller zu erhalten“, erklärte Zonewa.

Bis Ende Februar wird die Bewertung der Auswirkungen des Gesetzes über die Auslandsbulgaren fertig sein, die dem Nationalen Zentrum für parlamentarische Forschung in Auftrag gegeben wurde. Seine Aktualisierung ist eine obligatorische Bedingung und Teil der vollwertigen Diskussion über die Verbesserung des rechtlichen Rahmens in Bezug auf unsere Landsleute im Ausland.

„Dieses Gesetz wurde vor mehr als 20 Jahren verabschiedet und entspricht nach allgemeiner Einschätzung nicht mehr den aktuellen Gegebenheiten“, betonte Antoaneta Zonewa.

Im Jahr 2021 wurde in Bulgarien eine Volkszählung vorgenommen.  Statistiker gaben bekannt, dass die Bevölkerung in unserem Land in den letzten zehn Jahren um 11,5 Prozent geschrumpft ist. Nach Angaben des Nationalen Statistikamtes leben in unserem Land derzeit 6.520.000 Menschen. Die Gründe für den Bevölkerungsschwund sind komplex, einer davon ist aber die Auswanderung:

„Wir sind uns voll und ganz bewusst, dass die Bürger, die sich für einen Umzug in eines der EU-Mitgliedsländer entschieden haben, äußerst mobil sind und häufig ihren Standort wechseln“, sagte Antoaneta Zonewa. Das häufigste Motiv für die Auswanderung der Bulgaren, nämlich der Mangel an  Entwicklungsperspektiven, ist ihrer Meinung nach besonders schwerwiegend. „Das, was sie fordern, sind höhere Gehälter, eine bessere berufliche Verwirklichung und bessere Bedingungen, um ihre Kinder großzuziehen. Wenn sich diese Bedingungen verbessern und sich dem europäischen Durchschnitt annähern, werden diese Menschen anfangen, sich Gedanken über ihre Rückkehrstrategien zu machen. Unsere Aufgabe als Politiker besteht darin, das korrupte Umfeld, in dem die bulgarischen Institutionen gefangen sind, erfolgreich zu beseitigen. Anderenfalls würden die Antworten auf die Frage, wie die Politiker die im Ausland lebenden Bulgaren zur Rückkehr motivieren wollen, eher wie Losungen klingen“, fügte Antoaneta Zonewa hinzu.

Ihrer Meinung nach ist es notwendig, eingehend zu klären, wo sich die bulgarischen Gemeinschaften in der Welt befinden sowie deren Konzentration, damit die Ressourcen des bulgarischen Staates adäquat verteilt werden können.

Von essenzieller Bedeutung ist, das Image der Staatlichen Agentur für Auslandsbulgaren zu verbessern. Es wurde stark in Mitleidenschaft gezogen, nachdem einer ihrer Vorsitzenden im Jahr 2018 festgenommen und angeklagt wurde, als Anführer einer kriminellen Gruppe mit Dokumenten für den Erwerb der bulgarischen Staatsbürgerschaft gehandelt zu haben. Nun will man die Beteiligung der Staatlichen Agentur für Auslandsbulgaren am Netzwerk von Institutionen intensivieren, die mit und für unsere Gemeinschaften im Ausland arbeiten - sagte Antoaneta Zonewa.

In ihrem Interview für Radio Bulgarien kündigte Antoaneta Zonewa auch die Einrichtung eines öffentlichen Rates beim parlamentarischen Ausschuss für Auslandsbulgaren an. Er soll beratende Funktionen haben und helfen, Probleme der bulgarischen Gemeinschaften im Ausland zu identifizieren, zur Diskussion zu bringen und zu lösen. Einen Platz werden darin auch Vertreter der öffentlich-rechtlichen Medien haben. In Radio Bulgarien, der mehrsprachigen Webseite des Bulgarischen Nationalen Rundfunks, sieht Zonewa auch einen zuverlässigen Partner für die vollwertige Arbeit des parlamentarischen Ausschusses, dem sie vorsteht.

Ich möchte sehr, dass wir auch unsere Kontakte zu Radio Bulgarien nutzen, um unsere Landsleute im Ausland über unsere Arbeit zu informieren“, sagte Antoaneta Zonewa abschließend.

Übersetzung: Rossiza Radulowa




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