Am Montag einer jeden Woche nimmt Bulgarien neue Schulden auf. Es handelt sich um interne Anleihen von lokalen Banken, Pensionskassen und anderen Investoren. Gestern wurde dieser Trend mit einer neuen Anleihe in Höhe von 255 Mio. Euro bestätigt, die von der Bulgarischen Nationalbank (BNB) am heimischen Finanzmarkt in Umlauf gebracht wurde. Das war die elfte staatliche Auktion für dieses Jahr mit einem Gesamtvolumen von 1,7 Mrd. Euro. Mit den gestern angebotenen Staatspapieren haben sich die Schulden auf 1,94 Mrd. Euro erhöht.
Die in letzter Zeit getätigten Auktionen zum Verkauf von Schuldverschreibungen lassen sich mit dem zum Jahresende erwarteten Haushaltsdefizit erklären. Nach der letzten Aktualisierung des Staatshaushalts wurde geplant, das Jahr mit einem Defizit von 2,4 Mrd. Euro in der Staatskasse abzuschließen, schreibt die Wirtschaftsseite Investor.bg.
Wird die inländische Staatsverschuldung weiter anwachsen und ist dadurch die Finanzstabilität des Landes gefährdet?
Die Obergrenze für die Staatsverschuldung ist gesetzlich für dieses Jahr auf 2,3 Mrd. Euro festgelegt, die ohne die Zustimmung des Parlaments nicht überschritten werden darf. Das würde bedeuten, dass weitere 358 Mio. Euro bis Jahresende nichtangebotenwerden.
Trotz des dynamischen Wachstums der Staatsverschuldung in diesem Jahr sehen die meisten Finanzexperten keine ernsthafte Bedrohung für die makroökonomische Stabilität des Landes. Zu erklären ist das sowohl mit der verfügbaren fiskalischen Reserve von über 5,42 Mrd. Euro als auch mit der relativ geringen Verschuldung des Landes insgesamt.
"Eine schlecht argumentierte Hysterie nützt nichts", erklärteder Wirtschaftsfachmann Latchesar Bogdanow vom Institut für Marktwirtschaft und fügte hinzu, dass Bulgarien im Vergleich zum EU-Durschnitt eine wesentlich geringere Verschuldung hat. Das Verhältnis zwischen Schulden und Bruttoinlandsprodukt beträgt 24,7% verglichen mit einem Durchschnitt von 91% für die EU und 98% für den Euroraum.
Es sollte daran erinnert werden, dass jede Schuld einen Preis hat, das bedeutet, dass neben dem Kredit auch Zinsen anfallen. Für die Investoren ist das ein Einkommen, für die Kreditnehmer ein zusätzlicher Aufwand. Derzeit sind aus dieser Sicht die Marktbedingungen für Kreditnehmer günstig, da die Zinsen extrem niedrig sind.
Der Finanzbeobachter von Money.bg Petar Iliew vermerkt, dass bei „einer relativ großen fiskalen Reserve und erhöhte Haushaltseinnahmen die Finanzbehörde den Markt mit staatlichen Wertpapieren mit verkürzten Fristen und erhöhtem Ertrag flutet. Dieser Preis wird aber vom Finanzministerium als akzeptabel bewertet, zumal die neuen Schulden für die Zahlung von alten Verpflichtungen gegenüber den Landwirten im Zusammenhang mit der Pandemie genutzt werden, sagte der Finanzminister Waleri Beltschew. Das seien Ausgaben, die gemacht werden müssen, auch zum Preis eines gemäßigten Anwachsens der öffentlichen Schulden.
Es stellt sich die Frage, warum die Übergangsregierung für die Staatsschulden vor den internationalen Finanzinstituten den Binnenmarkt vorzieht. Das war in der Vergangenheit anders und so beträgt die Bruttoauslandsverschuldung des Staates jetzt über 8 Milliarden Euro.
Übersetzung: Georgetta Janewa
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