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Das Jahr 2021, gesehen mit den Augen zweier Fotografen

Bulgarien verabschiedet sich von einem Jahr der politischen Instabilität, erfüllt mit Sorgen um die Zukunft

Foto: Wichren Georgiew

Die letzten Tage und Stunden im Dezember werden in der Regel genutzt, um Bilanz zu ziehen. 2020 und 2021 waren jedoch zwei ganz besondere Jahre, da sie im Zeichen einer globalen Epidemie standen. Die Tagesordnung unserer Gesellschaft wird vom Kampf gegen Covid-19 bestimmt sowie von der ständig wachsenden Zahl der Corona-Opfer und dem Schwanken zwischen zwei Extremen – von Angst ums Überleben bis hin zur völligen Verleugnung oder Bagatellisierung der Ausbreitung des Virus. In diesem Sinne ist es wirklich schwierig, ein konkretes Ereignis hervorzuheben, das dieses Jahr geprägt hat. Deshalb wollen wir das durch die Augen zweier Fotografen zu tun, die es verstehen, wichtige Momente aus unserem hektischen Alltag in ihren Aufnahmen festzuhalten.

„Für Bulgarien waren der Erhalt der Impfstoffe und der Impfprozess die wichtigsten Ereignisse des Jahres“, meint Wichren Georgiew. „Zu den bedeutenden Ereignissen zählt auch die Verpackung des Triumphbogens in Paris. Wir können diesen Moment getrost als Anlass für nationalen Stolz bezeichnen, denn über unser Land wurde weltweit gesprochen. Ein weiteres Ereignis in unserem Land waren die Wahlen, die, zumindest vorerst, das Ende einer langen Regierung gesetzt haben, die für Stagnation gesorgt hat.“


Zum ersten Mal in der 32-jährigen demokratischen Geschichte Bulgariens waren die Wähler angehalten, ihr Stimmrecht in drei aufeinander folgenden Parlamentsabstimmungen auszuüben – im April, Juli und November, wobei die letzten mit den regulären Präsidentschaftswahlen zusammenfielen.

Ein Jahr voller politischer Ereignisse ist für jeden Journalisten eine Herausforderung, aber die Fotografen haben die Möglichkeit, sich die Fotos von jedem Ereignis in Ruhe und detailliert anzusehen und jene, die am eindrucksvollsten sind, in ihr Archiv zu aufzunehmen.


Derart hat der Fotograf Wesselin Borischew die ausdrucksstärksten Momente des Jahres 2020 in das Buchalbum „Oh, erinnern Sie sich, Madam“ einbezogen. 

Foto: Wesselin Borischew

Das gleiche Schicksal erwartet Tausende Fotos aus dem Jahr 2021, mit denen Borischew den zweiten Band der beliebten Ausgabe mit fast unverändertem Titel - „Ach, erinnern Sie sich, Madam“ - füllen wird. In den Worten, mit denen er das scheidende Jahr beschreibt, mangelt es an Optimismus, aber sie klingen aufrichtig und realistisch:

„Wir können sagen, dass dieses Jahr unangenehm idiotisch war. Ich persönlich sehe nichts Gutes, was in diesem Jahr passiert wäre. Für mich lautet das Wort des Jahres 2021 „Tod“. Tod vor dem Hintergrund politischer Possenspiele, die in der 45. und 46. Volksversammlung stattfanden und auch weiter stattfinden. Sie alle sind jedoch nichts Ernsthaftes vor dem Hintergrund, was den Menschen in Zuge der Pandemie widerfährt", sagte Wesselin Borischew..

Der Fotograf gesteht, dass die Auswahl der Aufnahmen, die er online und in Alben veröffentlicht, viel Zeit beansprucht. Darin sucht er gezielt nach dem grotesken Erscheinungsbild der Politiker

Foto: Wesselin Borischew

„Ironie, persönliche Einstellung, Spott – all diese Dinge müssen sich natürlich in Grenzen halten, die ich aber selbst bestimme, weil ich die Fotos gemacht habe“, betont Wesselin Borischew. „Ohne persönliche Einstellung würde das Foto nur ein paar Menschen in Kostümen zeigen, die miteinander kommunizieren oder Reden halten. Leider sind die meisten Fotos, die veröffentlicht werden, genau das.“

Mit welchen Hoffnungen und Erwartungen schauen wir den kommenden 12 Monaten entgegen, nach diesen zwei Jahren politischer und sozialer Erschütterungen?

Der Fotograf Wichren Georgiew sucht für sich noch immer nach einer Antwort. Er weiß jedoch, dass der Wandel, den die Welt durchmacht, notwendig ist und nicht mit Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit wahrgenommen werden sollte.

„Ich würde den Menschen wünschen, sich zu lieben, mehr Empathie füreinander zu haben. Wir sollten uns bemühen, nicht dem Egoismus zu erliegen, in den wir gefangen sind. Wir haben das Bedürfnis, mit unseren Mitmenschen zu kommunizieren, ohne sie zu konfrontieren, nach dem eigenen Nutzen zu suchen oder sie zu hassen“, sagte Wichren Georgiew abschließend.

Übersetzung: Rossiza Radulowa




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